Wenn Erwachsene sich auf einmal ganz klein fühlen

Die Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt sorgte an ihrem Aktionstag für verkehrte Perspektiven.

<strong>Burscheid. Auf einem Seil balancieren ist leicht, solange es auf dem Boden liegt - normalerweise. Blicken Erwachsene dabei aber verkehrt herum durch ein Fernglas, erscheint das Seil plötzlich ganz weit weg und die Aufgabe ist gar nicht mehr so einfach. Das Team der Kindertagesstätte Regenbogen schickte die Eltern am Samstag mit dieser und ähnlichen Aufgaben in die Welt der Kleinen. "Drei- und vierjährige Kinder haben eine andere Wahrnehmung. Das wollten wir den Eltern zeigen", sagt Leiterin Nadine Treskow.

Bei Vater Ionannis Maniatopoulos ist das gelungen. Als er auf einem Turnkasten steht und mit beiden Füßen auf eine dicke Matte springen soll, ruft er erst einmal "Huch, ist das hoch" und springt dann ganz vorsichtig in die "Tiefe". Als er endlich das Fernglas ablegen darf, sagt er: "Jetzt verstehe ich, warum mein Sohn da immer nach der Hand eines Erwachsenen verlangt."

Oliver Schröder kann sich kaum vorstellen, dass die Kleinen die Welt so sehen, hat dann aber, wie ein Kind, Probleme über ein Wollknäuel zu steigen. "Da muss man sich genau konzentrieren."

Treskow und ihr neunköpfiges Team haben sich über Wochen Gedanken darüber gemacht, "was Kinder wirklich brauchen", so die Erzieherin. Was sie fanden, stellten sie in Stationen rund um den Kindergarten an der Höhestraße dar. Die Übung für die Sinne stand stellvertretend für das Verständnis, das Kinder brauchen.

Danach waren Fotos von Familien, Paaren und einzelnen Menschen zu sehen. Sie standen für verlässliche Bezugspersonen. Das "Traumstübchen" in der ersten Etage beschilderten die Fachkräfte mit "Liebe, Wärme und Geborgenheit". Der Raum mit seiner blau abgehangenen Decke und den Matratzen dient sonst als Rückzugsraum für die Kinder.

Das Ende des Parcours stand für "Freiheit" und die genossen die Kinder bei dem warmen Wetter am liebsten. Draußen im Garten matschten sie mit Wasser und hörten dabei das bekannte Lied von Marius Müller-Westernhagen.

Eine Übung des Parcours beschäftigte die Eltern noch bei Kaffee und Kuchen: Sie sollten einen Stern nachmalen, das Papier dabei aber nur im Spiegel sehen. "Ich hab das nicht hingekriegt, man verdeckt seine eigene Schrift dabei", sagt Suzan Bode. Die Fachfrau erklärt das anders: "Das hat bei Kindern etwas mit der Gehirnentwicklung zu tun. Wenn sie ihren Namen schreiben, stehen ja auch schon mal Buchstaben spiegelverkehrt."

Zu dem Fest und dem Motto "Kinder sind Zukunft" hatte sich die Kita vom WDR anregen lassen. Im Rahmen des ARD-Aktionstages hatte der Sender Plakate der Maus und Luftballons geschickt.

Treskow war am Ende des Tages zufrieden. "Es waren bestimmt hundert Kinder da." Einziger Wermutstropfen: "Das Wetter war wohl zu schön", so Treskow. Viele Eltern hätten daher auf den Trödelmarkt verzichtet. "Sonst haben wir 30 Stände hier, heute war es nur eine Handvoll."