Gesundheitswesen in Düsseldorf Ein Krankenhaus und seine Geschichte
Kaiserswerth · Die Wissenschaftlerin Annett Büttner hat die Historie der Klinik recherchiert und mit der Ortsgeschichte verknüpft.
Als Ende 2019 das Marienkrankenhaus Kaiserswerth in das St. Vinzenz-Krankenhaus Derendorf zog, endete eine 164-jährige Ära. Das bedauerten die Kaiserswerther, denn viele von ihnen wurden dort behandelt oder geboren. „Wir wollten nicht, dass die Geschichte des Krankenhauses einfach sang- und klanglos zu Ende geht“, sagt Heinz Hardt, Vorsitzender des Fördervereins Verbund katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD). Der Verein hat deshalb 6500 Euro für die Erstellung eines Buches über die Geschichte des Krankenhauses zur Verfügung gestellt. Das Buch ist nun erschienen. „Dafür sind wir dankbar, denn das Krankenhaus war lange Zeit prägend für Kaiserswerth. Durch das Buch wird seine Geschichte dem Vergessen entrissen“, sagt Pfarrer Oliver Dregger. Das Gelände befindet sich im Besitz der katholischen Kirchengemeinde St. Suitbertus.
Geschrieben hat das Buch die Historikerin Annett Büttner. Sie stellt die wechselvolle Geschichte der Klinik in Zusammenhang mit der Ortsgeschichte dar. Es spielen medizinische, pflegegeschichtliche und religiöse Aspekte wichtige Rollen. Religiöse Aspekte beispielsweise waren es, die überhaupt zu der Gründung des Krankenhauses geführt haben. „Denn seit der Entstehung der evangelischen Diakonissenanstalt von Pfarrer Fliedner mitten im katholisch geprägten Rheinland im Jahr 1836 lieferten sich die christlichen Konfessionen in Kaiserswerth einen Wettbewerb auf dem Gebiet der Gesundheitsversorgung, Sozialarbeit und Bildung“, sagt Büttner.
Diese Situation führte 1855 zur Gründung des katholischen Marienkrankenhauses am Kaiserswerther Markt 25. Das Gebäude ist heute noch gut an der Marienfigur über dem Eingang zu erkennen. Als das Haus zu klein wurde, entstand das erste Gebäude am Stiftsplatz, dem noch viele weitere An-. Um- und Neubauten folgen sollten, wie an der Stilvielfalt des großen Komplexes erkennbar ist.
Das „Wettrüsten“ der beiden Gemeinden führte dazu, dass der kleine Ort Kaiserswerth 1900 über zwei große allgemeine Krankenhäuser mit über 400 Betten verfügte. Damit lag die Bettenzahl pro Einwohner 72 Mal höher als im Reichsdurchschnitt. „Wo die römische Kirche zehn Schwestern auf den Kampfplatz der Liebe stellt, können wir kaum eine ins Feld führen“, heißt es allerdings bedauernd in einem Protokoll der evangelischen Generalkonferenz von 1888. Das zeigt, dass es nicht um die Versorgung der Bevölkerung, sondern um einen Konkurrenzkampf ging. „Es wurde eigentlich keine Möglichkeit ausgelassen, sich gegenseitig zu ärgern“, sagt Büttner.
Aus den bescheidenen Anfängen des Marienkrankenhauses entwickelte sich in den 1920er-Jahren eine moderne und leistungsfähige Einrichtung, die beispielsweise sehr früh ein Geburtszimmer einführte und sich damals schon spezialisierte. Ein Alleinstellungsmerkmal bildete etwa 1929 die Versorgung von Patienten mit Knochentuberkulose, für die besonders licht-durchflutete Räume geschaffen wurden.
In den Kriegen diente das Haus als Lazarett und in den 1970er-Jahren wurde das allgemeine Krankenhaus zu einer orthopädischen Spezialklinik umgewandelt. Wirtschaftliche und bauliche Zwänge führten schließlich 2019 zur Schließung des Standortes. Die Gebäude im historischen Ortskern erhalten nun eine vielseitige Nachnutzung mit Wohnungen, Hotel, Gastronomie und Räume für die Kirchengemeinde. Das Gelände wird fußläufig von verschiedenen Richtungen erschlossen. Der Erbpachtvertrag mit dem Investor wurde nun geschlossen, eine neue Ära kann beginnen.