Verkehrssituation in Düsseldorf-Benrath Die Paulsmühle ächzt unter dem Verkehr
Düsseldorf · Die beiden in der Paulsmühle beheimateten Kitas wollen zusammen mit dem Albrecht-Dürer-Berufskolleg und dem Bezirksdienst der Polizei um mehr Rücksichtnahme von Autofahrern bitten. Dazu ist eine gemeinsame Aktion geplant.
Einst war die Paulsmühle ein recht verschlafener Ortsteil von Benrath. Zwei große Industriebrachen entlang der Telleringstraße bestimmten das Bild. Auf beiden entstand (auf der ehemaligen Bea-Brache das Mühlenviertel) oder entsteht (auf der ehemaligen Nirosta-Brache die Paulshöfe) neuer Wohnraum für Hunderte Menschen. Auf einem Teil der alten Stahlwerkfläche wurde das Albrecht-Dürer-Berufskolleg gebaut, das im Sommer 2018 eröffnet wurde. Hunderte Schüler lernen dort. Lehrbeauftragte und erwachsene Schüler haben ein Parkhaus. In der gleichen Straße teilen sich zwei Kitas einen Neubau.
Direkt gegenüber von Schule und Kitas baut der schwedische Investor Bonava gerade die Paulshöfe mit weiteren rund 500 Wohnungen. Doch schon jetzt reicht es den Anrainern mit dem bestehenden Verkehr. In Kooperation mit dem Bezirksdienst der Polizei in Benrath planen die beiden Kindergärten von Awo Famlienglobus und Flingern Mobil mit dem Dürer-Kolleg nach den Osterferien am Mittwoch, 17. April, und Donnerstag, 18. April, jeweils um 14.30 Uhr die gemeinsame Aktion „Ich übernehme Verantwortung – Du auch“.
Hintergrund sei, so die Initiatoren, dass die Straße vor den Schul- und Kitagebäuden täglich von etwa 300 Autos frequentiert werde: „Dies führt zu einer teilweise sehr unübersichtlichen Verkehrssituation und oft zu unangemessener Geschwindigkeit. Unser vorrangiges Ziel ist es nicht, Schuldige zu ermitteln oder zu benennen, sondern präventiv tätig zu werden und auf dieses Problem aufmerksam zu machen.“
An beiden Tagen wollen die Kita-Kinder Flyer im Parkhaus verteilen. Auf diesen sind selbstgemalte Bilder zu sehen, die darauf hinweisen, dass sich in unmittelbarer Nähe zwei Kitas befinden. „Wir hoffen, dass die direkte Ansprache der Autofahrer durch die Kinder unserer Kitas ein verändertes Bewusstsein bei den Fahrern bewirkt. Gleichzeitig möchten wir unseren Kindern vermitteln, dass positive Ansätze erfolgreich sein können, und das Bewusstsein der Eltern unserer Kinder für die Gefahren auf dieser Straße schärfen“, schreibt Jennifer El Medaghri, Leiterin der Kita Paulsmühle (Awo Familienglobus gGmbH).
Aber vielleicht würde eine Änderung im Straßenverkehr die Situation vor Ort entspannen. Bereits im Frühjahr 2020 bat die Bezirksvertretung (BV) 9 die Verwaltung, „möglichst kurzfristig ein umfassendes Fahrradzonenkonzept für den Stadtteil Paulsmühle zu entwickeln und in einer Bürgerversammlung zur Diskussion zu stellen.“ In der nächsten Sitzung der BV 9 am 15. März gibt es nun eine umfangreiche schriftliche Stellungnahme der Verwaltung mit der Bitte an die Bezirkspolitiker um etwas Geduld: Für die Gestaltung von Fahrradstraßen und -zonen befinde sich das technische Regelwerk derzeit in Überarbeitung. Daher orientiere sich die Stadt derzeit an dem Leitfaden für Fahrradstraßen der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS). Dieser fordert zum Beispiel für den Begegnungsfall von Fahrrad und Kfz eine Fahrbahnbreite von mindestens vier Metern und Fahrradstraßen, die ganz ohne Parkmöglichkeiten auskommen. Die Praxis habe indes gezeigt, dass in vielen Bereichen dieser hohe Standard nicht oder nur schwer realisierbar ist, heißt es in der Antwort.
Aus diesem Grunde stimmt die Verwaltung derzeit zunächst intern einen eigenen Leitfaden ab, der es ermöglichen soll, in Straßenräumen mit hohen Nutzungsanforderungen und beengten Verhältnissen ebenfalls Fahrradstraßen oder Fahrradzonen einrichten zu können. Dieser Leitfaden soll anschließend in der Kleinen Kommission Radverkehr beraten und erst dann zur Anwendung frei gegeben werden. Erst danach kann die Verwaltung eine Aussage treffen, ob das Quartier Paulsmühle als Fahrradzone geeignet ist.