Als der Kaiser kam, gab’s ein Feuerwerk und volle Kneipen

Das neue Düsseldorfer Jahrbuch bietet auch einen Brief-Bericht vom Kaisermanöver 1877.

Düsseldorf. „Nach langem Harren ertönte endlich gegen 11 Uhr der Kanonenschuss (...), und näher und näher scholl das freudige Hurra-rufen, mit dem man den Kaiser begrüßte. Da kam er selber, auf schwarzem Ross, so rüstig und fest und leicht saß er da, grüßend nach rechts und links ging’s im Trabe vorbei...“. So enthusiastisch hat Georg Wenker das Kaisermanöver von Düsseldorf im September 1877 miterlebt und beschrieben — in einem Brief an seine Frau Caroline. Wenker und das Kaisermanöver werden nun in einem Aufsatz von Runhilt Sinn beleuchtet, der sich im neuen Band 81 des „Düsseldorfer Jahrbuches“, herausgegeben vom Geschichtsverein, findet.

Sieben Aufsätze bietet das Jahrbuch 2011. Sie behandeln eine Bittschrift des Rates Nikolaus von Langenberg an Kurprinz Georg Wilhelm von Brandenburg 1619, den Karriereweg von Franz Anton von Spee zwischen Frankreich und Preußen, die Provinzial-Feuerversicherungsanstalt in den 20er und 30er-Jahren oder die Entwicklung der heutigen Universitäts- und Landesbibliothek seit 1770.

Im längsten Beitrag legt Bastian Fleermann biographische Skizzen zu den Düsseldorfer Rabbinern von 1706 bis 1941 vor, also bis zur Deportation von Siegfried Klein. „Das beste Rabbinat in Deutschland“ lautet die Überschrift, und das bezieht sich eben nicht nur auf den berühmten Leo Baeck, der von 1907 bis 1912 der Düsseldorfer Gemeinde vorstand.

Weiterhin enthält der Band eine Fülle von Buchbesprechungen zur Stadt- und Regionalgeschichte sowie kleinere Arbeiten, etwa zum Kittelbach, der Denkmalpflege und eben zu besagtem Kaisermanöver. Dessen Schilderer Georg Wenker meldete sich als Freiwilliger (und Schüler des heutigen Görres-Gymnasiums) 1870 für den Deutsch-Französischen Krieg und entwickelte später einen Sprachatlas. Zwar war er ein Patriot und glühender Anhänger von Kaiser Wilhelm I., zugleich machte er sich aber auch lustig über das allzu zackig-militärische Getue.

Seine Schilderung des Manövers, bei dem Wilhelm unter anderem das Benrather Schloss, Grafenberg und die Golzheimer Heide besuchte, ist lebhaft. Und die Stimmung in der Stadt war offenbar bombig: „Auf den Straßen war es voll, und in den Wirtshäusern! Da war’s meist nur mit viel Geduld möglich, zu einem Glas Bier zu kommen“, schreibt Wenker. Als der Kaiser in den Hofgarten kam, empfing ihn ein Feuerwerk: „Rings um alle Teiche waren in bunten Lämpchen Arabesken angebracht, die sich im Wasser spiegelten. Beim Herannahen des Kaisers (...) gingen die Raketen mit Sprühregen und Leuchtkugeln in die Lüfte, und an immer neuen Stellen brannte ein bengalisches Feuer auf. . .“