Azubis gefragt wie lange nicht

Doppelter Abi-Jahrgang führt nicht zum Sturm auf Lehrstellen. Auf 100 Bewerber kommen 149 Ausbildungsplätze.

Düsseldorf. Die Krise hat auch ganz andere Auswirkungen als Demos in Griechenland oder Zypern: Banken stehen als Arbeitsplatz bei jungen Leuten nicht mehr hoch im Kurs. So meldet die Agentur für Arbeit 212 freie Ausbildungsstellen für Bankkaufleute. Die Branche führt damit die Top Ten an, gefolgt von Ausbildungsgängen zu Einzelhandels- (181) und zum Bürokaufmann (165). Bei den Jugendlichen sieht es bei den Wünschen aber genau anders herum aus: In dieser Top Ten landen die Banken an letzter Stelle (47), oben steht der Bürokaufmann (234).

„Wir beobachten tatsächlich ein beschädigtes Image der Banken“, sagt Norbert Woehlke, bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Vize-Geschäftsführer für Ausbildung. „Das haben sie aber sicher nicht verdient, denn dort sind gute Strukturen etabliert — die Banken bieten tolle Ausbildungsplätze.“

Aktuell appellieren Arge, IHK und Handwerkskammer (HWK), sich noch intensiv über eine mögliche Ausbildung zu informieren. Denn der doppelte Abiturjahrgang ist bislang überhaupt nicht zu spüren. Im Gegenteil: Die Zahl der Bewerber nahm um 2,1 Prozent auf 2329 ab, die der gemeldeten Ausbildungsstellen sank auf 3473, das sind 142 weniger (minus 3,9 Prozent). Gleichwohl bietet Düsseldorf das beste Angebot in ganz Nordrhein-Westfalen: „Hier kommen 149 Stellen auf 100 Bewerber, im Landesdurchschnitt sind es lediglich 74“, sagt Franz-Josef Rabeneck, bei der Arge Teamleiter für Ausbildung.

Dennoch bleiben die Unternehmen wählerisch. Es mangelt laut IHK an geeigneten Bewerbern — wenn aber einer kommt, dann wird auch jetzt noch oder in den kommenden Wochen eingestellt, wie Woehlke versichert.

Eine besondere Situation gibt es im Handwerk: Nach Boomjahren sinkt der Ausbildungsmarkt auf den Stand von 2005. 2012 kamen 1279 Azubi-Verträge zustande, fünf Prozent weniger als 2011. „Wir nehmen eine Atempause“, sagt Kammersprecher Alexander Konrad. Rückgänge von mehr als zehn Prozent gibt es im Bau- und Ausbaugewerbe sowie bei Elektro- und Metallhandwerken. Zuwächse hingegen verzeichnen die Gesundheitsberufe mit plus 8,2 sowie Glas/Papier/Keramik mit plus 3,1 Prozent.

Interessant: Erstmals haben die Real- (39 Prozent) die Hauptschüler (35 Prozent) bei Neuverträgen überholt. Und 23,4 Prozent der angehenden Handwerker haben die Hochschulreife.

Aus ihrem Wortschatz kann die Arge dieses Jahr das Wort Frühjahrsbelebung streichen. Lediglich 110 Menschen weniger als im Vormonat waren im März ohne Arbeit — genau waren es 27 602, das bedeutet eine Quote von 8,9 Prozent. Immerhin wurden 1800 freie Stellen gemeldet, über 240 mehr als im Februar.

Natürlich leiden besonders die Außenberufe, wie Alexander Konrad von der Handwerkskammer weiß: „Im Bauhauptgewerbe wurden 2012 rund 500 Millionen Euro umgesetzt. Der März ist komplett ausgefallen, macht ein Minus von acht Prozent.“