Düsseldorf AfD-Hochschulgruppe: Nach rechts offen?

Von Kreispartei und Ratsmitgliedern ist nicht viel zu hören, für Wirbel sorgt dafür die Hochschulgruppe der AfD. Sie soll Kontakte ins extrem rechte Spektrum haben.

Düsseldorf. Bundesweit sorgt sie für allerlei Schlagzeilen — doch in Düsseldorf ist es erstaunlich still um die „Alternative für Deutschland“ (AfD). Die Kreispartei tagt meist nichtöffentlich — und wenn sie mal öffentlich tagt wie im März im Geschwister-Scholl-Gymnasium, dann muss sie sich auf eine größere Gegen-Demo gefasst machen.

Die frühere Ratsgruppe besteht nur noch aus einem Mitglied. Weder auf der Homepage noch bei Facebook sind in diesem Jahr irgendwelche Aktivitäten erkennbar.

Foto: Screenshot

Ganz anders ist das bei der AfD-Hochschulgruppe. Sie sorgt über die Universität hinaus für Gesprächsstoff — auch, weil sie Kontakte ins extrem rechte Spektrum haben soll.

Vorsitzender ist David Eckert. Er ist 24 Jahre alt, studiert Medienwissenschaften und gründete die AfD-Hochschulgruppe vor zwei Jahren. In seiner Jackentasche trägt er sogar auf dem Campus hin und wieder Pfefferspray, „weil man doch vielen Anfeindungen ausgesetzt ist“, sagt er.

Tatsächlich kam schon zu ersten Veranstaltungen der AfD die Polizei, weil Studierende sie gestört hatten. Und bei einem Sektempfang des Schwulenreferats wurde Eckert gebeten, die Veranstaltung wieder zu verlassen. Woher kommt diese Antipathie? „Die Mitglieder der AfD-Hochschulgruppe sind Störer und das wollen sie auch sein“, sagt Michael Sowoda von der Juso-Hochschulgruppe. Und: „Sie nutzen die Bühne des Studierendenparlaments, um bundespolitische Themen zu bewerben.“

Charlotte Ballke vom AStA-Vorstand sieht das ähnlich: „Die Gruppe scheint an Hochschulpolitik nicht interessiert zu sein.“ Doch worum geht es dann? David Eckert hat jedenfalls große Ziele, auf Parteitreffen der AfD hat er schon zur „konservativen Revolution“ aufgerufen. Hintergrund: Der Begriff „Konservative Revolution“ wurde von Publizist Armin Mohler geprägt und steht für die antidemokratische „Revolution“ in der Weimarer Republik, den intellektuellen Wegbereitern des Nationalsozialismus also. Von Vertretern der „Neuen Rechten“ wird er auch heute oft aufgegriffen.

Ein anderes Ziel formuliert Eckert, der als Beisitzer auch im AfD-Landesvorstand von Nordrhein-Westfalen sitzt, so: „Ich will, dass vor jeder deutschen Bildungsinstitution eine Deutschlandfahne weht, weil wir wieder Patriotismus in Deutschland brauchen.“

Wie rechts ist also der Afd-Nachwuchs? Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler von der Fachhochschule Düsseldorf erklärt: „Wir finden gerade in den Jugendorganisationen der AfD immer wieder Schnittmengen zwischen Parteimitgliedern und Mitgliedern der Identitären Bewegung. Es gibt dort deutlich gemeinsame Bezüge in das Lager der sogenannten neuen Rechten.“ Die so genannte Identitären Bewegung gilt als eine völkisch-orientierte Gruppe, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Die Zusammenarbeit erfolge in gemeinsamen „Think Tanks“, wie dem „Institut für Staatspolitik“, der auch ein Verlag ist und sich in der völkischen Szene zwischen „Junge Freiheit“, Burschenschaften und der Identitären Bewegung einordnen ließe.

Unter den Gründungsmitgliedern der AfD-Hochschulgruppe in Düsseldorf befand sich ebenfalls ein Mitglied der Identitären Bewegung, war dort bis zum Abschluss seines Studiums Mitglied. „Ich wusste das lange Zeit nicht“, sagt David Eckert, als er darauf angesprochen wird. Schlimm finde er es freilich nicht.

Ein weiteres Beispiel für die fragwürdigen Aktivitäten der Hochschulgruppe ist die Verbindung zu rechten Burschenschaften wie der Rhenania Salingia. Zwei Mitglieder der AfD-Hochschulgruppe sind dort Mitglied, die Hochschulgruppe traf sich dort schon zum Grillen. Das Foto der Veranstaltung wurde inzwischen von der Facebook-Seite wieder entfernt, nachdem ein linker Blog darüber berichtet hatte. Warum? „Rhenania Salingia gehört eindeutig zum radikal rechten Lager innerhalb der Burschenschaften. In ihren Kreisen wurden Figuren wie Host Mahler, ein verurteilter Holocaustleugner, zu ihren Reden eingeladen“, erklärt Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler von der Hochschule Düsseldorf. Auch Akiif Pirincci wurde jüngst von Rhenania Salingia zu einer Veranstaltung eingeladen.

David Eckert wiederum versteht sich gut darauf, mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das hat erst vor kurzem eine Aktion auf dem Campus gezeigt. Dort wurde die Heine-Statue mit einer Burka verhängt — dazu wurde ihr ein Schild mit der Aufschrift „Bildungsbombe“ umgehängt.

Ein eher plumper Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen — aber er funktionierte. Viele Zeitungen druckten Fotos von der Aktion ab. Die Gruppe feiert sich für diese Berichterstattung auf ihrer eigenen Website.

Im Studierendenparlament kündigte Eckert derweil an, Björn Höcke an die Uni einzuladen. Ein Politiker vom rechten Rand der AfD, der übrigens im so genannten Think Tank „Institut für Staatspolitik“ eine Rede zur „Lehre von den Menschentypen“ hielt, vom „Ausbreitungstyp“ und „Platzhaltertyp“ in Bezug auf die Flüchtlingspolitik sprach.

Inzwischen hat Eckert öffentlich auf seiner Facebook-Seite klargestellt: Es wird nicht Höcke, sondern ein anderer hochrangiger Politiker der AfD nach Düsseldorf kommen. Der Grund ist freilich keine inhaltliche Distanzierung von Höcke, sondern die Furcht vor Anfeindungen.