Walther Schliephake: Ein Künstlerwerk ohne Erben

Das Haus des Sohnes in Leichlingen ist voll von seinen Bildern. Und die meisten machen keinen restaurierungsbedürftigen Eindruck.

Burscheid/Leichlingen. Der Vater ist allgegenwärtig. Im Hausflur, in den Treppenauf- und -abgängen, in annähernd jedem Wohnraum, im Keller, auf dem Speicher: Überall hängen Bilder von Walther Schliephake (1888-1968). Und für seinen einzigen Sohn Wilhelm, inzwischen 77 Jahre alt, sind die meisten von ihnen noch bis heute Quelle sprudelnder Erinnerungen.

Immer wieder macht er sich einen Spaß daraus, Besucher raten zu lassen, um welchen Ort, welche Landschaft es sich bei den einzelnen Werken handelt. Viel hat sich seither verändert; nicht immer wird dem Betrachter das Wiedererkennen so leicht gemacht wie beim Altenberger Dom.

Augenscheinlich befindet sich die überwiegende Zahl der Bilder im Hause Schliephake in einwandfreiem Zustand. Woher die Einschätzung der Burscheider Stadtverwaltung stammt, es bestehe ein enormer Restaurierungsbedarf - Wilhelm Schliephake zuckt die Schultern. "Mein Vater war selbst Restaurator für Museen in Düsseldorf und Hagen. Er würde schmunzeln, wenn er das hören würde."

Im Keller und auf dem Speicher gibt es zwar mehrere Arbeiten, die nicht gerahmt sind und auf vergilbter Pappe kleben, manche an den Rändern beschädigt, aber die bedeutenderen Arbeiten sind auch hier gerahmt und verpackt.

Nur in Einzelfällen zeigen sich Wasserschäden - Zeugen des Brandes im Burscheider Schliephake-Haus in der unteren Hauptstraße im Herbst 1964. Damals hatte ein Feuer vom Rader-Haus durch Funkenflug auf das gegenüberliegende Haus der Familie Schliephake übergegriffen. Mehrere Kunstwerke wurden dabei zerstört, andere durch das Löschwasser beschädigt.

"Wenn ich sterbe", sagt Wilhelm Schliephake, "landen alle Bilder im Container. Ich habe keinen Nachfolger und keinen Erben." Noch immer hofft er darauf, die Stadt könnte über die sieben Bilder hinaus, die sie bereits als Leihgabe übernommen hat, Interesse an dem Werk seines Vaters haben. "Ja, natürlich", antwortet er auf die Frage, ob er weitere Arbeiten zur Verfügung stellen würde. "Ich wäre froh, wenn einige Bilder gerettet würden." Das Angebot gilt im Falle seines Todes ausdrücklich auch für die großen Hauptwerke, die in seiner Wohnung hängen.

Finanzielle Erwartungen hat Schliephake nicht. Aber die Gemälde sollen auch nicht im Schrank verschwinden - wie zuletzt im Burscheider Rathaus. "Wo Lauterbach-Bilder hängen, können keine Schliephake-Bilder hängen": Dieser an ihn herangetragene Satz löst bei dem Künstlersohn noch heute Kopfschütteln aus - wo sein Vater doch zu Lauterbachs ersten Lehrmeistern zählte.