Umsonstladen in Düsseldorf „Das Lager platzt schon aus allen Nähten“

Der Verein Niemandsland betreibt in Oberbilk den Umsonstladen. Dort gibt es Spielsachen, Kleidung oder Küchengeräte – alles darf mitgenommen werden, ohne dass dafür bezahlt werden muss. Die Spendenbereitschaft ist groß.

Maria Torras engagiert sich im Laden. Das Motto: „Bring mit, was Du nicht brauchst und nimm was Du willst. Ohne Geld, ohne Tauschen.“

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

Petra kommt öfter mal vorbei. Heute steht sie mit einer großen Tasche im Regen und wartet geduldig, bis sie ihre Mitbringsel im Umsonstladen abgeben kann. Die Schlange reicht da bereits durch den Hinterhof bis in den Torweg zur Heerstraße 19. „So viel wie heute war schon länger nicht mehr los“, erklärt Maria Torras. Die 66-Jährige engagiert sich seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich im Umsonstladen. Sie ist Teil eines kleinen Teams, das jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr die kostenlosen „Einkäufe“ und Spenden koordiniert.

„Normalerweise kommen die Leute in zwei Wellen, gleich nach dem wir öffnen und dann noch einmal gegen 15 Uhr“, beschreibt die Düsseldorferin. An diesem Tag hat sich gerade ein junges Paar einen Kinderwagen ausgesucht und einen dazu passenden Aufsatz, der auch als Tragetasche verwendet werden kann. „Wir würden uns über eine kleine Spende freuen“, sagt Maria Torras zu den beiden. „Natürlich geben wir die Dinge hier umsonst weg, das ist ja der Nachhaltigkeitsgedanke daran. Aber gerade bei solch großen Sachen, wäre ein kleiner Betrag schon schön, weil wir zwar mietfrei hier sein dürfen, aber die Stromkosten über Spenden decken müssen“, so die Ehrenamtlerin.

Während sie noch mit dem jungen Paar spricht, werden im Raum nebenan die vielen Sachspenden angenommen und grob vorsortiert. „Wir bekommen im Moment sehr viel, was uns wirklich freut“, sagt Torras. „Das Lager platzt allerdings schon aus allen Nähten.“ Spielsachen, Küchengeräte, Kleidung, Schuhe, Schallplatten, Lampen. Es gibt kaum etwas, was sich im Umsonstladen nicht finden ließe.

Vor Ort gelten aber auch einige grundlegende Regeln. Bei einer Warteschlange vor dem Geschäft sollte sich beispielsweise niemand länger als eine Viertelstunde im Umsonstladen aufhalten, damit alle noch drankommen können. „Nimm, was du wirklich brauchst“, das steht auf einem Aufsteller am Eingang. „Die meisten halten sich auch daran“, weiß Maria Torras. Auf die Frage, wer denn das großzügige Angebot des Nachbarschaftsvereins so annimmt überlegt die 66-Jährige einen Moment. Dann sagte sie: „Ich denke, hierher kommt ein guter Durchschnitt aus allen Schichten. Es kommen ältere Menschen, junge Familien, Geflüchtete, aber auch diejenigen, die vielleicht finanziell gut dastehen und den Nachhaltigkeitsgedanken leben.“

Petra hat ihre Tasche inzwischen bei der Annahme abgegeben. „Ich habe aussortiert. Wir haben Spiele, die keiner mehr nutzt, und die wollte ich gerne geben“, sagt sie. Ob sie heute auch etwas mitnehmen möchte? „Nein, diesmal nicht. Ich brauche nichts“, sagt die Oberbilkerin und verabschiedet sich. Auf ihrem Weg durch den Hofeingang wird sie von einem jungen Mann angesprochen: „Nichts gefunden heute?“, fragt er. „Ich brauche nichts“, wiederholt Petra und bleibt dann doch noch einmal kurz vor dem Bücherregal stehen. Plötzlich breitet sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus. „The Paper Palace“, freut sie sich und greift nach dem englischsprachigen Bestseller. „Klasse, das nehme ich dann doch noch mit“, sagt sie.

Der Grundgedanke des Umsonstladens liegt in der Kreislaufwirtschaft. Was der eine nicht mehr möchte oder braucht, kann für andere genau das Richtige sein. „Unsere Fläche hier ist leider begrenzt. Wahrscheinlich könnten wir noch mal so viel hier anbieten, wenn wir mehr Platz hätten“, sagt Maria Torras mit Blick auf das überquellende Lager. Sachspenden werden nur zu den Öffnungszeiten angenommen und schon damit hat das Team alle Hände voll zu tun. „Für größere Sachen wie Fahrräder oder Möbel zum Beispiel, gibt es auch eine Pinnwand“, sagt sie. Dort können die Gegenstände angeboten werden.

Mit den Jahren hat die Düsseldorferin ein Gespür dafür bekommen, wer zum Beispiel Kleidung in welchem Zustand abgibt. „Wir wünschen uns natürlich frisch gewaschen, wenn möglich nicht zerrissen Kleidung und wer uns die Arbeit erleichtern möchte, bringt sie uns zusammengefaltet“.

Wer sich etwas aus dem Sortiment mitnimmt, muss nicht zwangsläufig etwas dafür mitgebracht haben. „Das gefällt mir so an dem Konzept des Umsonstladens“, sagt Murat. Er habe nur ein kleines Zimmer zur Untermiete. „Da habe ich wenig Platz. Hier fand ich einen Wasserkocher und eine Kochplatte. Ein paar Wochen später habe ich einen Stapel Bücher und Pullis vorbeigebracht, die ich nicht mehr anziehe“.

(clhö mbo)