Düsseldorf Altes Depot: Was geht denn nun Am Steinberg?
Die Rheinbahn prüft, ob das alte Depot weiter für sie nutzbar ist; die Linie D hofft, ein Verkehrszentrum mit Eventfläche dort betreiben zu können — und derweil warten alle auf ein Signal aus der Kunstakademie.
Düsseldorf. Wie wird das ehemalige Straßenbahndepot Am Steinberg in Bilk künftig genutzt? Um diese Frage geht es am Freitag im Aufsichtsrat der Rheinbahn. Wie die WZ berichtete, hat das Gremium prüfen lassen, ob die denkmalgeschützten Hallen zumindest teil- oder zeitweise noch als Betriebshof nutzbar wären. Hintergrund ist, dass das Rheinbahn-Angebot erklärtermaßen wachsen soll, die Kapazitäten in den Betriebshöfen Heerdt und Lierenfeld aber nahezu ausgeschöpft sind. Das Ergebnis der Prüfung liegt jetzt vor und soll am Freitag diskutiert werden. Nach WZ-Informationen wird eine neuerliche Nutzung von ein oder zwei Hallen durch die Rheinbahn nicht grundsätzlich ausgeschlossen.
Wie realistisch solche Gedankenspiele sind, hängt auch von der Kunstakademie ab. Die sollte in zwei der vier alten Hallen Künstlerateliers einrichten und betreiben, das Land hatte eine Förderung zugesagt. Doch dieser Plan — noch eingefädelt unter dem früheren Rektor Tony Cragg — fand bei Nachfolgerin Rita McBride keine rechte Gegenliebe. Vorigen Sommer hieß es, sie sehe das Projekt kritisch wegen der Kosten, die auf die Akademie zukommen könnten. Der Kompromissvorschlag des Architekten sah vor, Ateliers dann nur in einer Halle einzurichten. Ob das klappen wird, ist indes noch ungewiss. Aus dem Rathaus kommen aber deutliche Signale Richtung Akademie: McBride müsse bald erklären, was sie wolle.
Überplant wird das gesamte Areal von Architekt Karl-Heinz Petzinka, er denkt an Wohnungsneubau — bei gleichzeitigen Erhalt der vier alten Hallen.
In einer davon baut Wagenbaumeister Jacques Tilly die Rosenmontagswagen. Er soll bleiben können. Zwei waren für die Akademie vorgesehen. Und die vierte will der Verein „Linie D“ (also die Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf) nutzen. Sollte sich die Akademie aus dem Projekt zurückziehen, könnte die Rheinbahn die Flächen eventuell wieder als Betriebshof nutzen (dann aber dürfte es mit dem Wohnungsbau wohl nichts werden) — aber auch die Linie D meldet Interesse an.
Was der Verein im Sinn hat und zu leisten imstande ist, konnten die Düsseldorfer am bei der Nacht der Museen bestaunen: In „seiner“ Halle hatte der Verein eine Schau mit alten Straßenbahn-Oldtimern aufgebaut. Auf Begleittafeln wurde die Geschichte des Düsseldorfer Nahverkehrs erklärt. Ein DJ sorgte für Musik, es gab Bier und Eis — und insgesamt eine spannende Atmosphäre in einem alten Industriebau.
Wenn es nach Hans Männel, dem Vorsitzenden des Vereins Linie D, geht, wird es das öfters geben: Er will in der Halle dauerhaft ein Verkehrszentrum einrichten. Drei Nutzungen sollen dabei vereint werden: In der Halle könnten historische Straßenbahnen der Rheinbahn ausgestellt werden (das Unternehmen verfügt über Exemplare aus fast allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts). Männel: „Das ist ein wichtiger Teil der Düsseldorfer Industriegeschichte, die in der Stadt bisher nicht richtig gewürdigt wird.“
Weil die Oldtimer fast alle noch fahrtüchtig sind, soll es zudem einen Straßenbahnverkehr von und zu der Halle geben. „Die Party- und Oldtimerfahrten der Rheinbahn könnten dort zum Beispiel starten und enden“, sagt Männel.
Dritte Nutzung: Ein Teil der Halle soll zu einer Eventfläche ausgebaut werden — für Feiern aller Art. „Dadurch könnte man Einnahmen generieren, die den Betrieb im Wesentlichen finanzieren.“ Männel spricht von einer „schwarzen Null“. Nachfrage werde es sicher geben, denn: „Das ist ein klassisches Industriegebäude mit viel Charme“. München habe vorgemacht, wie so etwas funktionieren könne. Auch die Nutzung des Alten Kesselhauses auf dem Areal Böhler gilt als Vorbild.
Gerne würde Männel auch die Nachbarhalle dazu nehmen. „Dadurch würde die Eventfläche größer werden, sie wäre dann besser vermarktbar.“ Was man optisch aus so einem alten Gemäuer rausholen kann, konnten die Düsseldorfer ebenfalls bei der Nacht der Museen bestaunen: Da war die Nachbarhalle mit buntem Licht illuminiert — ein Hingucker.
Ratsherr Norbert Czerwinski, für die Grünen auch im Aufsichtsrat der Rheinbahn, kann den Wunsch der Linie D gut nachvollziehen: „Für die Bewirtschaftung wäre es mit Sicherheit besser, eine größere Fläche zu haben.“ Aber er sagt auch: „Wenn die Kunstakademie die Hallen will, werden wir dem nicht im Wege stehen.“ Fragt sich bloß noch, ob Rita McBride will — und wie sich die Rheinbahn entscheidet.