Ehemalige Sekretärin der WZ-Chefredaktion 90. Geburtstag - Glückwunsch, Frau Hammelstein!

Hannelore Hammelstein, die ehemalige Sekretärin der WZ-Chefredaktion, wird am Sonntag 90 Jahre alt. Ein Gespräch.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Dass diese Dame am Sonntag 90 Jahre alt wird, mag man ihr kaum glauben. Schwungvoll öffnet Hannelore Hammelstein die Tür zu ihrer Wohnung in Lörick, ihre herzliche Art lässt ahnen: Das hier wird ein schönes Gespräch. Und zu erzählen weiß sie viel. Von 1973 bis zu ihrer Rente hat sie bei der Westdeutschen Zeitung an der Königsallee gearbeitet.

Wir lassen uns nieder an ihrem Esstisch. „Moment, ich hole den Anstellungsvertrag“, sagt sie und verschwindet kurz in ein anderes Zimmer. „Mama war ein absolutes Arbeitstier. Wenn sie zu Hause war und nichts zu tun hatte, ist sie sehr schnell ungemütlich geworden“, sagt ihre Tochter Sigrid mit einem Lachen.

In dem Vertrag steht, dass sie zum 8. Januar des Jahres 1973 Mitarbeiterin der Westdeutschen Zeitung geworden ist. „Ursprünglich habe ich da dem Solinger Tageblatt zugearbeitet, bin dann aber bald ins Sekretariat der Westdeutschen Zeitung gewechselt“, erzählt Frau Hammelstein. Sie hat für die Chefredakteure Hermann Eich und Paulheinz Grupe gearbeitet.

„Ich erinnere mich gut an einen Spätdienst, in dem gegen neun Uhr die ersten Meldungen am Fernschreiber einliefen, dass in Spanien ein Campingplatz abgebrannt ist, es gab mehrere Tote. Der Redakteur Wolfgang Radau hatte dann die einzelnen Fähnchen“ — so nennt sie die Meldungen, die aus dem langen Papier des Fernschreibers geschnitten wurden — „über dem Arm liegen und hat mir aus dem Kopf die komplette neue Seite eins diktiert.“ Danach musste noch ein Kurier, der Gewehr bei Fuß stand, die neue Seite nach Wuppertal in die Druckerei zum Setzer fahren.

Am Fernschreiber landeten die neuesten Meldungen aus der Welt. „Wenn über den Tag hinweg etwas Wichtiges passierte, dann wurde ein Extrablatt angefertigt, das wir unten in die Schaukästen vorm Girardethaus gehängt haben.“

Noch heute liest sie die WZ. „Die Westdeutsche Zeitung war immer unsere Zeitung“, sagt Hannelore Hammelstein. Im Jahr 1955 hat sie geheiratet, seit 1956 waren sie und ihr Mann dann Abonnenten. „Ich finde, die WZ hat bis heute eine klare, moralische Haltung bei der Berichterstattung.“

Die gebürtige Düsseldorferin hat ihre Stadt schon in allen Zuständen gesehen. 1942 wurden sie und ihre Eltern ausgebombt. Später trennte der Rhein die Familie. „Die Deutschen haben ja gegen Ende des Krieges die einzige Brücke über den Rhein gesprengt, die heutige Oberkasseler Brücke.“

Ihr Entlastungs-Zeugnis, den sogenannten Persilschein, den die Engländer ihr 1948 ausgestellt haben, hat sie heute noch. Sie holt einen Aktenordner und zieht das vergilbte Papier aus einer Klarsichthülle.

„Der reichte aber nicht aus, als ich anfangen wollte zu arbeiten. In einem abgedunkelten Raum hat dann ein junger Engländer, etwa so alt wie ich, mir alle möglichen, zum Teil auch unmöglichen Fragen gestellt. Ich war richtig geladen. Am Ende trat ein Offizier, den ich vorher gar nicht gesehen hatte, aus dem Dunkel hervor und gab sein OK.“

Bevor die beiden Töchter zur Welt kamen, hat Hannelore Hammelstein ein paar Jahre lang in einer Werbeagentur gearbeitet, wo sie ihre Leidenschaft fürs Fotografieren entdeckt hat. Ihre Motive: Sie deutet auf ein Regal mit etwa 20 Ordnern auf denen Mexico, China oder Afrika stehen. „Mein Mann und ich haben unzählige Studienreisen durch die Welt gemacht. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an den Grand Canyon, die Säulenhalle in Theben oder die Terrakotta-Armee in China denke.“ Letztes Jahr hat sie mit einer Freundin eine Kreuzfahrt durch den Panama-Kanal gemacht. „Dieses Jahr ging es mit dem Schiff nur über den Rhein.“

Vier Enkel hat Hannelore Hammelstein, inzwischen ist sie schon zweifache stolze Urgroßmutter. Die Urenkel sind der Grund dafür, warum sie seit Anfang des Jahres nun auch ein Smartphone hat und fleißig whatsappt: „Eine Enkelin wohnt in Freiburg und meine Töchter haben immer erzählt, was sie wieder für tolle Fotos von dem Zweijährigen geschickt bekommen haben. Und da wollte ich doch am Ball bleiben.“