Ehl holt ersten Scorerpunkt Warum die WM Haukeland an die vergangene DEG-Saison erinnert

Update | Düsseldorf/Prag · Für den norwegischen Eishockey-Torhüter läuft es wie zuletzt bei der Düsseldorfer EG: Er tut, was er kann, aber seine Vorderleute bekommen es zu selten hin. Alexander Ehl hat dagegen noch Steigerungspotenzial.

Spielt bislang eine starke WM für Norwegens Team: DEG-Goalie Henrik Haukeland (r.).

Foto: dpa/David Inderlied

So richtig nach Lächeln war Henrik Haukeland nicht zu Mute, als er am Donnerstagabend die Ehrung als „Player of the Game“ entgegennahm. Nicht, dass sie unverdient gewesen wäre, im Gegenteil: Haukeland stoppte 29 Schüsse der kanadischen NHL-Stars um Wunderkind Connor Bedard. Vor allem im zweiten Drittel wuchs Norwegens Nationaltorhüter über sich hinaus, zeigte mehrere Paraden fürs Highlightvideo. Aber am Ende ertönte doch wieder die Hymne des Gegners. Mit 1:4 verloren die Norweger gegen den Rekordweltmeister, kassierten ihre vierte Niederlage im fünften Spiel dieser Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien. Das Viertelfinale ist nur noch theoretisch zu erreichen.

Neu ist das für Haukeland ja nicht. Bei der Düsseldorfer EG war es diese Saison ähnlich gelaufen: Er selbst war meist in Form, aber seine Vorderleute bekamen es zu selten hin. Auch da fand das Viertelfinale dann ohne Haukelands Team statt. Und was jetzt bei der WM ebenfalls an die DEG-Saison erinnert: Hinterher sprechen die Mitspieler in höchsten Tönen von ihrem Torwart. So wie am Donnerstag Stian Solberg. „Henrik ist ein großartiger Goalie, der immer stark spielt“, sagte Norwegens einziger Torschütze des Abends. „Er ist unser bester Spieler im Turnier und unserer wichtigster. Auch diesmal hat er uns lange im Spiel gehalten.“

Das tat Haukeland – war so ziemlich der einzige Grund, warum das Spiel nicht längst entschieden war. 21:0 (!) Torschüsse hatten die Statistiker nach 40 Minuten für die Kanadier gezählt, aber es stand nur 2:0. Die Norweger waren kurz davor, einen Negativrekord für die wenigsten Torschüsse in einem WM-Spiel aufzustellen. Aber das verhinderten sie, kamen am Ende auf immerhin sechs Versuche. Was natürlich nichts gegen die 33 Schüsse der Kanadier war. Doch der Großteil davon war bei Haukeland gut aufgehoben.

Norwegen verliert
auch gegen Tschechien

Sein erster herausragender Auftritt war das nicht bei dieser WM. Schon in seinem ersten Einsatz am Samstag gegen Tschechien brachte der 29-Jährige mehrere Gegner zur Verzweiflung, vor allem Ex-NHL-Spieler Ondrej Kase. Tschechien war in Überzahl, ein Querpass, eine Direktabnahme, doch Haukeland kam blitzschnell vom linken zum rechten Pfosten hinüber und entschärfte den Schuss. Hinterher jubelten trotzdem wieder die anderen, die Norweger verloren 3:6, hatten 49 Schüsse zugelassen.

Das änderte sich erst am Dienstag – dank Haukeland. Beim 2:0 gegen Dänemark war der DEG-Torwart gar nicht zu bezwingen, wurde mit 24 Paraden auch da als „Player of the Game“ ausgezeichnet. Danach lächelte er zumindest ansatzweise, kam der Sieg doch im „großen Derby“, wie er das Duell der Nordeuropäer nannte. Ein Spiel, das im August gleich noch mal ansteht, dann in der Olympia-Qualifikation. Ob Haukeland dann noch einen Vertrag in Düsseldorf hat, steht aktuell in den Sternen. Aber sollte das Fall sein, können sich die DEG-Fans auf einen Mann freuen, der nicht nur in der DEL zu den Besten gehört, sondern auch bei der WM: Mit einer Fangquote von 92,3 Prozent steht er aktuell auf Rang fünf des Turniers. Auch seine 2,7 Gegentore im Schnitt können sich sehen lassen – gerade mit Blick auf die vielen Großchancen, die die Norweger zulassen.

Geht es rein nach den Zahlen, läuft es für den zweiten Düsseldorfer bei der WM noch nicht rund. Vor dem fünften Spiel der deutschen Mannschaft am Freitag gegen Kasachstan (beim Druck dieser Ausgabe noch nicht beendet) war Alexander Ehl noch ohne Scorerpunkt. Zudem lief es auch defensiv nicht immer rund, beim zweiten Spiel gegen die USA (1:6) stand er bei drei Gegentoren auf dem Eis. Aber nicht, dass er sie schuld gewesen wäre, beim ganzen Team lief ja wenig zusammen. Ähnlich zwei Tage später gegen Schweden (1:6), als Ehl in der ersten Reihe neben JJ Peterka und Wojciech Stachowiak stürmen durfte. Viel gelang wieder nicht, aber zumindest erlebte der DEG-Stürmer nur ein Gegentor aus nächster Nähe.

Erst gegen Lettland lief es wieder. Deutschland gewann 8:1, die Reihe mit Alexander Ehl, Maximilian Kastner und Parker Tuomie hatte viele gute Aktionen, erzielte ein Tor. Nur auf einen Scorerpunkt, auf den wartet der Düsseldorfer noch.