Angst in Hassels — der Feuerteufel schlug wieder zu

Der 23. Brand in 30 Monaten: Feuerwehr kämpfte mit 100 Mann stundenlang gegen die Flammen.

Düsseldorf. Nur wenige Anwohner der Potsdamer Straße finden noch Worte für das zur traurigen Normalität gewordene Schauspiel: Die Straße ist gesperrt, vor dem Hochhaus mit der Nummer 45 parkt eine Armada der Feuerwehr. Die meisten Nachbarn schauen auf dem Weg zum Supermarkt nebenan nur kurz zu den verrußten Fenstern in der 16. Etage. Auf der Straßenseite gegenüber stärken sich Feuerwehrmänner nach einer durchkämpften Nacht am THW-Stand mit Kaffee: „Immer dasselbe Haus.“ Es hat gebrannt im Haus 45 — zum 23. Mal in 30 Monaten.

Etwa fünfeinhalb Stunden hatten ab Mitternacht bis zu 100 Feuerwehrleute in der 16. Etage des Hauses gegen die Flammen gekämpft. „Die dort liegenden Lagerräume brannten auf einer Fläche von etwa 140 Quadratmetern“, sagt Feuerwehrsprecher Bernd Braun. Die Feuerwehr musste sich eine Hebebühne bei einer Firma ausleihen, weil die Drehleitern zu kurz waren. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

Wie bei allen vorherigen Bränden geht die Polizei von Brandstiftung aus. „Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, werden wir die Ermittlungskommission ,Potsdam’ wiederbeleben“, sagt Polizeisprecher André Hartwich. Die gab es schon von Mitte 2009 bis Ende 2010, einen Brandstifter konnte sie nicht dingfest machen. Hartwich: „Es gab Verdächtige, aber keine Beweise.“

Das Bauaufsichtsamt untersuchte am Mittwoch das Brandhaus auf Statik und Bewohnbarkeit. „Einige Wohnungen im 14. Stockwerk sind durch das Löschwasser unbewohnbar geworden“, sagt Karl-Heinz Schrödl, stellvertretender Leiter des Amtes. Eine betroffene Familie ist bei Verwandten untergekommen. „Der Rest der Wohnungen war nicht vermietet“, sagt ein Sprecher des Eigentümers WVB Centuria mit Sitz in Berlin. Noch Mittwoch Abend war das gesamte Haus ohne Strom- und Wasserversorgung. Centuria-Geschäftsführer Gerrit Sperling erklärte, dass Mieter in Hotels untergebracht werden, sollte die Reparatur länger dauern.

Eigentlich möchte im Haus Nummer 45 niemand mehr leben. „Ich habe Angst, wenn ich abends ins Bett gehe“, sagt eine Bewohnerin. Doch einen Umzug können sich die meisten Anwohner des sozialen Brennpunkts nicht leisten.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche betont, dass die Stadt bereits Druck auf Centuria ausübe, was Sanierungen betreffe. Diese habe die Centuria auch zugesichert. Aber, so Hintzsche: „Der Eigentümer ist ein schwieriger Kooperationspartner.“ Die Verwaltung könne erst tätig werden, wenn die Wohnungen für unbewohnbar erklärt werden. So bleibt die Potsdamer Straße im Wortsinn ein Brennpunkt.