Düsseldorf. Mal ist es die laute Musik der Nachbarn, mal der Straßenverkehr oder ein Gartengerät - die Menschen ärgern sich fast täglich über laute Störungen. Ludger Visse berät schon seit fast 30 Jahren Bürger, die den Lärm nicht mehr ertragen und Ruhe suchen. Vor einem Jahr machte sich der Düsseldorfer als Lärmberater selbstständig. Heute, am Tag des Lärms, gibt er den WZ-Lesern Tipps, wie sie sich schützen können.
Herr Visse, warum macht Lärm krank?
Ludger Visse: Der Lärm wirkt sich nicht nur auf das Gehör aus, sondern auch auf das Herz-Kreislauf-System. Bei einer Dauerbelastung von rund 65 Dezibel, zum Beispiel durch Straßenlärm, steigt die Gefahr einen Herzinfarkt zu bekommen. Ist es nachts lauter als 30 Dezibel, sind Schlafstörungen programmiert. Der Bewohner wacht zwar vielleicht nicht auf, fühlt sich am nächsten Morgen aber nicht ausgeruht, da seine Tiefschlafphase unterbrochen wird.
Wie kann man es verhindern, durch Lärm krank zu werden?
Visse: Das Wichtigste: Nicht über den Lärm ärgern. Das verschlimmert nur die Situation und der Geräuschpegel scheint zu steigen. Die Schlafraumgestaltung ist der nächste Punkt. Mehr als 25 Dezibel sollten dort nicht zu messen sein. Außerdem ist Entspannung wichtig. Man sollte versuchen, das Ohr von innen abzuschalten. Das ist nicht leicht, aber autogenes Training kann dabei helfen.
Wie kann Lärm vermieden werden?
Visse: Autofahrern rate ich, langsam anzufahren und die Geschwindigkeit im Allgemeinen zu drosseln. Beim Reifen-Kauf können Autofahrer nach lärmarmen Produkten fragen. Auch ansonsten sollte man sich bei jeder Neuanschaffung von Geräten fragen, ob es eine leisere Alternative gibt. Nicht in jedem Garten muss ein Häcksler oder ein Laubsauger zu finden sein. Außerdem sollte man Rücksicht auf die Nachbarn nehmen: Es ist nicht nett, die Waschmaschine um Mitternacht laufen zu lassen oder die Stereoanlage voll aufzudrehen.
Welche Lärmquelle schadet den Menschen am meisten?
Visse: Der Verkehrslärm. In Düsseldorf ist das ein schlimmeres Problem als Fluglärm. Aber auch Geräte können das Gehör dauerhaft schädigen. Zum Glück stehen meist Hinweise darauf, dass ein Gehörschutz getragen werden sollte. Diskotheken und Konzerte sind ebenfalls viel zu laut. 13 Minuten pro Woche reichen, um Schäden zu verursachen.
Wie wichtig ist das subjektive Empfinden für den Lärmschutz?
Visse: Das Ohr nimmt das Geräusch wahr und gibt die Information ans Gehirn weiter. Das Gehirn entscheidet dann, ob das Geräusch bedrohlich ist oder nicht. So wird das Summen einer Mücke, das nicht lauter als 25 Dezibel ist, zu einer schlafraubenden Angelegenheit. Genauso machen uns Geräusche, die wir nicht kennen, unruhig. Störungen müssen nicht immer messbar laut sein.