Prinzenpaar-Interview „Die Aufregung wird langsam, aber sicher spürbar“

Düsseldorf · Interview Am kommenden Freitag werden Axel Both und Jula Falkenburg zum neuen Prinzenpaar gekürt. Sie erklären, wie sie den Düsseldorfer Karneval sehen.

Noch posieren Axel Both und Jula Falkenburg für Fotos in Zivil, denn erst bei der Kürung am Freitag bekommen sie ihre Insignien überreicht.

Foto: David Young

Sie sind die großen Unbekannten im Düsseldorfer Karneval. Denn Axel Both und Jula Falkenburg hatte eigentlich niemand auf der Rechnung, als das Prinzenpaar der kommenden Session bekannt gegeben wurde. Dabei hatte Both das Vorhaben, Karnevalsprinz zu werden, schon begraben. Denn zweimal hatte sich der 57-Jährige selbstständige Output-Manager schon erfolglos beworben. Doch dann kam der Anruf mit der guten Nachricht. Eigentlich stand an diesem Wochenende der Corps-Ausflug der Prinzengarde Rot-Weiss auf dem Programm. Doch Both nahm nicht daran teil. Er hatte Angst sich zu verplappern. Seit 2010 ist er dort als Ehrendegenträger und seit einiger Zeit auch als deren Sprecher aktiv.

Jula Falkenburg ist Projekt-Managerin bei einer Bank in Mönchengladbach. Die 25-Jährige und Both kennen sich schon seit 13 Jahren über ihre Eltern. Bisher standen beide nicht in vorderster Reihe bei den Karnevalisten. Wie sie sich ihre Session vorstellen, darüber haben wir mit den Tollitäten gesprochen. Und eins vorweg, der Autor hat die beiden als lustiges und sehr sympathisches Prinzenpaar erlebt. Und wenn Humor bei der Auswahl ein Kriterium war, erfüllen das die beiden zweifellos.

Wie schaffen Sie es, die Prinzenpaarzeit mit Ihren Jobs unter einen Hut zu bekommen?

Jula Falkenburg: Im November haben wir ja nur am Wochenende Termine und ab Januar feiere ich Überstunden ab, nehme Resturlaub und normalen Urlaub. Das ist abgesprochen und klappt auch.

Axel Both: Ich bin im operativen Tagesgeschehen eingebunden, aber muss auch nicht immer präsent sein. Meine Abteilungsleiter müssen dann im Januar morgens zu mir kommen und bevor ich in den Prinzentag starte, habe ich diese Dinge schon erledigt. Da kommt es mir entgegen, dass ich ein Frühaufsteher bin und meistens schon um kurz nach 5 Uhr im Büro bin.

Wie werden IhreTage beginnen?

Falkenburg: Auf jeden Fall zusammen. Die Adjutantur holt mich morgens ab und dann fahre ich zu Axel.

Both: Hier gibt es nämlich jeden Morgen Frühstück für die Rot-Weisse und die Blau-Weisse Adjutantur. Meist trifft sich das Prinzenpaar ja erst bei seinem ersten Auftritt, aber wir wollen die Zeit nutzen, um über den Vortag zu sprechen und das, was an diesem Tag passiert.

Was sagen Sie zu der Kritik von Karnevalisten, dass man Sie eigentlich gar nicht kennt und dass nur der finanzielle Aspekt ausschlaggebend für die Auswahl war?

Both: Das kann man sich nicht erkaufen und es gibt auch kein Rezept dafür, wie man sich bewirbt. Bei uns allen steht der selbe Preis dran, es gibt nämlich nur einen Vertrag. Die Kosten sind für alle gleich und wie man das finanziert, bleibt jedem selbst überlassen. Jeder muss sich Sponsoren besorgen. Wir haben nur das Glück, dass wir die nicht an die große Glocke hängen müssen. Aber ich kenne auch das Gefühl, wenn man es nicht wird. Und wir wissen auch nicht, wer unsere Mitbewerber sind.

Falkenburg: Wir haben einige Sponsoren, die nicht so gerne genannt werden möchten. Wir sind aber sehr dankbar, dass uns Peter König vom Füchschen unterstützt und wir dort unser Quartier beziehen können. Wir sind vielleicht noch nicht öffentlich etabliert, aber wir lieben Karneval und deswegen machen wir es. Außerdem bin ich schon seit Jahren bei meinem Amazonenkorps beschäftigt.

