Führungsdebatte im Düsseldorfer Karneval Trubel um die Führung beim CC

Analyse | Düsseldorf · Analyse Bei den Karnevalisten knirscht es mal wieder. Wenn es um die wichtigen Ämter beim Dachverein der großen Karnevalsgesellschaften geht, ist von jecker Ausgelassenheit nichts zu spüren. Und nicht nur die Vereine wollen mitreden.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wer das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) anführt, wird sich nach Ostern entscheiden. Bei der Runde mit den Präsidenten der mehr als 60 Düsseldorfer Karnevalsvereine am Montagabend im Maxhaus fiel noch keine Vorentscheidung, es gab vielmehr einen Bericht der Findungskommission. Ex-Prinz Thomas Puppe kündigte zudem an, es solle ein Antrag auf Satzungsänderung gestellt werden. Die würde es Lothar Hörning erlauben, Präsident der Prinzengarde Blau-Weiss zu bleiben und gleichzeitig neuer CC-Chef zu werden.

Im Vorfeld der Sitzung waren Unstimmig- und Fragwürdigkeiten unter den Jecken bekannt geworden. Knatsch hat bei den Karnevalisten Tradition. Diesmal entstand er, weil Hörning nicht nur die Doppelfunktion will, sondern neben dem amtierenden CC-Vize Stefan Kleinehr zusätzlich Janine Kemmer in diesem Amt sehen möchte, die selbst in der Findungskommission sitzt. Zweiter CC-Vize ist derzeit jedoch Rolf Herpens, der dieses Amt seit 2011 bekleidet und noch für zwei Jahre gewählt ist. Neuer CC-Geschäftsführer soll Ex-Prinz Uwe Willer werden. Hans-Jürgen Tüllmann hat erklärt, nicht mehr antreten zu wollen.

Über die Arbeit der Findungskommission berichtete Ex-Hoppeditz Jürgen Hilger. Danach gab es ein strukturiertes Verfahren, alle Vereine wurden um Vorschläge gebeten. Die Personen wurden angeschrieben, es gab viele Absagen. Am Ende blieben drei Kandidaten übrig, die Fragebögen ausfüllten und befragt wurden. Sie wurden als die Top 3 von Hilger genannt: Neben Hörning waren dies Ex-Prinz Martin Meyer sowie Stefan Winkler-Nottscheidt (Karnevalsmuseum), von dem unklar ist, ob er bei seiner Kandidatur bleibt.

Die Sitzung der Vereinspräsidenten wurde am Montag durch eine Mail von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) mit einer Bedeutung aufgeladen, die nüchtern veranlagte Zeitgenossen staunen lassen dürfte. In seinem Schreiben an alle Vereine umgarnt Keller die Karnevalisten mit Lob, damit sie eine in seinen Augen richtige Entscheidung treffen. Dabei nennt er keine Namen, macht aber für Insider erkennbar Werbung für einen Kandidaten. Das sagt Keller nicht direkt, lässt es aber zum Ausdruck kommen – eine hohe Kunst der Beeinflussung, von der man sich fragt, was diese mit den Aufgaben eines OB zu tun hat.

Keller hebt die Wahl eines CC-Vorstandes auf das Niveau einer Wichtigkeit, der in schwierigen Zeiten eine besondere Stellung zukommt. Er leitet seine Kernbotschaft mit der Bemerkung ein, dass sich „unsere Stadtgesellschaft …in herausfordernden Zeiten“ befindet. Hierbei komme es auf einen solidarischen Zusammenhalt aller relevanten gesellschaftlichen Gruppen an. „Der Karneval ist eine solche wichtige Gruppe in unserer Stadt.“ Den Appell an Solidarität verbindet er mit dem Wunsch, die beteiligten Gremien und Personen mögen „den notwendigen Weitblick“ haben, „um für das gemeinsame Ziel das beste Team zu wählen“. Da es bislang nur ein Team gibt, das sich in Stellung gebracht hat, liegt auf der Hand, wen er damit meinen könnte. Dass Keller zudem bekennt, er sei überzeugt, dass die Neubesetzung „im Rahmen der demokratischen Spielregeln erfolgt“, kann auch als Schützenhilfe für Janine Kemmer verstanden werden.

Hörnings Doppelfunktion ebnen wohl gewählte Worte den Weg: „Um dieses Ergebnis bestmöglich zu erreichen, würde ich mich freuen, wenn hierfür die notwendigen formalen Voraussetzungen geschaffen werden, damit alle in Betracht kommenden Kandidaten zur Abstimmung zugelassen werden.“ Übersetzt: Liebe Karnevalisten, bitte ändert eure Satzung, damit der Lothar CC-Präsident werden kann.

Die Jecken würden damit zu einem alten Zustand zurückkehren, denn bis 2009 gab es die heutige Neutralität des CC-Chefs nicht. Wolfgang Schackow und Peter König waren CC-Präsidenten, führten aber auch Vereine: Schackow den Prinzenclub, König die Prinzengarde Rot-Weiss.