Amok-Alarm am Berufskolleg
Ein Schüler sah einen verdächtigen Mann. Das SEK räumte die Schule komplett.
Düsseldorf. „Um 13 Uhr findet eine Lehrerkonferenz statt.“ Der Unterricht falle aus. Als am Dienstag gegen 12.30 Uhr die Lautsprecherdurchsage durch die Gänge des Albrecht-Dürer-Berufskollegs am Fürstenwall hallte, jubelten die Jugendlichen zunächst. „Aber dann hat unser Lehrer die Tür des Klassenzimmers abgeschlossen“, berichtet der 19-jährige Tim später. Die Durchsage war unter den Lehrern des Kollegs der geheime Code für Amok-Alarm.
Die Polizei wurde am Dienstag um 11.58 Uhr vom Sekretariat der Schule alarmiert. Ein Schüler (27) hatte dort gemeldet, eine verdächtige Person im Treppenhaus gesehen zu haben. Der 17- bis 21-jährige Mann soll nicht zur Schule gehören, er habe einen langen, dunklen Mantel getragen, einen Kinnbart und lange Haare zum Zopf gebunden. „Es soll zudem eine Schusswaffe gesehen worden sein“, sagt Polizeisprecher André Hartwich.
Sofort lief der Notfallplan der Schule an, Lehrer und Schüler wurden gewarnt, sich in den Klassen einzuschließen. Die Polizeiführung entschied unterdessen, die Schule zu räumen und zu durchsuchen. Nach welchen Kriterien solche Entschlüsse gefasst werden, gibt die Polizei nicht preis. Fakt ist, dass der Einsatz mit großem Aufwand gefahren wurde.
Innerhalb einer Stunde rückte eine Hundertschaft zum Fürstenwall aus, der zwischen Elisabethstraße und Florastraße komplett für Autos und Fußgänger gesperrt wurde. Immer eine ganze Klasse wurde von den Einsatzkräften ins Freie gebracht. Um die Räumung zu beschleunigen, wurde schließlich noch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) angefordert. Mit Schutzkleidung und Maschinenpistolen betraten die insgesamt 100 Polizisten das Gebäude.
„Zuerst ist man schon sehr geschockt“, beschreibt Schülerin Nina (20) ihre Reaktion auf den Alarm. In der Klassengemeinschaft sei die Stimmung in den folgenden Stunden hinter verschlossener Tür dann jedoch gelöst gewesen. Man handelte praktisch: Der 17-jährige Christian berichtet, wie die Schüler sich aus Tischen und einem Eimer selbst eine Toilette bauten.
Um 15.45 Uhr gaben die Spezialkräfte Entwarnung: Alle Schüler waren raus, keine verdächtige Person wurde gefunden. Von einem Dumme-Jungen-Streich geht die Polizei aber nicht aus: „Unser Zeuge ist sehr glaubwürdig“, sagt Hartwich. Die Ermittlungen der Kripo dauern daher noch an.