Show „Afrika! Afrika!“: Große Show mit afrikanischem Spirit im Düsseldorfer Capitol
Düsseldorf · André Hellers Show-Idee wurde im Capitol-Theater von George Momboye neu inszeniert. Die jetzige Version setzt mehr auf Akrobatik.
Manche werden sich vielleicht erinnern, es mag schon über zehn Jahre her sein, als André Heller mit seiner Show „Afrika! Afrika!“ nach Düsseldorf kam, nahe der Mercedes-Niederlassung in Derendorf ein Zelt aufbaute und damit eine andere Welt. Man betrat sie durch einen Gang, der wie ein Dschungel-Pfad angelegt war, vernahm Vogelzwitschern und Trommelklänge und war schon verzaubert, bevor die mitreißende Vorstellung begonnen hatte. Für gut zwei Stunden wähnte man sich auf einem anderen Kontinent der Wahrnehmung. Ein Welterfolg.
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Heller hat sich aus dem Showgeschäft zurück- und aus „Afrika! Afrika!“ herausgezogen. Im vergangenen Jahr hat sein Weggefährte George Momboye eine Neuinszenierung auf die Bühne gebracht, deren Tournee 2019 jetzt im Capitol Premiere feierte. Eine verdienstvolle Leistung schon allein deshalb, weil ein Ende der Afrika-Afrika-Idee nicht nur ein Verlust für das Publikum gewesen wäre, sondern vielmehr einen bitteren Verdienstausfall für die beteiligten Künstler und ihre Familien aus verschiedenen afrikanischen Staaten bedeutet hätte.
Während Andre Heller ursprünglich auf seine ganz eigene Art an das Projekt herangegangen war, eher wie ein staunendes Kind, wobei sich die dabei erzeugte Magie spontan auf das Publikum übertrug, so verfolgt der Choreograph Momboye als künstlerischer Gesamtleiter nun ein anderes, mehr kommerzielleres, angepasstes Konzept: Er setzt auf Professionalität und Präzision und den Schwerpunkt ganz auf eine Akrobatik, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen muss. Dies mit Mehrwert an Tempo, Farbe, Energie und Lebensfreude der 70 Artisten. Allein das macht die Show sehenswert.
Viel moderne Bühnentechnik kommt zum Einsatz
Momboyes größte Anstrengung ist allerdings der Spagat zwischen überliefertem afrikanischen Spirit und modernen Medien wie LED-Wänden und Video-Einspielern. Da überstrahlt der digitale Hintergrund schon mal die Künstler im Vordergrund, zumal die Lichttechnik im Capitol deren Temperament und Dynamik nur schwerfällig zu folgen vermag. So bleibt leider manche Höchstleistung im Schatten.
Und davon gibt es einige im Wortsinne, zum Beispiel bei Balance-Nummern mit Stühlen oder Rollen, bei mit Menschen gebauten Pyramiden. Pole Dancing scheint in Afrika Männersache zu sein. Man lernt und staunt, dass es in Südafrika eine Art Schuhplattler auf Gummistiefeln gibt und Basketball gepaart mit doppeltem Salto vom Trampolin der ganz große Wurf sein kann.
Und dann dieser Augenblick, in dem Kedir Siraj Abdulkadir eine weiße Feder in die Hand nimmt, sie behutsam auf der Spitze eines Stockes wippen lässt, im Zeitlupentempo unter Murmeln und Stirnrunzeln mit immer längeren Ästen ein Riesenskelett baut, das er konzentriert in der Schwebe hält. Da stockt der Atem. Selbst diejenigen, die die Vorstellung mit dem Handy verfolgen, halten inne in vermeintlicher Furcht, ein Schnappschuss könnte die Magie des Augenblicks zerstören. Wie Abdulkadir seine magische Konstruktion am Ende zurückbaut? Nur so viel sei verraten: Mit einem Federstreich.An dieser Stelle meint man, André Heller lächeln zu sehen. Afrika ist anders.