Antike Keramiken verschmelzen mit Skulpturen der Gegenwart

Kunstprofessor Markus Karstieß erweckt im Hetjens-Museum 2500 Jahre alte Werke zu neuem Leben.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Ein merkwürdiges Tier mit großen Ohren liegt auf dem schwarzen Boden im Ausstellungsraum des Hetjens-Museums. Ein Hirsch oder Kalb aus Keramik. Hingegossen liegt es da, nicht klar ausdefiniert. Der Kopf stiert dem Betrachter entgegen, die Körpermasse scheint sich wie ein vibrierendes Stück Fleisch ausdehnen zu wollen. Was fasziniert, ist die Kristallglasur, die in einem komplizierten Verfahren sehr hoch gebrannt und kurz vor dem Flüssig-Werden schnell abgekühlt wird, um bei niedriger Temperatur langsam auszukühlen. Dabei wachsen Kristalle unter der transparenten Schicht. Ein raffiniertes Werk des Düsseldorfer Bildhauers Markus Karstieß, der seit einem Jahr eine Professur für Freie Kunst, Keramik an der Hochschule Koblenz innehat.

Daniela Antonin, kommissarische Leiterin des Pötte-Museums, bat den 46-Jährigen, eine Ausstellung aus den Beständen des Hauses zu entwickeln. Wie Karstieß erzählt, sei er einfach durch die „Schatzkammer“ gelaufen und auf die antike Keramik der Daunier gestoßen. Diese 2500 Jahre alten Werke stammen aus Apulien in Süditalien. Sie spiegeln mit archaischen Mustern und geheimnisvollen Figuren eine tiefe Verbundenheit mit der Erde und dem Wasser wieder.

Die Fundstücke sind oft ohne Kopf, und Karstieß beschloss, ihnen ihre Kraft zurückzugeben, indem er seine eigenen Artefakte hinzufügte. Nun werden die historischen Keramiken von den Skulpturen der Gegenwart getragen. Lediglich fünf Arbeiten bestimmen den verdunkelten Ausstellungsraum, der mit Punktlicht leicht erleuchtet wird.

Der Düsseldorfer Künstler hat sich längst schlaugemacht über die daunische Kultur, die im 9. Jahrhundert vor Christus begann und im dritten Jahrhundert in der griechisch-römischen Kultur aufging. Über die Lebenswelt und Abstammung der indigenen Bewohner, der Illyrer, Daunier, Peuketier und Massapier, war lange Zeit wenig bekannt. „Turning to speak“ nennt er seine Installation. Nun können die alten Objekte, die bislang im Hetjens-Museum schlummerten, zum „Sprechen“ kommen.

Gleichzeitig präsentiert der ehemals in Düsseldorf ansässige Galerist Norbert Blaeser seine Sammlung daunischer Keramik, die er über 40 Jahre lang zusammengetragen hat.

Info: Hetjens-Museum, Schulstr. 4, Öffnung: Bis 22. Oktober Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr. Eintritt 5 Euro.