Kulturbahnhof Eller Anton Tripp: Bilder aus dem alten Düsseldorf

Der Kulturbahnhof Eller zeigt Aufnahmen des Düsseldorfer Fotografen Anton Tripp.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Der Kulturbahnhof Eller blickt nicht nur in die Zukunft, indem er junge Kunst präsentiert, sondern auch zurück. Dabei entdeckt er die Fotos aus dem Nachkriegs-Deutschland von Anton Tripp (1911-1991). Der Fotograf belegte 1929 Fotografie-Kurse an der Kunstgewerbeschule und besuchte die Folkwang-Schule in Essen. 1931 begann er eine Fotografenlehre. Seine Aufnahmen im Kulturbahnhof sind allesamt schwarz-weiß, wie es vor und nach dem Zweiten Weltkrieg üblich war. Und sie waren von Anfang an zeitkritisch. Heute sind es wertvolle Dokumente für eine fast schon vergessene Zeit.

Burgplatz, als im Alten Hafen noch Güter verladen wurden

Foto: Anton Tripp

Als Tripp 1940 eingezogen wurde, diente er als „Wachsoldat für zwangsarbeitende, sowjetische Kriegsgefangene“. Er soll ein gutes Verhältnis zu ihnen gehabt haben, wie sein Sammler und Wiederentdecker Udo Achten erzählt, über den die Fotos nach Vennhausen gekommen sind. In Düsseldorf wurde Tripp ausgebombt, wich nach Österreich aus und besorgte die kampflose Übergabe des Ortes Hachen, indem er die Häuser mit weißen Fahnen versah. Sein sozialkritisches Denken bewahrte er sich, wie die Ausstellung zeigt, denn sie enthält bettelnde Kriegsopfer, verstümmelte Soldaten und protestierende Kriegerwitwen, die sich gegen eine zu geringe Witwenrente wehrten.

Gerd Semmer, Brötchengeber von Günther Uecker nach dem Krieg.

Foto: J. Michaelis

Besonders interessant ist eine Szene am Schlossturm zu einer Zeit, als man am Rheinufer noch nicht promenierte, sondern tüchtig arbeitete. Der Burgplatz war noch keine leere, kahle Fläche für Events, der alte Hafen diente als Umschlagplatz für Güter von und nach Düsseldorf. Fässer wurden verladen, Kräne nahmen die Güter auf.

Tripps Porträts sind interessant, etwa das von Gerd Semmer, der als Vater des Protestsongs gilt. 1953 zog Semmer nach Düsseldorf, arbeitete als Redakteur für die satirische Zeitung „Der Deutsche Michel“, von 1954 bis 1956 für die Deutsche Volkszeitung und bis 1959 für die Wochenzeitschrift „Stimme des Friedens“, die in der Adenauerzeit verboten wurde. Für Günther Uecker war er überlebenswichtig, denn der DDR-Flüchtling konnte in Semmers Zeitschriften seine eigenen Karikaturen unterbringen. Auch der Liedersänger Dieter Süverkrüp — ebenfalls in der Ausstellung zu sehen — erinnert sich gern an Semmer, mit dem er zahlreiche Lieder und Chansons herausbrachte, die die westdeutsche Friedensbewegung beeinflussten. Eine ebenfalls kulturpolitisch wichtige Figur aus der Schau war der Grafiker und Bildhauer Otto Pankok, der 1947 an die Kunstakademie berufen wurde und bis 1958 so berühmte Schüler wie Uecker oder Bert Gerresheim unterrichtete.

Tripp hatte sein Fotolabor unter dem Label TT Bilderdienst in der Roßstraße. Er arbeitete meistens für linke Zeitungen, wie sein Sammler Achten erzählt. In den letzten Jahren widmete er sich der Schriftstellerei und erhielt 1982 den Literaturpreis des „Freundeskreises Düsseldorf Buch“. In Garath organisierte er mit der Bürger- und Interessengemeinschaft (BIG) den Geschichtslehrpfad.