Düsseldorf Ab ins Heim: Wenn der letzte Umzug ansteht

Interview mit Bettina Orthey, Leiterin der Sozialen Dienste im Dorothee-Sölle-Haus, über die Suche nach der passenden Unterkunft.

Foto: Bernd Schaller

Düsseldorf. Für viele Menschen ist es der letzte Umzug in ihrem Leben — der Umzug ins Seniorenheim. Bei den wenigsten ist er freiwillig, bei immer mehr Menschen wird er aber zumindest frühzeitig geplant. Bettina Orthey ist Leiterin der Sozialen Dienste im Dorothee-Sölle-Haus der Diakonie — und weiß, wie schwer es den Senioren fällt, sich nach vielen Jahren von ihrem Haushalt zu trennen, kennt ihre Ängste und wie sie überwunden werden können.

Wann sollten sich Menschen mit dem Gedanken beschäftigen, in ein Pflegeheim zu ziehen?

Bettina Orthey: Schon in jüngeren Jahren sollten sich Menschen mit dem Gedanken auseinandersetzen, wie es im Alter weitergehen soll — ob das die Rundumbetreuung zu Hause ist oder die stationäre Altenpflege oder auch alternative Wohnmodelle.Aber spätestens wenn die ersten Anzeichen da sind, dass man nicht dauerhaft fit bleiben wird, sollte man sich konkret auf die Suche nach einer passgenauen Betreuung machen. Das ist ähnlich wie bei der Planung einer Hochzeit. Man hat schon vorher ein Bild im Kopf wie es werden soll. Aber wenn man weiß, dass man heiraten wird, beginnt man mit der konkreten Planung.

Welche Vorteile bringt es, sich frühzeitig auf die Suche zu machen?

Orthey: Es hilft, Ängste abzulegen, indem man sich vor Ort ansieht, wie es in der Realität ist. Ich kenne 60-jährige Menschen, die eine richtige Tour durch die Seniorenheime machen, um sich klar zu werden, was sie wollen. Dabei merken sie, dass es gar nicht so ist, wie sie vielleicht befürchtet haben. Und dann fällt es später eventuell leichter den Umzug in eine Altenpflegeheim zu vollziehen und sich dort wohlzufühlen. Man kann sich auch im Pflegebüro der Stadt dazu beraten lassen.

Worauf sollten Angehörige oder Senioren bei der Wahl des Pflegeheims achten?

Orthey: Sie sollten reinkommen und ein gutes Gefühl haben. Lesen allein reicht meist nicht. Man sollte schon mit jemandem sprechen, der aus dem Haus ist und möglichst auch Erfahrungsberichte anderer dazu nehmen. Einen richtigen Eindruck bekommt man, wenn man auch teilnimmt — sich zum Beispiel in ein Café in der Einrichtung setzt — und sieht, wie die Menschen in dem Pflegeheim mit den Senioren umgehen.

Ist der finanzielle Aspekt auch ein Grund, weshalb viele davor zurückschrecken?

Orthey: Es hat sich mittlerweile glücklicherweise herumgesprochen, dass die Angehörigen nicht in die Armut fallen, wenn die Eltern gepflegt werden müssen. Dennoch ist es für viele ältere Menschen noch immer ein Schreckgespenst: Sie denken, sie fallen ihren Angehörigen zur Last, auch finanziell. Um diese Angst zu nehmen, hilft es, sich konkret ausrechnen zu lassen, wie hoch der Beitrag sein wird. Das geht zum Beispiel beim Amt für Grundsicherung, wenn man zuvor dort einen Termin vereinbart.