Aleksandar Spengler: Fortunas Mädchen für alles
Seit 22 Jahren ist Aleksandar Spengler die Seele des Vereins. Am Donnerstag ist er 60 Jahre alt.
Düsseldorf. Angst vor deftigen Worten darf man nicht haben, wenn man mit Aleksandar Spengler zusammenarbeitet. Ein „Was willst du?“ oder ein „Hör auf mit der Schei. . .!“ gehören zum Standard. Mit seiner Meinung hält der gebürtige Serbe nicht hinterm Berg.
Doch hinter den klaren Ansagen steckt immer ein Augenzwinkern, ein Lächeln und ein großes Herz. So wie es sich für die gute Seele von Fortunas Zweitliga-Team eben gehört. Und deshalb wird sich auch kein Akteur und kein Funktionär vor dem Mittagessen drücken wollen, das Aleks am Donnerstag ausgibt. Denn der Betreuer feiert am Donnerstag seinen 60. Geburtstag.
Zwei Paar Fußballschuhe, Warmlauf-T-Shirt, Sweatshirt, Stutzen, Hose und Trikot, für die Ersatzspieler eine lange Hose und eine Trainingsjacke. Seit fast 22 Jahren bereitet Spengler Stunden vor dem Anpfiff die Kabine der Fortuna vor. „Auf den Tisch in der Mitte kommen Obst, Kaffee und Kuchen für die Pause“, sagt Spengler, der immer hautnah dabei ist. Ein Leben für Fortuna — in Frust und Freude.
„Ich habe erlebt, wie Alex Ristic in den 1990ern Stühle durch die Gegend und Bälle durch die Kabine getreten hat“, erzählt er. Was aktuell in den „heiligen Hallen“ der Fortuna abgeht, bleibt aber sein Geheimnis. Denn Spengler ist nicht nur fürs Sortieren, Waschen, Trocknen, Aufpumpen und Reparieren zuständig, er ist auch eine Vertrauensperson für die Spieler. „Wenn ein Spieler sich nicht traut, mit dem Trainer über seine Probleme zu sprechen, kann er immer zu mir kommen.“ Spengler hat 2008 ein Abendstudium der Psychologie abgeschlossen. „Das hat mich einfach unheimlich interessiert.“
Was Jobs angeht war der gebürtige Belgrader ein Tausendsassa, bevor er Fortunas Mädchen für alles wurde. Er kam 1974 mit seinen Eltern als Diplom-Techniker für Holzbearbeitung nach Düsseldorf. Bis 1990 versuchte er sich als Tellerwäscher im Interconti, Bauhelfer, Straßenbahnfahrer, Weinkellermeister im Hotel, Kellner, Disco-Verwalter, Nachtwächter, Arbeiter in einer Gummifabrik, Taxifahrer und als Lebensmittelverkäufer.
Schließich wurde er Jugend-Trainer bei Fortuna und lernte Ristic kennen. Mit ihm hat er nicht nur die Herkunft gemeinsam, sondern auch die Emotionalität: „Wenn ich am Spielfeldrand ausflippe, sagt Wolf Werner immer zu mir: Aleks komm runter, du bist doch Psychologe.“
Am Donnerstag muss Spengler nicht runterkommen, am Donnerstag lassen ihn seine dritte Ehefrau Beatrice, Söhnchen Luka (3), seine beiden erwachsenen Töchter (35 und 33) sowie seine zwei Enkeltöchter (6 und 5 Jahre alt) hochleben. Gefeiert wird nur im engsten Familienkreis.
Was er sich zum 60. wünscht? „Ich würde gerne zum dritten Mal nach 1995 und 2008 mit Fortuna auf dem Rathausbalkon einen Aufstieg feiern.“ Und dann vielleicht irgendwann einmal international mit Fortuna in seiner Geburtsstadt Belgrad antreten — Träumen ist am Geburtstag erlaubt.