Ausbildungsbotschafter zufrieden
Junge Auszubildende stellen Schülern seit 2015 ihre Berufe vor. Dafür werden sie von den Industrie- und Handelskammern geschult.
Köln. Jahr für Jahr bleibt in Nordrhein-Westfalen eine fünfstellige Zahl von Ausbildungsplätzen unbesetzt. Zeitgleich werden ähnlich viele Jugendliche als „unversorgt“ gemeldet. Ein Grund hierfür ist, dass sich ein großer Teil der Berufsstarter im dualen System auf nur eine Hand voll Ausbildungsberufe konzentriert. Dabei gibt es allein in den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen und Handwerk insgesamt etwa 280 Ausbildungsberufe. Viele der Berufe sind den Jugendlichen jedoch schlichtweg nicht bekannt. Die durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie den Europäischen Sozialfonds geförderte Initiative Ausbildungsbotschafter leistet Abhilfe.
Seit Anfang 2015 schwärmen Ausbildungsbotschafter in die Schulen Nordrhein-Westfalens aus. Ihr Vorteil: Als Auszubildende können sie den Schülern ihre Berufsbilder mit Herzblut und vor allem auf Augenhöhe vorstellen. Geschult werden die jungen Auszubildenden von eigens hierfür beschäftigten Koordinatoren in den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern des Landes. Die Kosten hierfür teilen sich das Land und die jeweilige Kammer.
Die Unternehmen selbst leisten ihren Beitrag, indem sie die Auszubildenden für ihre Schuleinsätze und die Schulungen während der Arbeitszeit freistellen. Die Schulen bauen die Besuche der Ausbildungsbotschafter in ihre Unterrichtspläne ein. So leistet in der Initiative Ausbildungsbotschafter jeder seinen Beitrag.
In den ersten zwei Jahren der Projektlaufzeit konnten 2800 Ausbildungsbotschafter geschult werden — 360 davon aus der Region Köln—, die über 45 000 Schülern (8200 in der Kölner Region) ihre 189 Ausbildungsberufe vorgestellt haben. So groß wie die erreichten Zahlen ist aber auch das verbliebene Potenzial für die Ausbildungsbotschafter: Von den 5450 Schulen im Land und 135 Schulen in der Region Köln wurden bisher knapp zehn Prozent erreicht. Im Jahr 2018 soll deshalb der Fokus auf den Gewinn von weiteren Schulen liegen, unter anderem mit Hilfe eines großen Ausbildungsbotschafter-Kongresses. Als Auszubildende möchten die Koordinatoren gezielt Studienabbrecher und Flüchtlinge für die Tätigkeit als Ausbildungsbotschafter gewinnen.
Die Projektleitung für die Ausbildungsbotschafter liegt bei der IBP IHK-Beratungs- und Projektgesellschaft. „Mit diesem erfolgreichen Projekt wollen wir auch künftig dazu beitragen, mehr junge Menschen für die duale Ausbildung zu gewinnen und die Lücke zwischen unversorgten Jugendlichen und unbesetzten Ausbildungsplätzen zu verringern“, sagt Geschäftsführer Ralf Mittelstädt.