Debysieg Derby: DEG kommt gegen die Haie zurück

Im Derby bei den Haien sieht alles nach der nächsten Niederlage aus, kurz vor Schluss liegt die DEG mit 1:3 hinten. Doch dann kommen die Düsseldorfer zurück und siegen 4:3 im Penaltyschießen.

Düsseldorfer Jubel nach dem 3:3-Ausgleich.

Foto: RP/Birgit Haefner

Henrik Haukeland riss die Arme in die Höhe, seine Mitspieler sprangen von der Bank aufs Eis und schrien ihre Freude heraus, während im Gästeblock da oben unter dem Dach völlige Ekstase herrschte. Nun erregen Derbysiege die Gemüter ja immer, aber dieser am Sonntag für die Düsseldorfer EG bei den Kölner Haien war etwas Besonderes. Kam er doch in einem Spiel, vor dem kaum einer die DEG auf der Rechnung hatte, denn nach drei Niederlagen zum Start war sie als Tabellenletzter zum Spitzenreiter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gefahren. Und dann lag sie sieben Minuten vor Schluss mit 1:3 zurück. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen, die Haie-Fans verhöhnten die DEG bereits mit „Absteiger“-Rufen. Doch dann schlug die zurück und gewann noch mit 4:3 nach Penaltyschießen.

Vor allem Trainer Thomas Dolak war die Erleichterung danach anzusehen: „Riesenrespekt an die Mannschaft, sie hat die Köpfe nicht hängen lassen.“ Was man sogar ein wenig hätte verstehen können. Denn es schien wirklich verhext zu sein mit der DEG und der neuen Saison. Zum wiederholten Male schien sie ein Spiel in Unterzahl zu verlieren. Auch am Freitag beim 1:4 in Nürnberg hatte sie gleich drei Treffer in Unterzahl kassiert. Was für das 240. Derby am Sonntag nichts Gutes versprach. Sind die Haie doch das Team der Stunde, entsprechend ist die Laune in Köln, die Fans rennen den Haien die Bude ein. 54 000 Zuschauer kamen zu den ersten drei Spielen – Europarekord. Am Sonntag trafen sich Tausende vor dem Spiel am Dom und zogen singend zur Arena.

Eine gute Nachricht gab es für die DEG dann aber doch: Alec McCrea hatte seine Drei-Spiele-Sperre aus der Vorsaison abgesessen, ein dringend benötigtes Update für die Düsseldorfer Defensive. Das war der US-Amerikaner auch, aber was McCrea natürlich nicht beheben konnte: die zusätzlichen Probleme auf der anderen Seite des Eises. Gerade mal fünf Tore hatte die DEG an den ersten drei Spieltagen erzielt, der schlechteste Wert der Liga. Was einerseits natürlich daran liegt, dass Topstürmer wie Brendan O‘Donnell und Stephen MacAulay fehlen, aber auch vom Rest kam zu wenig – vor allem von der Topreihe mit Phil Varone, Philip Gogulla und Kevin Clark. Nach drei Spielen stand sie bei gerade einmal einem Tor.

Nun in Köln stellte Trainer Dolak um, Gogulla spielte neben Victor Svensson und Alexander Ehl, dafür rückte Luis Üffing neben Varone und Clark. Und dieses Trio brachte die DEG in der Schlussphase zurück: Erst verkürzte Clark nach Vorlage von Varone in Überzahl auf 2:3, dann traf Üffing zum Ausgleich, ehe Clark auch noch im Penaltyschießen traf. Wobei der entscheidende Mann da einmal mehr Henrik Haukeland war. Schon im Spiel hatte der 31 Paraden gezeigt, im Penaltyschießen kamen weitere acht dazu.

Haukeland war gleich von Beginn an gefragt. Schon nach wenigen Sekunden hatte Gregor MacLeod die erste Großchance für die Haie – was die Stimmung in der ausverkauften Halle weiter anheizte. Doch in Minute neun waren dann erstmals die Gästefans zu hören, als Kohen Olischefski nach schöner Vorarbeit von Josef Eham und Bennet Roßmy zum 0:1 traf. Carter Proft glich dann aber noch vor der erste Sirene aus. Was auch in Ordnung ging, die flinken und gradlinigen Kölner hatten mehr vom Spiel.

Schlecht war die DEG allerdings nicht. Im zweiten Drittel hatte sie sogar phasenweise mehr von Spiel, und auch die Rückwärtsbewegung war besser als zuletzt. Rückkehrer McCrea stabilisierte die Abwehr zusehends, hatte viele kleine gute Aktionen, dasselbe galt für den aufmerksamen Moritz Wirth, für Sinan Akdag und Oliver Mebus, der aber einmal auch spektakulär mit einem Hechtsprung rettete.

So erlebte die DEG ein Novum in dieser Saison: Erstmals ging sie nicht mit einem Rückstand ins letzte Drittel. Der kam dann aber nach gerade mal 25 Sekunden – natürlich in Unterzahl. Zwei Minuten später: nächste Unterzahl, nächstes Gegentor. Da schien die DEG zum vierten Mal in dieser Saison ein Spiel auf der Strafbank zu verlieren. Die Haie-Fans riefen bereits „Absteiger“. Doch das letzte Lachen des Tages gehörte den DEG-Fans.