Jedes Prinzenpaar hat auch einen Spendenzweck. Wo geht denn Ihr Geld hin?

Falkenburg: Natürlich gehen 50 Prozent an die Jugendarbeit des Comitee Carneval. Aber das ist vorgeschrieben. Die restlichen 50 Prozent werden aufgeteilt für das Kinderhospiz Regenbogenland, Singpause, ein Projekt des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf und das Projekt Herzwerk von Jenny Jürgens. Aus dem Herzwerk-Unterstützungsfonds erhalten bedürftige Senioren Unterstützung bei Dingen des täglichen Bedarfs, die sie sich nicht selbst leisten können. Wir wollen Alt und Jung in der Session miteinander verbinden.

Was wird das Besondere in der Session werden?

Both: Wir haben sehr viele Ideen. Aber wir müssen schauen, was auch umsetzbar ist. Es gibt ja auch zeitliche Limits.

Falkenburg: Aber das wollen wir auch noch gar nicht verraten. Die Leute sollen sich überraschen lassen.

Wie wird man Sie in Erinnerung behalten?

Falkenburg: Hoffentlich als lebensfrohes Prinzenpaar.

Both: Weiß ich noch gar nicht, aber auf keinen Fall als ein ernstes. Das kann ich mir gar nicht vorstellen.

Lassen Sie sich professionell coachen?

Both: Na klar, wenn man keine Bühnenerfahrung hat, dann sollte man das auf jeden Fall machen. Wir haben schon viel gelernt bei der Rhetorik und Gestik.

Falkenburg: Es soll aber alles natürlich aussehen, aber schon emotional. Wir wollen keine Rolle spielen. Aber das können wir auch nicht.

Sind Sie schon aufgeregt?

Falkenburg: Die Kürung wird schon ein emotionaler Moment. Diese Veranstaltung ist ja für das Prinzenpaar gemacht. Wahrscheinlich mehr als die TV-Sitzung. Da kann man uns zur Not ja rausschneiden.

Both: Tränchchengefahr ist gegeben. Hab ich ja jetzt schon, wenn ich an den Freitag denke. Das liegt uns auch sehr am Herzen. Die ganze Familie wird dabei sein. Wir haben 88 Karten gekauft.

Wie bereiten Sie sich auf die verschiedenen Veranstaltungen vor?

Both: Meine Adjutantur ist sehr erfahren und sie werden uns schon ein paar Tipps geben. Genau wie meine Freunde aus der Prinzengarde Rot-Weiss.

Falkenburg: Wir machen uns aber schon täglich einen Spickzettel. Außerdem ist man ja auch mit einigen Vereinen gut befreundet. Bei den Weissfräcken war ich schon so oft, da brauche ich mir nicht viel aufzuschreiben. Da kann ich auch viel Persönliches erzählen. Aber wenn man zum fünften Mal da ist, dann wird es schon eine Herausforderung.

Frau Falkenburg, wie wollen Sie die Rolle als Venetia ausfüllen?

Falkenburg: Es gibt traditionelle Rollen, die ganz gut funktionieren und da muss man ja nicht auf Biegen und Brechen Veränderungen herbeiführen. Wir stimmen uns in allen Dingen ab und es muss für uns beide okay sein. Wir sehen uns als gemeinsames Team. Mal redet der eine mehr, mal der andere. Man sollte damit locker umgehen.

Both: Sehe ich auch so. Im Prinzip geht es darum, dass man gemeinsam gut auf der Bühne rüberkommt.

Muss der Karneval moderner werden?

Falkenburg: Es müssen noch mehr Angebote geschaffen werden. Für Kinder ist einiges da, für Erwachsene auch. Aber Jugendliche werden häufig vernachlässigt. Das habe ich mir bei den Amazonen auf die Fahne geschrieben. Da werden bald die Junior-Amazonen gegründet.

Both: Das ist nämlich das schwierigste Alter. Wenn sie einmal weg sind, bekommt man sie nur schwer zurück. Man muss versuchen, eine lockere Gemeinschaft zu schaffen. Das ist wie beim Mannschaftssport.

Was machen Sie schließlich dann am Tag nach Rosenmontag?

Falkenburg: Daran verschwenden wir jetzt noch keinen Gedanken! Aber wahrscheinlich heulen wir auf dem Balkon des Rathauses beim Zapfenstreich.