Cannabislegalisierung Hilden gibt das Hanf frei

Hilden · Auch an Hilden zieht die Gesetzesänderung in Puncto Cannabis nicht unbemerkt vorbei. Doch nicht alle begrüßen die Entwicklung. Während manche Euphorie und Zuversicht erleben, haben andere Bedenken beim Jugendschutz.

Bis zu drei weibliche Pflanzen dürfen auch Hildener nun daheim anbauen.

Foto: dpa/Christian Charisius

Am 1. April ist das neue Cannabisgesetz in Kraft getreten. Für volljährige Personen bedeutet dies, dass sie nun mit 25 Gramm für den Eigenbedarf auf Tasche im öffentlichen Raum unterwegs sein dürfen, daheim darf man sogar bis zu 50 Gramm für den Eigenbedarf aufbewahren. Des Weiteren können Cannabiskonsumenten daheim bis zu drei weibliche Pflanzen anbauen.

Immer und überall darf jetzt aber nicht gekifft werden: In Hildens Fußgängerzone zum Beispiel darf zwischen 7 und 20 Uhr kein Joint angezündet werden, genauso im Umkreis von 100 Metern um den Eingangsbereich von Schulen, Kindergärten, Jugendzentren, Spielplätzen und anderen Einrichtungen die von Kindern und Jugendlichen frequentiert werden. Mit dem neuen Cannabisgesetz liegt wieder mehr Verantwortung bei den Bürgern, denn die müssen sich selbstständig über Verbotszonen und rechtliche Regelungen informieren.

Auch für die Cannabis Social Clubs (CSC) ändert sich nun einiges. Die Cannabis Social Clubs sind Vereine, in dem Hanfgewächs-Enthusiasten gemeinschaftlich unter bestimmten Auflagen Cannabis anbauen dürfen. Der Club darf an seine Mitglieder monatlich bis zu 50 Gramm der getrockneten Pflanze abgeben. In Hilden gibt es bereits seit einiger Zeit solche Clubs und sie erleben nun rasanten Zuwachs. „Seit der historischen Abstimmung im Bundestag und der kürzlichen Bestätigung durch den Bundesrat hat unser Club-Ableger in Hilden, wie auch die gesamte Branche, einen enormen Zuwachs erlebt. Die Begeisterung und das Interesse an Cannabis-Clubs und der gesamten Szene sind spürbar gestiegen. Wir erleben eine Welle der Euphorie und Zuversicht, die sich sowohl in der Mitgliederzahl als auch im Engagement unserer Community widerspiegelt“, berichtet das Team vom ExtraBud Cannabis Club Hilden. Es sei eine spannende Zeit für alle. „Zusätzlich zu diesem Zuwachs sind wir aktiv dabei, alle gesetzlichen Anforderungen und Wünsche seitens der Behörden zu erfüllen. Uns ist es ein wichtiges Anliegen, verantwortungsvoll und im Einklang mit den neuen Regelungen zu agieren.“ Besonders mit dem Jugendschutzpunkt nehme der Verein es sehr genau. Ein sicherer und aufgeklärter Umgang mit dem Thema Cannabis – das sei wichtig.

Und wie sieht es im Hildener JointStore aus, in dem Anbauzubehör verkauft wird? Bemerkt man hier die Gesetzesänderung? „Auf jeden Fall! Die Anfragen an uns sind merklich gestiegen“, sagt Robin Maiß, Mitarbeiter im JointStore. Die Produktepalette, die nun verstärkt gekauft würde, sei breit gefächert: „Da ja der Anbau jetzt legalisiert wird, kaufen die Leute vor allem Zelte, Lampen, Komplettsets... das Übliche halt.“ Auch Anrufe mit Nachfragen kämen jetzt verstärkt rein, viele Kunden wünschten sich ein Beratungsgespräch. „Wenn man sich mit dem Thema nicht auskennt, kann es ganz schön schwer sein, anzufangen. Da muss man sich erst mal einen Überblick verschaffen.“ Anbau-Anfängern würde Maiß übrigens zu einem Komplettset raten. „Da ist man gut aufgestellt. Es gibt ja auch viele Foren und Beiträge zu dem Thema: Oft steht da auch drin welche Anbieter gut sind und worauf man achten sollte.“ Aber wie bei allem im Leben gilt natürlich auch beim Cannabis-Anbau, anfänglich besser kleine Brötchen zu backen: „Nach dem zweiten Grow hat man einfach mehr Erfahrung. Von vorneherein alle Informationen einholen geht nicht.“

In den Cannabis-Clubs und im JointStore ist man erfreut über die Gesetzesänderung. Doch nicht alle Hildener teilen diese Gefühle. Einer, der die Veränderung skeptisch beobachtet, ist Tristan Zeitter, Ratsmitglied der Hildener CDU. Seine Partei hatte im März einen Antrag im Stadtrat eingebracht, wonach zumindest in der Hildener Fußgängerzone das Cannabisverbot auf 24 Stunden ausgeweitet werden sollte. Der Grund: Hinterlassene Konsumreste könnten am nächsten Tag durch Kinder und Jugendliche gefunden werden. Die Verwaltung empfahl in der Sitzung, den CDU-Antrag zum aktuellen Zeitpunkt abzulehnen. Man wolle sich das Ganze erst einmal in der Praxis anschauen und bei Bedarf nachjustieren. Doch die Hildener CDU will standhaft bleiben.

„Wir wollen das weiterhin durchsetzen“, so Zeitter. Ihn treibe die Sorge um Kinder und Tiere in der Innenstadt um und auch um das Wohl Anwohner mache er sich Gedanken. So könne zum Beispiel der Rauch aus der Fußgängerzone durchs Fenster ins angrenzende Kinderzimmer ziehen und das sei nicht gut. Darauf angesprochen, dass das Gleiche doch auch bei Zigarettenrauch geschehen könne, entgegnet er: „Bei Zigaretten ist das natürlich auch nicht schön. Aber das ist im Gegensatz zu Cannabis gesellschaftlich akzeptiert. Ich finde, dass Cannabis durch die berauschende Wirkung schlimmer ist als Zigaretten.“ Gegen den öffentlichen Cannabiskonsum könne man zumindest noch was machen. „Schön wäre es insgesamt, wenn die Leute das nur in ihren eigenen vier Wänden täten.“