Düssseldorf 16-Jähriger in Papierfabrik abgestürzt

Am Samstagabend war der Jugendliche acht Meter in die Tiefe gefallen. Er verletzte sich lebensgefährlich.

Foto: Patrick Schüller

Düsseldorf. Mit lebensgefährlichen Verletzungen ist ein 16-Jähriger am Samstagabend in die Neurochirurgie der Uni-Klinik eingeliefert worden. Der Jugendliche war gegen 21.15 Uhr auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik an der Fringsstraße im Hafen durch eine versehentlich aufgetretene Außentür acht Meter in die Tiefe gefallen. Zu dritt hatten sich die Jungen Zutritt zu den stillgelegten Hallen der einsturzgefährdeten Fabrikruine verschafft.

Foto: Michaelis

Der 16-Jährige war zwischen zwei Gebäude gefallen. Die von einem seiner Begleiter gerufenen Rettungskräfte mussten sich mit schwerem Gerät Zutritt zu dem gut gesicherten, weitläufigen Gelände verschaffen. Nach Aussage der Feuerwehr brachen sie Türen und Tore auf, um einen Zugang zum verletzten Jungen zu finden. In den dunklen Räumen mussten Scheinwerfer aufgebaut werden, um die Einsatzkräfte in der stark baufälligen Fabrik zu sichern. Der Notarzt versorgte den Verletzten vor Ort, mit einer Schleifkorbtrage wurde er von den Höhenrettern der Feuerwehr geborgen und mit dem Rettungswagen in die Uni-Klinik transportiert; sein Zustand ist kritisch.

Die nach Aussagen der Feuerwehr aus Dormagen stammenden Jugendlichen waren offenbar aus Abenteuerlust in das Fabrikgebäude eingestiegen. In den vergangenen Monaten war es dort immer wieder zu teils dramatischen Ereignissen gekommen: Mitte März hatte dort ein 16-Jähriger seine 15-jährige Freundin mit einem Messer getötet. Der offenbar psychisch kranke Jugendliche war noch am Tatort von der Polizei festgenommen worden. Er gestand die Tat und wurde in die Psychiatrie eingewiesen.

Im März 2016 war ein 15 Jahre alter Junge dort durch ein Loch in einer der Fabrikhallen zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Der Sprayer lag nach dem Unfall mit schweren Verletzungen im Wachkoma. Die Feuerwehr hatte nach dem Unfall noch einmal eindringlich davor gewarnt, das ohnehin abgesperrte Gelände zu betreten. Auch am Sonntag hieß es vonseiten der Feuerwehr, man sei froh, wenn das Gebäude endlich abgerissen werde. Neben den schweren Unfällen sind die Einsätzkräfte immer wieder zu der Papierfabrik gerufen worden, weil dort Unrat in Brand gesteckt worden war.

Auch Markus Mertens sehnt einen Abriss der maroden Fabrikhallen herbei. Er ist Vorstandsvorsitzender der Rialto Capital AG mit Sitz in Köln, der die Immobilie gehört. Eine Abrissgenehmigung sei bereits im November bei der Stadt beantragt worden, sagt er. Seit der vergangenen Woche ständen die Signale ganz auf Abriss: „Am Donnerstag haben wir grünes Licht für das Bodengutachten bekommen, da scheint es keine Probleme zu geben.“

Nächster Schritt sei nun die Änderung des Erbpachtvertrages; dort steht für die nächsten 70 Jahre noch eine Nutzung des Geländes als Papierfabrik festgeschrieben. Erst wenn dieser Vertrag durch den Aufsichtsrat der Neuss-Düsseldorfer Häfen geändert ist, kann Mertens mit dem Abbiss beginnen, der den Weg für einen neuen Logistik-Komplex ebnen soll. Der Aufsichtsrat tage im Mai und habe schon signalisiert, dass der Änderung nichts im Wege steht. „Sobald das durch ist, beginnen wir sofort mit dem Abriss“, sagt der Vorstandsvorsitzende. „Ich muss dann nur noch das Abrissunternehmen anrufen und es kann losgehen.“

Dass sich die Vorbereitungen für den Abriss teilweise hinziehen, sei bei einer Investitionssumme jenseits der Zwei-Millionen-Euro-Marke nicht ungewöhnlich: „Ich habe wirklich den Eindruck, dass sich alle Beteiligten beeilen, auch die Stadt“, so Mertens.

Mit dem Abriss der Hallen dürfte dann auch für seine Firma ein dauerhaftes Ärgernis beseitigt werden. „Diese Immobilie ist mit einem Dauerrisiko behaftet und uns treibt die permanente Sorge um, dass dort wieder etwas passiert“, sagt er. Vor allem nach dem Mordfall Mitte März sei der „Sensationstourismus“ zu der Ruine nochmals stark angestiegen. Der aus einem Mann bestehende Sicherheitsdienst habe wesentlich mehr Menschen des Geländes verweisen müssen, als vor dem Mord. Seine Firma unternehme unterdessen alles in ihrer Macht stehende, um die Ruine abzusichern und Zugänge zu verschließen. Rund 15 000 Euro würden jeden Monat investiert, um Stahlplatten zu verschrauben und aufgeflexte Stacheldraht-Zäune zu erneuern.