Holzplatte fiel auf der Rheinkirmes Kriminalbeamtin Michèle Locker ist die neue Königin der Schützen

Düsseldorf · Die Holzplatte fiel nach dem Schuss der Düsseldorferin spät zu Boden. Sie bekam erst gar nicht mit, dass sie erfolgreich war.

Die neue Königin Michele Locker und Schützen-Chef Andreas-Paul Stieber.

Foto: Tino Hermanns

(tino) Nach dem Schuss von Michele Locker hing nur noch ein kleiner, restlicher Teil des Vogels an der Platte. Zur Hälfte war das Holz bereits auf die Erde gefallen. „Der nächste Schütze war schon auf dem Weg und hat sich gefreut, dass er die Platte mit seinem Schuss putzen kann und so unser neuer Regimentskönig wird“, sagt Andreas-Paul Stieber. Der Chef des St. Sebastianus Schützenvereins 1316 beschreibt: „Doch dann tat die Schwerkraft noch ihre Wirkung.“ Der Vogel fiel. Und die Schützen haben damit eine neue Königin.

Dabei hatte Michele Locker zuerst gar nicht mitbekommen, dass ihr Schuss doch noch erfolgreich war. „Ich hatte innerlich schon damit abgeschlossen, Königin zu werden“, sagt sie im Gespräch. „Es ist zwar schade, dass ich nicht gesehen habe, wie die Platte fiel. Aber dass sie gefallen ist, ist jetzt natürlich doppelt schön.“

Nur ihre Mutter und die spätere Königin selbst hatten sich unter die vielen Männer gemischt, die zum Königsschießen auf der Rheinkirmes antraten. Dass Locker schießen kann, hat sie bereits 2023 bewiesen, als sie mit 100 von 100 Ringen Vereinsmeisterin der St. Sebastianer mit dem Luftgewehr wurde.

Die neue Majestät ist Kriminalbeamtin und damit gehört das Schießen auch zu ihrer Berufsausbildung. „Es ist aber etwas völlig anderes, mit einer Kurzwaffe zu schießen, als mit einem Luft- oder Kleinkalibergewehr“, so Locker. Sie ist die insgesamt vierte Königin der St. Sebastianer.

„Ich finde es großartig, dass Mal wieder eine Frau Königin geworden ist. Mit ihr haben wir jetzt zwei Frauen im Vorstand und das soll noch nicht das Ende gewesen sein. Alles andere wäre ja auch aus der Zeit gefallen und völlig unangebracht“, so Stieber.

Michele Locker ist 35 Jahre alt, verheiratet, Mutter von vier Kindern zwischen vier Jahren und vier Monaten. Sie weiß, worauf sie sich eingelassen hat, war sie doch bereits Pagen- und Jungschützenkönigin der IGDS (Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen). „Es ist alles eine Frage der Organisation“, sagt sie. „Mein Mann wird mich, so oft es geht, zu den offiziellen Terminen begleiten, aber nur als Gast, sodass er immer abhauen kann, wenn etwas mit den Kindern sein sollte.“ Zum Prinzregenten, also zu ihrem offiziellen Schützentermin-Begleiter kürte sie ihren Vater Michael Herrmanns, den Hauptmann der gemeinsamen Schützengesellschaft 10. Grenadiere Germania 1874.

Herrmanns tritt das Amt offenbar mit gemischten Gefühlen an. „Er ist stolz auf seine Tochter, aber auch ein wenig enttäuscht, dass er Mal wieder nicht König wurde“, sagt die neue Königin. „Er versucht es schon, seit ich denken kann.“ Ihr erster echte Höhepunkt im Königinnen-Jahr wird der Krönungsball am Freitag, 19. Juli, sein.

Im Schützenzelt auf der Kirmes wurde auch der Schützenorden der Landeshauptstadt übergeben. Diesen erhielten Harry Schneider, Patrick Ortega del Rio, Christian Benning, Enrico Pelz, Frank Lumma, Manfred Müntz, Jens Szczygielski, Stephan Meyer, Norbert Hallen und Jens Hartmann. Horst Artz und Günther Pannenbecker wurden für 75 Jahre Mitgliedschaft geehrt.