Düsseldorf Ausstellung im Flüchtlingstreff: Bilder aus der neuen Heimat

Die Flüchtlinge Hasib und Muhammad präsentieren ihre Sicht auf Düsseldorf in einer Ausstellung.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Altbier, Rheinbrücken, U-Bahn und Mülltonnen. Für den Düsseldorfer sind das alltägliche Motive, denen er im Alltag nur wenig Beachtung schenkt. Für die beiden Flüchtlinge Hasib (17) und Muhammad (18) haben diese Motive jedoch einen hohen Symbolcharakter. Mit Kameras ausgestattet haben sie schöne Impressionen gesammelt — und präsentieren die jetzt in der Ausstellung „Meine neue Heimat“ im Flüchtlingstreff „Welcome Point 08“ in Eller.

Bereitgestellt wurden die Kameras von der Diakonie. Jeden Dienstag und Mittwoch haben sich die beiden mit dem Fotografen Jupp Peters-Jochum getroffen, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand. „Die beiden hatten schnell raus, wie sie mit einer Kamera umgehen müssen“, berichtet der Fotograf, der sich ehrenamtlich im Treff engagiert.

Erfahrung mit Kameras hatten die beiden nicht. „Die Technik war aber einfach zu bedienen. Jupp war ein guter Lehrer und hat uns alles erklärt“, berichtet Mohammad. Die beiden Jungs sind alleine losgezogen und haben all das fotografiert, was ihnen besonders aufgefallen ist. So sind die Bilder in einem Zeitraum von drei Monaten entstanden.

Hasibs Lieblingsbild zeigt etwa eine Menschenmenge an den Rheintreppen. Verwunderlich wirken die alkoholisierten Menschen auf ihn: „Die Menschen waren fröhlich, sangen und tanzten.“ In seinem Heimatland Afghanistan ist Alkohol verboten. Mohammad hingegen stammt aus der syrischen Stadt Aleppo. Mit seiner Motivwahl zeigt er Liebe fürs Detail: Er hat hauptsächlich Naheinstellungen ausgewählt. „Ich muss in etwas hineinkommen. Ich mag nicht das Große, sondern die kleinen Einzelheiten“, begründet er seine Motivwahl. Eines seiner Bilder zeigt etwa eine Gitarre in Naheinstellung. „Bei einem Kirchenkonzert in Düsseldorf haben mich die Gitarrenklänge beeindruckt. Das fand ich sehr schön“, beschreibt er. Er würde selbst gerne Gitarre lernen.

Das es für jeden der Beteiligten ein Herzensprojekt war, bemerkt man, wenn man sich mit den Akteuren unterhält. Das Trio ist menschlich zusammen gewachsen, will auf alle Fälle in Kontakt bleiben — sofern sie denn Zeit finden. Muhammad möchte Medizin und Hasib Informatik studieren.

Auch weitere Fotoprojekte sind nicht ausgeschlossen: „Ich habe große Lust weiter zu fotografieren“, meint Muhammad.

Neben der Ausstellung gibt es noch weitere Projekte, die von den ehrenamtlichen Helfern der Diakonie und Flüchtlingen des Welcome Points erarbeitet wurden. Insgesamt sind rund 30 Ehrenamtliche seit Anfang März an den Projekten beteiligt. Sie organisierten einen Online-Sprachkurs für Flüchtlinge, ein Café zum Austausch oder gemeinsame Kochnachmittage.

Elke Wisse ist begeistert von der gelungenen Integration in ihrem Stadtteil: „In den vergangenen Monaten haben sich im Welcome Point 08 viele Beziehungen entwickelt und Netzwerke gebildet.“ Elke Wisse heißt jeden herzlich willkommen: „Jeder kann seine Fähigkeiten mit einbringen und hier wird jeder mit offenen Armen empfangen.“