Alltagsmaterial wird zum Einzelstück
Kunsthandwerker zeigen Kreationen bei der Ausstellung „Unikate“ in der Handwerkskammer
Für Ursula Tillmann hat sich der Besuch der „Unikate“ gelohnt. Sie geht mit einer aufwendig gestalteten Kette aus Stoff für ihre Tochter nach Hause. Sie stammt von Güzin Büyük, die aus einfachem Material geformt und versteift hat. „Hier findet man ausgefallene Geschenke“, sagt Tillmann. Die Tillmanns zählen daher zu den regelmäßigen Besuchern der Ausstellung in der Handwerkskammer.
Bereits zum 25. Mal zeigen Kunsthandwerker aus der Region in der ersten Adventswoche ungewöhnliche Einzelstücke, teils aus einfachstem Material. Am Sonntag wurde die Präsentation der „Unikate“ eröffnet. Vor allem Schmuck und Mode, aber auch Möbel, Kreationen aus Keramik, Kissen und Accessoires zählen dazu.
Güzin Büyük ist neu dabei, ihre riesigen weißen Ketten stechen sofort ins Auge, teils besehen sie aus verschlungenen Bändern, teils wirken sie wie aus Spitze gewebt. Die junge Gestalterin hat gerade erst ihr Design-Studium abgeschlossen und zeigt, auf was sie sich in den letzten Monaten spezialisiert hat: Arbeiten aus Stoff. „Ich arbeite mit Bändchengarn, das ich mit Nylondraht und Textilleim stabilisiere“, erklärt sie. Die Ideen kommen ihr beim Tun. Auch Lampenschirme seien schon mal dabei herausgekommen.
Aus Papier bestehen die Ringe und Ketten von Renate Sennewald, die in Gerresheim arbeitet. Dabei verwendet sie aber nicht irgendeines: „Ich nehme gerne eine Zeitung wie die Westdeutsche Zeitung“, erzählt sie. Aber auch auf transparentem Papier geschriebene Gedichte in schöner Handschrift nimmt sie häufig. Sie verarbeitet sie in mehreren Schichten zu Gliedern in Formen wie Schnecken, Gittern oder Würfeln, vermischt sie mit Material wie Blattgold, versteift die Elemente und fügt sie an einem Band zusammen.
„Diese Technik verwende ich auch für Ringe oder Griffe für Möbel“, sagt Sennewald. Birgit Müller überlegt, ob sie sich so ein Einzelstück kauft — ein Ring mit austauschbarem Aufsatz. „Toll, was es hier gibt“, sagt sie. „Ich lasse mich gerne von den Eindrücken inspirieren und unterhalte mich mit den Kunsthandwerkern genauer über ihre Arbeit.“
Direkt nebenan zeigt die Düsseldorferin Stefanie von Scheven ebenfalls Ringe — allerdings aus Harz. Sie hat filigrane Blüten aus Spitze in die Aufsätze eingeschmolzen. „Ich kann alles einsetzen — einmal war es der Milchzahn einer Tochter“, erklärt sie.
Sehr viel älter ist das Material, mit dem Tischlermeister Michael Hemkentokrax arbeitet: beschriftete Türbalken, die vor mehreren Jahrhunderten noch Häuser verzierten. „Wir erhalten die Elemente von einer Firma, die sich darauf spezialisiert hat“, erklärt seine Frau Simone Hementokrax. In der Werkstatt des Tischlermeisters werden sie, gereinigt und von allen Nägeln befreit, zur Regaltür — und zum Einzelstück, zum Unikat für Liebhaber.