Düsseldorf Erster Prozess um Sex-Übergriffe in der Silvesternacht
18-Jährige war in der Altstadt eingekesselt und begrapscht worden. Sie hatte den 33-Jährigen im TV wiedererkannt.
Düsseldorf. Erst mehrere Tage nach dem Jahreswechsel wurde deutlich, dass es in der Silvesternacht auch in der Altstadt zu massiven sexuellen Übergriffen und Taschendiebstählen gekommen ist. Inzwischen sind bei der Polizei mehr als 100 Anzeigen eingegangen. Montag begann der bundesweite erste Prozess gegen einen Verdächtigen vor dem Amtsgericht: Toufik M. soll eine 18-Jährige massiv sexuell belästigt haben. Vorher war die Auszubildende von einer ganzen Gruppe Ausländer eingekesselt und begrapscht worden.
Die Heranwachsende war zusammen mit Freundinnen in die Altstadt gefahren. Auf der Bolkerstraße wurde sie dann plötzlich von 15 bis 20 Männern umzingelt, bei denen es sich vermutlich um Nordafrikaner handelte. „Sie haben mich angefasst und festgehalten, an den Brüsten, am Po und im Genitalbereich“, berichtete die 18-Jährige. Sie habe keine Chance gehabt.
Schließlich sei es ihr dann doch gelungen, sich aus dem Kessel zu befreien. Dann sei der Angeklagte hinter ihr hergelaufen, habe ihren Rock hochgehoben und sie an den Po gefasst: „Ich habe mich dann umgedreht und ihn angeschrien“, so die Auszubildende. Toufik M. habe dann plötzlich zu einem Schlag ausgeholt, sei aber von zwei Freunden zurückhegalten worden.
Die 18-Jährige war dann mit Freundinnen in eine Bar geflüchtet und wartete dort, bis die Männer weg waren. Zunächst ging sich nicht zur Polizei: „Ich habe darin keinen Sinn gesehen, weil schon so viele Anzeigen erstattet worden sind.“
Dann jedoch sah sie durch Zufall eine Sendung von „Spiegel TV“, in der über die Casablanca-Analyse der Düsseldorfer Polizei berichtet wurde. Zu sehen war Toufik M., der sich als „König der Diebe“ feiern ließ. „Ich habe ihn direkt erkannt“, sagte die Zeugin aus und erstattete einige Tage später Strafanzeige bei der Polizei.
Kurz darauf wurde der 33-Jährige festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Zunächst war sich die Auszubildende völlig sicher, dass da der Richtige auf der Angeklagtenbank sitzt. Nach mehreren Nachfragen relativierte sie das auf „eigentlich hundertprozentig sicher“.
Ähnlich entwickelte sich die Aussage der 16 Jahre alten Freundin von Toufik M., die im fünften Monat schwanger ist. Die hatte zunächst behauptet, dass sie nach dem Feuerwerk die ganze Nacht mit dem Angeklagten zusammen in einer Diskothek war. Später gestand die Schülerin, dass ihr Freund mehrmals zum Rauchen nach draußen gegangen ist und sie selbst die Diskothek zeitweise verlassen hat.
Toufik M., der am Montag die Aussage verweigerte, muss sich aber nicht nur für den sexuellen Übergriff verantworten. Zwei Tage vor Weihnachten soll er zur Mutter seine Freundin gefahren sein und sich Zugang zum Treppenhaus verschafft haben. Die Familie hatte ihn allerdings des Hauses verwiesen. Aus Wut soll der 33-Jährige von außen die Glasscheibe der Haustür eingeschlagen haben. Die Frau trug Schnittwunden im Gesicht, an den Händen und am Oberkörper davon.
Außerdem soll er im November vergangenen Jahres an einer Schlägerei in der Altstadt beteiligt gewesen sein. Dabei sollen bis zu zehn Männer das Opfer verfolgt und in einen Bauzaun geworfen haben. Toufik M und mindestens zwei weitere Mittäter sollen den am Boden liegenden Mann danach gegen den Kopf und den Körper getreten haben. Zwei Zeugen, die dem Opfer zu Hilfe kamen, konnten den 33-Jährigen nicht identifizieren. Der Prozess wird am 20. April fortgesetzt.