Der österliche Glaube sollte uns in der Krise noch mehr stärken

Impulse Geistliche Gedanken zur Corona-Krise – heute vom Grefrather Pfarrvikar Michael Marx.

Michael Marx ist auch Jugendseelsorger in Kempen-Viersen.

Foto: Andreas Steindl

Die 40 Tage der Fastenzeit liegen hinter uns und die Osterzeit ist auch schon fortgeschritten. Für manche ich das Fest schon abgehakt, weil man es nicht feiern konnte wie immer. Da Ostern aber so ein wichtiges Fest für uns Christen ist, gibt es nicht nur die Fastenzeit als Vorbereitung, sondern auch die Festzeit von Ostern, die bis Pfingsten dauert. Rund 90 Tage Zeit, um etwas im eigenen Leben zu verändern.

Während der Corona-Krise haben wir anders Zeit als sonst. Viele machen sich da so ihre Gedanken, wie es weitergehen kann und wird. Manche sind ratlos und sehnen sich nach dem Gewohnten zurück, andere probieren sich im Neuen aus.

Unterschiedlich reagieren auch die Jünger Jesu am Ostertag. Das ist mir in diesem Jahr besonders bewusst geworden bei der Lektüre des 20. Kapitels im Evangelium nach Johannes. Petrus und der Lieblingsjünger laufen zwischen dem Grab und dem Ort ihrer Zuflucht hin und her, sehen und verstehen doch noch nicht. Maria von Magdala bleibt am Grab wie angewurzelt stehen. Es macht den Eindruck, als ob sie sich nur noch auf der Stelle drehen kann. Sie nimmt ihre Umgebung wahr, aber etwas zu erkennen, scheint in dieser Ausnahmesituation auch für sie nicht möglich zu sein. Der Dritte im Bund ist der sogenannte ungläubige Thomas, der bei der ersten Erscheinung Jesu nicht dabei war und jetzt seine Finger in seine Wunde legen will.

Ich habe den Eindruck, dass auch wir in dieser verrückten Zeit ähnlich reagieren. Manche sind rastlos in Bewegung, andere verharren wie angewurzelt und wieder andere wollen einfach nur begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Das trifft sowohl auf den äußerlichen wie auch den innerlichen Zustand zu. Ratlos und ohne ein sicheres Gefühl zu entwickeln, wie wir es gewohnt sind, fällt es schwer, mit dieser Situation umzugehen. Je länger sie anhält, desto merkwürdiger wird es.

Jesus gibt sich seinen Freunden mehrfach zu erkennen, damit sie verstehen und begreifen können. Was gibt auch im Glauben noch Halt, wenn wir uns so lange schon nicht mehr zum gemeinsamen Gebet versammeln dürfen? Neue Wege zur Gemeinschaft finden und ausprobieren, ohne die Sehnsucht nach der direkten unmittelbaren Verbindung untereinander zu verlieren. Kraft schöpfen aus der unverbrüchlichen Verbindung zu Gott. Im Johannes-Evangelium spricht Jesus: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Wir dürfen unseren Glauben durch die andere österliche Begegnung stärken lassen.

Michael Marx,

Pfarrvikar in Grefrath