Kultur Kompakt OK 25 – neuer Kunstraum in Oberkassel
Düsseldorf · Aus Design-Agentur wurde Galerie.
Das Fenster zum Hof in Oberkassel, den Rhein im Rücken, gibt den Blick frei auf China. Typische Silhouette: Wolkenkratzer dicht an dicht, am Horizont rauchende Schlote, im Hintergrund eine graugelbbraune Bergkette. Eine Projektion im mehrfachen Wortsinn auf eine Hofwand. Der chinesische Fotokünstler Du Zi, 50, geboren in Tai Yuan in der Provinz Shanxi, stellte im Rahmen des Düsseldorf Photo Weekend in der Galerie OK25 erstmals in Europa seine großformatigen Ansichten aus.
Unter dem dem Titel „Scar“ zeigt er die Narben der Erde, die Großprojekte der Natur und den Landschaften in China zufügen können: eine aufgegebene Kupfermine, ein schwarz schimmernder Müllberg, das Video „Dunst“ über Luftverschmutzung, das beinahe poetisch wirkt, dem man nicht ansieht, was der Mensch der Natur und dem Menschen antut.
Ausführliche Begleittexte lösen bei den Betrachtern lebhafte Diskusionen aus. Auch politische. Wie werden solche fotografischen Diagnosen in Du Zis Heimatland aufgenommen? „Ich versuche immer, objektiv zu sein, neutral zu bleiben“, erklärt der Fotokünstler zurückhaltend lächelnd seine Bildsprache.
Nicht nur für den Künstler, auch für den Kunstraum am Kaiser-Wilhelm-Ring ist es eine Premiere. In den Räumen am Rhein betrieb Laura Dathe zuvor 30 Jahre lang ihre Design-Agentur. Zuletzt jedoch mit immer weniger Engagement. In diesem Arbeitsbereich, erklärt sie, wurden in jüngster Zeit die Spielräume immer enger, Zeitdruck zwang zur Kreativität gegen die Uhr.
Zeit für Veränderung. „Mach doch eine Galerie draus“, empfahlen Freunde. Dass sie das dann schließlich tat, war keine spontane Entscheidung, sondern wollte eine gut überlegte sein, ohne enge Rahmen wie im zuletzt im gelebten Job. Der schimmert nun positiv durch im professionellen Erscheinungsbild. Die Corporate Identity mit dem zweifarbigen Logo OK25 mit der Unterzeile „Raum für jede Art“ passt perfekt und prägt sich auf Anhieb ein. Die Adresse ist sowieso top.
Bedacht geknüpft auch der Kontakt im persönlichen Netzwerk zum Düsseldorfer Verein DCKD, der sich dem deutsch-chinesischen Kulturaustausch für Kunst und Design widmet und Du Zi nach Deutschland holte. Die Tage des Photo Weekends zu nutzen, lag nahe und die Räume in der richtigen Richtung der Besucherströme am vergangenen Wochenende.
Doch Laura Dahte will nicht einfach nur Bilder an Wände hängen: „Es soll ein Raum sein für ungesehene Kunst und ihre Entdeckung, für Erfahrungen, Einsichten und gute Aussichten.“ Ein Begegnungsort für „alle, die eigene Standpunkte haben, aber neue Blickwinkel und kreativen Austausch suchen.“ Musik oder Lesungen sind möglich, Workshops, auch Co-Working. Die nächste Ausstellung ist der Malerei gewidmet. Und irgendwann kann Laura Dathe sich vorstellen, ihre eigenen Fotos in ihrer eigenen Galerie zu zeigen.