Stabwechsel Die neue Leiterin im Theater an der Luegallee in Düsseldorf
Düsseldorf · Oberkassel Christiane Reichert übernahm die Leitung des Theaters an der Luegallee.
Das Theater an der Luegallee ist ein sparsamer Betrieb. Bei nur 75 Plätzen und einem Zuschuss von 40 000 Euro kommt diese Bühne über die Runden, ohne zu klagen. Im Gegenteil: Christiane Reichert strahlt vor Glück. Sie hat vor einigen Monaten Ingrid Wanske und Joachim Meurer in der Theaterleitung abgelöst und erklärt: „Ja, ich mache alles, vom Einkauf übers Putzen und Renovieren bis zum Inszenieren und Spielen.“ Dabei lacht sie vor Freude, als habe sie das große Los gewonnen. Ihr steht ein Team zur Seite, das genauso denkt wie sie.
Die Neue ist genauso alt wie das Theater in Oberkassel
Als sie vor 40 Jahren in Schweinfurt geboren wurde, gründete Isolde Rasem gerade ihre Privatbühne im Souterrain, im Milieu einer ehemaligen Werkstatt. Reichert ist die dritte Intendantin. Und sie macht nicht viel Tamtam um ihre neue Aufgabe. Sie gab den Wechsel weder der Presse noch dem Publikum bekannt. „Wenn man eine riesige Ansage macht, besteht die Gefahr, dass die Stammgäste verschreckt sind, weil sie fürchten, nun werde alles anders. Oder es kommen die Schaulustigen und wollen sehen, was die Junge da macht.“
An ihrem Geburtstag wurde die Oberkasseler Privatbühne gegründet. Und Christiane Reichert hat sich offensichtlich schon als Schülerin auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie durfte im heimischen Stadttheater Karten abreißen und die Garderobe betreuen. Dafür gab es kein Salär, aber Freikarten. So konnte die Stadtverwaltung sicher sein, dass nur Theaterbegeisterte den Job machen würden. Schon damals war sie glücklich.
Zum Entsetzen der Eltern, die beide Ärzte sind. Sie hätten es lieber gesehen, wenn alle drei Töchter studieren und ein geregeltes Leben führen würden. Stattdessen wurde die Älteste Bildhauerin, die mittlere Werbegrafikerin und die jüngste Theaterprinzipalin. Dennoch spielten die Eltern mit. Sie fuhren zu allen Tourneen der Tochter quer durch Deutschland. Sie sahen sich jedes Stück an. Kommentar der Tochter: „Sie fanden es nicht toll, aber sie haben es gemacht.“
2012 fing Reichert an der Luegallee an und freundete sich schnell mit den Theaterleitern Wanske & Meurer an, die sie schon sehr früh zur Theaterleitung hingeführt haben. Da hieß es: „Magst du mal Regie führen, ein Stück schreiben, das Kassenwesen übernehmen?“ Anfangs lief die Leitung zu Dritt, dann zu Zweit. Wanske & Meurer werden weiterhin Aktionen zum Muttertag und zum Advent machen. Und das Stück, das in dieser Woche herauskommt, haben Ingrid Wanske mit zwei Freundinnen geschrieben. der Übergang ist also gleitend.
Als Mädchen für alles gab Christiane Reichert in der Vergangenheit die „Frauen fürs Grobe“, die schrille Haushälterin etwa, die dümmlichen und deftigen Mädchen. Damit man sie nicht darauf abstempelt, hat im März ein Thriller Premiere, in dem sie die seriöse und böse Frau spielt. Denn sie will wegkommen von der Komödie, die in den letzten Jahren immer weniger gefragt war, und hin zum Kriminaltheater. Man müsse es schaffen, den Geschmack der Leute zu treffen. Sie komme zwar vom Musiktheater, aber ein lockeres Singspiel am Klavier locke heute niemanden mehr ins Haus. Das Theater soll schließlich auch die nächsten Jahrzehnte überstehen.
Das „Hauptpublikum“ seien 50- bis 70-jährige Frauen, die allein kommen oder manchmal ihre Männer mitschleppen. Am Wochenende aber passiere es immer mehr, dass sich auch jüngere Yuppies ins Haus verirren und über die „Puppenstube“ staunen. Von ihnen bekommt Christiane Reichert inzwischen Rückmeldungen voller Lob über das Internet.
In den Finanzen sieht die Theaterfrau keine Probleme. Die Fixkosten kommen über den städtischen Zuschuss herein, die Gehälter müssen eingespielt werden. Dabei helfen Theatergemeinde und Volksbühne. Akademiestudenten sind froh, dass sie nur über die Brücke laufen müssen, um Karten abzureißen, die Theke zu bedienen oder bei einer Wandkulisse fürs Bühnenbild zu helfen.
Info: Luegallee 4, Ecke Burggrafenstraße