„1 gutes Buch vong Humor her“

Das Publikum feiert Sprachverunstalter Willy Nachdenklich im Zakk.

Foto: Julian Krebs

Der Stil von Willy Nachdenklich ist gewöhnungsbedürftig. Nicht einmal er würde dies abstreiten. Mit der Facebook-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ machte er sich einen Namen. Auf seiner Seite werden Fotos mit Phrasen veröffentlicht, die voller Grammatik- und Rechtschreibfehler sind. Unerwartet löste er damit einen Internet-Hype aus, den viele wohl nicht verstehen würden. Über 360 000 Abonnenten amüsieren sich über seine Bilder mit Sätzen wie „Jeder Mensch hat 1 zweite Chongse verdient“. Die Aussage „I bims“ (Ich bin’s), die er mitgeprägt hat, wurde sogar Jugendwort des Jahres 2017.

Dabei war die Seite nur eine Scherzidee, die auf die oft fehlerhaften Sprüche anspielt, die man in sozialen Medien überall findet. Nun nutzt er seine momentane Erfolgswelle und verkauft online Tassen und Kalender mit seinen Bildern. Und ein Buch hat er geschrieben, aus dem er am Sonntagabend dem Publikum im Zakk vorlas.

In „1 gutes Buch vong Humor her“ präsentiert Willy Nachdenklich 18 Kurzgeschichten, in denen er ziemlich alltägliche Situationen beschreibt, die vielen bekannt sind. „Gisela Stöckelmeier schaut Fernseher“ heißt etwa eine der Geschichten, die er dem jungen Publikum im Zakk vorträgt. Dabei sitzt er auf einem braunen Ledersofa, eingerahmt von zwei grünen Farnpflanzen, und trägt eine Brille mit Nase und Schnäuzer, so wie man sie im Geschäft für Scherzartikel kaufen kann.

In seinem Buch findet man jede Geschichte sowohl auf Hochdeutsch, als auch in der „Vong-Sprache“. In der „Vong-Sprache“ haben so ziemlich alle Wörter die falschen Artikel, jedes N wird zu einem M und „vom“ heißt hier „vong“. So beschreibt der Nachwuchsautor die Fernsehlandschaft von „Donald Spack“ bis „Sendung mit ein Maus“ und bringt sein Publikum tatsächlich immer wieder zum Lachen.

Die, die da lachen, reden selbst vermutlich nie so. Deshalb amüsiert sie die Art, in welcher Nachdenklich die Sprache auf die Schippe nimmt. Zuschauer Dennis Sen ist überrascht davon, wie witzig die Texte sind, obwohl Nachdenklich eigentlich nicht seinen Humor treffe: „Es gibt so ein paar Stellen, da lache ich mich selber schlapp. Ich finde es interessant, wie er mit Sprache umgeht und wie er konsequent diese ganzen unsinnigen Wörter verwendet und sie mit gehobenen Wörtern vermischt.“ Obwohl nicht jeder diese Art von Humor verstehen dürfte, trotzdem habe Nachdenklichs Sprache durchaus einen künstlerischen Anspruch, findet Sen. Was für den einen wie Schwachsinn klinge, sei für andere großartig. Selbst Linguisten sind begeistert.

Willy Nachdenklich ist 33 und Großhandelskaufmann aus Amberg und spricht privat natürlich ganz anders. Gerade deshalb finde er es lustig, wenn er Jugendliche höre, deren Kommunikation der seiner Figuren aus dem Buch entspreche. Jugendsprache eben.

Zuschauerin Vanessa Lange fühlte sich unterhalten, auch wenn sie nicht jeden Witz witzig fand. Er treffe zwar nicht ganz ihren Geschmack, trotzdem sehe sie Nachdenklichs Arbeit als Kunst an. Auch Anna Leers gibt sich positiv überrascht von der Lesung: „Ich finde ihn sehr lustig und unterhaltsam. Ich kannte bisher nur seine Facebook Seite, die ich sehr amüsant finde. Meine Erwartungen hat er mehr als erfüllt.“ Die 31-Jährige bezeichnet Nachdenklich als neumodische Comedy. Aber als Kunst? „Irgendwie ist es schon, wenn auch sehr skurrile Kunst. Ich meine dumm ist er nicht, immerhin muss er sich das Ganze ja auch ausgedacht haben.“