Gericht 26 falsche Picassos im Luxus-Hotel präsentiert: Zahnarzt vor Gericht
Düsseldorf · Die Spur der Bilder führt nach Serbien. Ein niederländisches Auktionshaus erstattete Anzeige.
Große Kunst braucht einen würdigen Rahmen. Da ist der Breidenbacher Hof genau die richtige Adresse. Am 30. Januar vor drei Jahren fand dort eine denkwürdige Veranstaltung statt. Kunstexperten von diversen Auktionshäusern hatten sich in dem Luxus-Hotel eingefunden, um einen außergewöhnlichen Schatz zu begutachten. Nicht einen, nicht zwei, nein, gleich 26 angebliche Gemälde von Pablo Picasso hatte ein 52-jähriger Zahnarzt dort aufgebaut. Wenn man bedenkt, dass Picassos „Les femmes d’Algier“ vor fünf Jahren für 160 Millionen in New York versteigert wurde und damals das teuerste Gemälde der Welt war, kann man ungefähr einordnen, um welch großartige Sammlung es da ging. Theoretisch jedenfalls. Tatsächlich handelte es sich um Fälschungen, die nicht einmal besonders gut gemacht waren. Wegen „unerlaubter Verwendung urheberrechtlich geschützter Werke“ muss sich der Zahnarzt seit Dienstag vor dem Landgericht verantworten.
Von zahlreichen berühmten Künstlern gibt es Gemälde mit dem gleichen Motiv. Im Breidenbacher Hof wurde unter anderem das Porträt von Gertrude Stein, der Biografin des Malers, angeboten. Das Original hängt im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Um zu beweisen, dass das Bild tatsächlich vom Meister selbst geschaffen wurde, gab es auf der Rückseite eine handschriftliche Notiz, die angeblich von Sohn Claude Picasso stammte. Das galt auch für die anderen 25 Werke, von denen die meisten „ohne Titel“ waren.
Die Präsentation im Breidenbacher Hof endete in einem Desaster. Denn es soll sich nicht nur um Fälschungen, sondern auch noch um ziemlich schlechte gehandelt haben. Das galt natürlich auch für die handschriftlichen Notizen von Picasso-Sohn Claude. Zwar wollten die Kunstexperten sich aus Höflichkeit noch nicht festlegen und die Expertisen abwarten. Ein niederländisches Auktionshaus erstattete aber kurz nach der Schau Strafanzeige.
Der Angeklagte ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich habe noch nie vor Gericht gestanden.“ Die Bilder sind ihm angeblich von einer Bekannten angeboten worden. Mit dem Hinweis, dass es nicht klar ist, ob es echte Gemälde sind. Um das prüfen zu lassen, seien die Kunstexperten eingeladen worden. Allerdings ist schon das Ausstellen von Fälschungen strafbar. Die Spur der Werke führt nach Serbien. Die Besitzerin ist zurzeit für das Gericht nicht auffindbar.
Kunst-Anwalt: Es gibt mehr
unechte als echte Angebote
Für Rechtsanwalt Urs Breitsprecher, der als Experte für Verfahren im Kunsthandel gilt, ist eine solche Präsentation in einem Luxus-Hotel sehr ungewöhnlich: „Mir werden auch schon mal Bilder angeboten, von denen man nicht weiß, ob sie tatsächlich von dem Künstler sind.“ Im Lager von Helge Achenbach sei zum Beispiel ein Bild eines berühmten italienischen Malers gefunden worden: „Das haben wir dann zu einem Trust-Institut nach Italien geschickt. Es war eine Fälschung. Es gibt auf dem Markt mehr unechte als echte Angebote.“