Signa-Projekt in Düsseldorf Carsch-Haus wird nicht vor 2026 fertig
Düsseldorf · Der Baustopp wird viel länger andauern als von der Stadt erhofft. Der Investor Central Group sucht weitere Geldgeber für den Umbau.
Der Umbau des Luxus-Kaufhauses Carsch-Haus im Herzen von Düsseldorf wird sich deutlich stärker verzögern als bisher bekannt. Beauftragte Bau-Dienstleister, Architekten und Projektbeteiligte gehen davon aus, dass die Arbeiten auf der Baustelle frühestens im Sommer weitergehen können. Das zeigen Medienrecherchen.
Hintergrund ist, dass der thailändische Investor Central Group noch keinen Geldgeber gefunden hat, um das Carsch-Haus-Projekt von der österreichischen Immobiliengruppe Signa komplett zu übernehmen. Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) bestätigt auf Anfrage: „Ich stehe im Austausch mit Central, der Investor braucht mehr Zeit für die Akquise weiterer Partner als geplant.“ Das sind bittere Nachrichten für Düsseldorf, denn der Baustopp beim Carsch-Haus besteht schon seit Oktober 2023. Weil die Bauherrin Signa offene Rechnungen der Bau-Dienstleister nicht mehr begleichen konnte, haben diese ihre Arbeiten seitdem eingestellt. Eigentlich müssten aktuell mehr als 100 Menschen auf der Baustelle am Heinrich-Heine-Platz sein, um den von Signa geplanten Fertigstellungstermin im Frühjahr 2025 zu halten. Wegen der weiteren Verzögerung aber wird sich das Projekt wohl bis ins Jahr 2026 hinziehen.
Damit ist klar, dass sich die Bürger und Besucher der Landeshauptstadt an die stillgelegte Großbaustelle zwischen Königsallee und Altstadt gewöhnen müssen. Dabei soll das revitalisierte Carsch-Haus zusammen mit dem Lichthof auf dem neu gestalteten Heine-Platz eigentlich eine neue Sehenswürdigkeit Düsseldorfs werden. Doch seit dem Spatenstich im März 2023 ist in der Immobilienwelt viel passiert – und auf der Baustelle viel zu wenig.
Die Bauherrin Signa wurde von Europas größtem Immobilienkonzern zu einer zahlungsunfähigen Gesellschaft, die eine riesige Insolvenzwelle produzierte – und zahlreiche Bauvorhaben zum Stoppen brachte. So auch das Carsch-Haus. Die Kaufhaus-Muttergesellschaft Kadewe Group ging Ende Januar pleite, zu der Zeit liefen gerade auch die Verhandlungen über die Zukunft des Düsseldorfer Projektes. Hoffnung gab es, weil sowohl die Carsch-Haus-Immobilie als auch das Warenhaus-Geschäft der Signa nur zur Hälfte gehören. Die anderen 50 Prozent sind in Besitz des weiterhin solventen Investors Central Group aus Thailand.
Dass die Central großes Interesse hat, das Düsseldorfer Carsch-Haus wie geplant zu einem Luxus-Kaufhaus der Kadewe-Gruppe umzubauen, zeigte eine Zwischenfinanzierung rund um den Jahreswechsel: Die von Signa beauftragten Bau-Dienstleister bekamen erst kurz vor Weihnachten und dann erneut Anfang Januar endlich ihr Geld für die erledigte Arbeit. Seitdem aber gab es wenig Neues, berichten Beteiligte.
Fünf Bau-Dienstleister sagen unabhängig voneinander, dass der letzte Kontakt mit Düsseldorfer Signa-Mitarbeitern mehr als einen Monat zurückliegt. „Da hieß es, dass es wohl zwischen Juni und August weitergehen kann“, berichtet ein Unternehmer. Er persönlich aber glaubt, dass es auch noch später werden kann – weil der Aufwand, die Baustelle mit neuen Auftraggebern wieder komplett hochzufahren, immens sei. „Alle Verträge müssen geprüft werden und wir müssen spezielle Teile bestellen, die monatelange Lieferzeiten haben.“ Aus dem Kreis der Planer heißt es: „Vor dem Sommer wird sich da auf keinen Fall was in Bewegung setzen.“ Einer sagt sogar: „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wann genau es wieder losgehen könnte.“
Im Rathaus regiert derweil das Prinzip Hoffnung. OB Stephan Keller sagt, er sei zuversichtlich, „dass bald neue Partner für das Projekt gefunden werden“. Keller hat seit Ende vergangenen Jahres mehrmals mit einem führenden Investment-Manager der Central Group gesprochen, zuletzt vor zwei Wochen. Aber am Ende ist der Düsseldorfer Politiker von der Entscheidung aus Thailand abhängig.
Theoretisch hat die lokale Politik zwar das Recht, das Bauloch vor dem Carsch-Haus zuzuschütten – denn die Oberfläche des Heinrich-Heine-Platzes gehört weiterhin der Stadt. Praktisch aber hatte der Rat diese Option bei der jüngsten Sitzung im Februar ausgeschlossen, weil ja weiter die Chance auf eine Fortführung des Umbaus im Sommer bestehe.
Gerne hätte die Redaktion von den Eigentümern des Carsch-Hauses erfahren, wie ihre Perspektive für das Projekt ist. Doch die thailändische Central Group antwortet seit Wochen nicht auf Anfragen. Und bei Signa haben sich seit Beginn dieses Jahres die beiden bisherigen Pressesprecher verabschiedet. Der Düsseldorfer Büroleiter Marco Keller schlägt Gesprächsangebote aus. Dabei ist er noch einer der wenigen, die überhaupt bei der Bauherrin für das Carsch-Haus kämpfen. Signa hat bundesweit Hunderte Mitarbeiter entlassen. Auch die Düsseldorfer Niederlassung wirkte am Mittwochmittag verlassen, beide Empfänge waren nicht besetzt. Und ein früherer Projektmanager für das Carsch-Haus wurde bereits freigestellt.