Düsseldorf Ansaar International: Salafisten-Verein im Fokus
Mit einer Pressekonferenz erregte der Düsseldorfer Verein Aufsehen. Er wird vom Verfassungsschutz beobachtet.
Düsseldorf. Es war ein Schlaglicht auf einen Düsseldorfer Verein, der bereits 2012 gegründet wurde, seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird, aber bislang in der Landeshauptstadt selbst weitgehend unter dem Radar blieb: Vor gut zwei Wochen lud „Ansaar International“ zu einer Pressekonferenz ins Maritim-Hotel am Flughafen ein, um angeblich in den Medien kursierende Lügen über die Radikalität des Vereins auszuräumen. Und als Moderator hatte man ausgerechnet den umstrittenen Aktivisten Martin Lejeune gewonnen, der jüngst mit Holocaust-Leugnungen (die er später zurücknahm) von sich reden machte — und der prompt Hausverbot bekam; die WZ berichtete. Die Frage bleibt: Was steckt hinter dem Namen „Ansaar International“.
Eine Frage, auf die NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier auf Nachfrage unserer Zeitung deutliche Antworten findet: „Ansaar International ist in der extremistisch-salafistischen Szene verwurzelt. Der Verein agiert unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe.“ Auf seiner Internetseite nennt der Verein selbst 24 Länder, in denen man Hilfsprojekte unterstütze — vom größten Krankenhaus im Westen Aleppos in Syrien über Waisenhäuser in Nigeria bis zum Bau der ersten Moschee in Kuba.
Angeblich Millionenbeträge sollen für diese Zwecke schon gesammelt worden sein. „Ansaar behauptet von sich, ein gemeinnütziger Verein zu sein“, erklärt Freier. Was indes tatsächlich mit den Spenden geschehe, sei nicht nachzuverfolgen: „Die Finanzierung wird nicht transparent gemacht.“ Ob das Finanzministerium da tiefergehende Informationen hat, kann Sprecherin Ingrid Herden auf Anfrage mit Verweis auf das Steuergeheimnis nicht kommentieren: „Wir können zu einzelnen Vereinen keine näheren Informationen geben.“
Womit der Verein derweil relativ offen umgeht, ist sein Verhältnis zu Schlüsselfiguren der Szene extremistischer Salafisten in Deutschland. Bei den Benefizveranstaltungen sind regelmäßig so genannte Hassprediger wie Ahmad Abul Baraa, der im Internet die Beschneidung von Mädchen als „Ehrung“ feierte, als Attraktion geladen. Immer wieder taucht auch Shaik Abu Anas alias Muhamed Ciftci auf, dem wiederholt Verbindungen zu Terroristen vorgeworfen wurden, und mit Pierre Vogel wohl eine der schillerndsten Figuren der deutschen Salafistenszene.
In Düsseldorf selbst fiel „Ansaar International“ bislang nur durch vereinzelte Aktionen auf, bei denen in der Innenstadt und am Hauptbahnhof Korane verteilt wurden. „Sie sind uns bekannt und wir haben sie im Visier“, erklärt Anja Kynast, Sprecherin im Düsseldorfer Polizeipräsidium. Aber: „Wir haben hier bislang noch kein strafrechtlich relevantes Verhalten feststellen können.“
Was dann auch der Grund sein dürfte, dass trotz der Nähe zu Extremisten bislang kein Verfahren zu einem Verbot des Vereins angestrengt wurde. „Extremismus ist nicht verboten — Korane verteilen und Spenden sammeln auch nicht“, erklärt Verfassungsschutzchef Freier. „Die rechtlichen Voraussetzungen für ein Vereinsverbot sind hoch.“ Ob sie in der Zukunft doch erfüllt werden, wird ständig überprüft. Freier: „Es ist die Aufgabe der Sicherheitsbehörden, Ansaar weiter genau zu beobachten.“