Älter werden in Düsseldorf Das wünschen sich Senioren

Düsseldorf · Der Seniorenrat vertritt die Interessen von 145.000 Düsseldorfern. Weit oben auf der Agenda stehen fehlende Sparkassenfilialen und Pflegeplätze. Kommunale Altenheime seien kein Tabu, findet die Vorsitzende.

Gisela Theuringer, Ulrike Schneider und Thomas Fellmerk (v.l.) kritisieren die Sitzbänke ohne Lehne.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Barrierefreier, serviceorientierter und sozialer: So wünschen sich die Vertreter der Düsseldorfer Ü60-Generation die Landeshauptstadt am Ende dieses Jahrzehnts. „Dabei setzen wir auf Zusammenarbeit – auch mit der jungen Generation und ihren Interessenvertretern“, sagt Ulrike Schneider. Die 73-Jährige ist Vorsitzende des zuletzt 2019 neu gewählten Seniorenrats, der sich für die Belange von rund 145 000 Düsseldorfern einsetzt. In der Führung unterstützen sie Thomas Fellmerk und Gisela Theuringer.

Das sind die wichtigsten Vorschläge zur Verbesserung der Lebensqualität.

Barrierefreiheit

Dieses Thema hat viele Facetten und spielt in den Sprechstunden der Interessenvertreter in den zehn Stadtbezirken immer dann eine große Rolle, wenn es darum geht, die Lebensqualität zu verbessern. „Wir haben beispielsweise an der Uerdinger Straße und am Kennedydamm keine Hochbahnsteige. Senioren mit eingeschränkter Mobilität schreckt das von Fahrten mit der Bahn ab, vielen sind die Stufen für den Einstieg zu hoch. Oder sie fürchten, dass die Einstiegshilfen gar nicht erst ausgefahren werden“, sagt Thomas Fellmerk. Die Folge sei eine eigentlich vermeidbare Einschränkung des Bewegungsradius’, stellt der Vize-Vorsitzende des Seniorenrates fest. Verstärkt werde dieser Effekt noch durch überfüllte Bahnen, ergänzt Schneider. Wer im Norden mit der U 79 fahren wolle, habe zu bestimmten Zeiten keine Chance. „Viele bleiben deshalb lieber gleich zu Hause.“

Bänke

Dass zuletzt in vielen Quartieren Sitzbänke ohne Armlehnen aufgebaut wurden, hat vor allem ältere Düsseldorfer massiv verärgert. „Es mag auf den ersten Blick nach einer Kleinigkeit aussehen, aber viele Ältere werden sich ohne diese Hilfen gar nicht erst setzen“, sagt Schneider. Für eine Änderung will sie hart kämpfen. Nicht nur bei künftigen Bestellungen, auch rückwirkend soll es Änderungen geben. „Wir werden keine Ruhe geben bis – unter anderem am Kaiserswerther Markt – Bänke mit Lehnen stehen“, sagt die Kalkumerin.

Sparkasse

Dass die Sparkassen zuletzt ihr Filialnetz deutlich ausgedünnt haben, bemängeln nicht nur, aber eben auch viele Bürger der Generation 60 plus. „Gerade als kommunales Kreditinstitut hat die Sparkasse so etwas wie einen Versorgungsauftrag“, findet Schneider, die wie die anderen 20 Interessenvertreter zahlreiche Anfragen zu diesem Thema erhält. Die betreffen auch den ersatzweise eingesetzten Servicebus. Manche Rampen seien offenbar nicht so gut für Rollatoren und Rollstühle geeignet. „Wir werden bald mit Vertretern der Sparkasse darüber reden“, sagt Schneider.

Pflegeplätze

Dass in Düsseldorf mehr als 1000 stationäre Pflegeplätze fehlen, belastet viele Familien. Das Problem drängt, der frühere Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte unter anderem mit einem Pflegegipfel versucht, Bewegung in das Thema zu bringen. Doch das Problem sind fehlende Grundstücke für zusätzliche Einrichtungen. „Auch hier geht es um Daseinsvorsorge. Warum soll nicht die Kommune selbst Heime bauen und betreiben?“, fragt Schneider.

Klima

Beim Thema CO2-Emmissionen sieht Fellmerk große Schnittmengen mit den Jüngeren. Dem Gedanken, Senioren läge das Thema womöglich nicht am Herzen, widerspricht der 63-Jährige aus Stockum. „Hier werden Gegensätze konstruiert, die es so nicht gibt“, sagt er. Wer mit dem Seniorenrat über klimaschädliche Heizpilze in der Altstadt spreche, werde rasch „Einigkeit darüber erzielen, dass man besser darauf verzichten soll“.

Städtischer Service

Die Zusammenarbeit mit dem Rathaus gilt als gut. „Als Interessenvertreter der Senioren stoßen wir stets auf offene Ohren und viel kompetente Hilfe“, sagt Schneider. Dennoch bleiben Wünsche offen. „Wer versucht, ein Auto anzumelden, schafft es kaum beim Straßenverkehrsamt einen Termin zu bekommen“, sagt Fellmerk. Ähnlich sei es beim Bürgerbüro. Es überfordere Senioren, wenn sie über Online-Portale erführen, „dass sie für den Ausweis entweder in einer halben Stunde vor Ort sein oder am nächsten Tag ans andere Ende der Stadt fahren müssen“.

Freizeit

Auch hier gibt es aus Sicht der Senioren noch Luft nach oben. „Warum nicht das Riesenrad ganzjährig öffnen und dafür ein Seniorenticket für fünf statt für acht Euro anbieten? Oder das enorm nachgefragte Rheinbahn-Bötchen wiederbeleben?“, fragt Fellmerk. Häufig seien es diese kleinen Dinge, die für ein enormes Plus an Lebensfreude sorgen könnten.

Politisches Ratsmandat

Einen oder mehrere Sitze im Rat, wie es zuletzt der Jugendrat angeregt hatte, wollen die Seniorenräte nicht. „Wir müssen kein großes Rad drehen, keine eigene Form der Lokalpolitik etablieren, sondern versuchen, Projekte auf den Weg zu bringen, die die Lebensqualität konkret verbessern“, sagt Fellmerk.