Menschen aus Düsseldorf Jules Traum vom Krankenhaus in Tansania
Düsseldorf · Die Studentin aus Bilk will helfen, dass in Basotu ein Gesundheitszentrum gebaut werden kann. Knapp 30.000 Euro sind dafür nötig.
Jule Sträter ist ehrgeizig, so viel steht schon mal fest. Die 24-Jährige hat eine Vollzeit-Arbeitsstelle bei der Deutschen Bank, doch das hat ihr irgendwie nicht gereicht. Zumindest „eine weitere Perspektive“ wollte die Bankkauffrau kennenlernen – und begann an der FOM-Hochschule ein Abendstudium in Entwicklungszusammenarbeit. Ein Fulltime-Job bei der Bank und dann dreimal die Woche abends noch Vorlesungen, das schlaucht. Jetzt ist Jule fast fertig, sitzt an ihrer Bachelor-Arbeit. Und da das alles zuletzt dann doch ein bisschen theorielastig war, wollte die junge Frau wissen, wie das mit der Entwicklungshilfe in der Praxis funktioniert. „Ich habe mir mehrere Hilfsorganisationen angeschaut, die Wahl fiel dann relativ schnell auf Vision Tansania“, erzählt Jule.
Als die Vorsitzende Tatjana Reis im Vorjahr nach Tansania flog, schloss die Studentin sich an. Es ging nach Basotu im Zentrum des Landes, wo der Verein mit dem Partner vor Ort, NGO Dabavita, Hilfsprojekte initiiert und begleitet. Und Jule lernte Samo Hayte kennen, der in Tansania nicht nur ein renommierter Arzt ist, sondern auch über außergewöhnliche menschliche Qualitäten verfügt, wie sich herausstellen sollte. Denn Hayte hat 2019 in Basotu eine Dispensary in einem ehemaligen Gästehaus eröffnet, was letztlich nicht mehr als eine Praxis mit angeschlossener Apotheke darstellt. „Nun wollen wir gemeinsam einen weiteren Schritt machen und den Ausbau eines Gesundheitszentrums finanzieren. Konkret sollen ein Geburtszentrum und ein Labor errichtet werden, die zehn Mitarbeiter sind schon da. Dies soll verhindern, dass Menschen den langen Weg in das nächstgelegene Krankenhaus auf sich nehmen müssen“, berichtet Jule.
Jedenfalls hat Vision Tansania dafür eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, und Jule ist Feuer und Flamme, betrachtet das Projekt quasi als das ihre. Die Bilkerin will unbedingt, dass möglichst bis Ende des Jahres das nötige Geld zusammenkommt, denn die Summe ist gar nicht mal hoch: Schlappe 31 000 Euro würden ausreichen für Bau, Innenausstattung und medizinische Gerätschaften, als Bauzeit sind gerade einmal vier Monate angesetzt.
Vielleicht reicht das Geld
auch für einen Krankenwagen
Und vielleicht reicht’s ja sogar noch für einen Krankenwagen, dann müssten knapp 48 000 Euro eingehen. Hayte hat schon Vorarbeit geleitet: „Er hat von seinem privaten Geld die notwendigen Grundstücke dazugekauft“, erzählt die Deutsche, die nicht nur davon ziemlich beeindruckt war. Aktuell gibt es in Basotu, wo Arbeitslosigkeit und auch Armut allgegenwärtig sind, einen schlechten Zugang zu medizinischer Versorgung. Das nächste Krankenhaus mag nur 30 Kilometer entfernt sein, „aber dort hinzukommen, ist nicht so einfach. Die Straßen sind nicht geteert, zur Regenzeit ist alles überschwemmt, gerade hat es in der Gegend erst einen Erdrutsch gegeben“, sagt Jule, die mitbekommen hat, wie Kranke und Verletzte sich auf Ladeflächen von Transportern, auf Motorrädern, Fahrrädern oder Eselswagen auf den mühsamen Weg gemacht haben. Als Jule Basotu besucht hatte, traf sie ein kleines Mädchen mit Verdacht auf Hirnhautentzündung. „Wir konnten es dann mitnehmen, keine Ahnung, wie sie es sonst geschafft hätte.“ Hayte, mit dem Jule über Whatsapp ständig in Kontakt steht, versucht nun, sich bestimmte OPs von Personen, die sich das leisten können, gut bezahlen zu lassen, um andere, mittellose Patienten umsonst zu behandeln. Sein aktuelles Dispensary hat er „Pona“ getauft, was auf Suaheli so viel wie Gute Besserung bedeutet. Hayte hat den Namen aber auch gewählt, weil es für ihn den Sinn von „Pubilc Oriented Needs Affortability“ ergibt – was übersetzt heißt, dass die Einrichtung allen, die medizinische Hilfe brauchen, offensteht, auch wenn sie kein Geld für die Behandlung haben.
Langfristig soll in Basotu sogar ein richtiges Krankenhaus entstehen, denn dem Arzt sind aktuell durch die Gesetzgebung Grenzen gesetzt, „er darf längst nicht alle Behandlungen durchführen, die notwendig wären“, weiß Jule. Eine Krankenversicherung haben die meisten Menschen in Tansania nicht, bezahlt werden muss in der Regel bar, wer sich das nicht leisten kann, muss sehen, wie er Hilfe bekommt. „Diese Eindrücke haben mir die Augen geöffnet und einen ganz anderen Blick auf die Dinge beschert“, berichtet die 24-Jährige, die für den Verein einen Businessplan erstellt hat. Und jetzt geht’s darum, für das Projekt die Werbetrommel zu rühren und Geld zu sammeln. Die ersten 1000 Euro sind schon eingetrudelt.