Ballett Ballett am Rhein: Das Mysterium um den Schwanensee

Schläpfers Schwanensee feiert bald Premiere am Opernhaus Düsseldorf. Was das Publikum erwartet, bleibt indes bis auf wenige Hinweise geheim.

Foto: Gert Weigelt

Düsseldorf. Wenn man Martin Schläpfer mit seiner ruhigen, bedächtigen, poetisch gefärbten Stimme über seinen Schwanensee reden hört, spürt man sofort, welch großen Respekt, welche Wertschätzung er diesem besonderen Werk entgegenbringt. Sein erstes Handlungsballett, vor allem weil es seine erste Beschäftigung mit dieser Tradition als Choreograf ist, zieht die gesamte Aufmerksamkeit der Ballettfreunde von nah und fern auf sich. Die Premiere am 8. Juni, aber auch weitere Aufführungen sind ausverkauft, die Vorstellungen am 11. und 12. Juli werden von WDR/Arte aufgezeichnet. Lediglich für die nächste Spielzeit lassen sich noch Karten erhaschen.

Diese große Aufmerksamkeit kommt nicht von ungefähr. Man fragt sich, wie der Schweizer Choreograf, der zweifelsohne zu einer Institution in Düsseldorf geworden ist, sich dem wohl paradigmatischsten Werk dieses Genres nähern wird. Wenig bis nichts wurde vorher verraten. Lediglich luftige Andeutungen haben bis jetzt ihren Weg an die Öffentlichkeit gefunden. Doch eines ist jetzt schon deutlich. Schläpfer möchte sich dem Original harmonisch nähern. „Mir geht es nicht darum, mit dem Original zu brechen“, betont er, doch wolle er eine eigene Deutung, eine „Schläpfersche“ Note hineinbringen. Dabei geht er, so seine Andeutungen, von der Kraft von Tschaikowskys Musik aus. Der er besondere Wertschätzung entgegenbringt. So verwendet er die Urfassung der Partitur. Das, was wir heute als den Schwanensee kennen, sei eine in mancher Hinsicht von der Nachwelt korrumpierte Version, die an die Wünsche der damaligen Tänzer und dem Zeitgeschmack angepasst wurde. Zeitgleich betont Schläpfer, dass es fantastische frühere Ansätze gebe, die aber auch jeweils immer mit ihrer eigenen Version gearbeitet hätten. Doch ganz originalgetreu kann es nicht sein, zumindest bei Schläpfer nicht.

Er habe mit dem Nummernhaften der Partitur gerungen. Man müsse stets aufpassen, dass man nicht in das tradierte zurückfällt, erklärte er. Es ginge darum, dass die Schritte die Handlung transportieren. Doch nichts an dem Stoff, nichts an dem Handlungsballett sei ihm fremd gewesen. Immerhin hat er diese Tradition ja selbst gelebt, er kommt als Tänzer aus dieser Tradition.

Sein Schwanensee wird indes ohne den Pas de Quatre der kleinen Schwäne auskommen müssen, wird sich zudem eher verdichten, in eine kleinere, weniger zaristische Welt. So fallen die Nationaltänze nahezu ganz weg. Bis auf den Russischen.

Als Siegfrieds Mutter und die Stiefmutter verpflichtet Schläpfer zwei Grande Dames des Balletts, Monique Janotta und Young Soon Hue — beide Gäste, auch eine Neuerung in Schläpfers Schaffen, denn Gäste gab es bei ihm zuvor nicht.

„Ich habe Freude an diesem Märchen gehabt“, erklärt er und möchte gerade dieses Märchenhafte, die Komponenten von Gut und Böse, den Mythos der Frau als Schwan als Impuls für seine Choreografie verstehen. Zwei Realitäten, Gegenpole, die sich auch in Florian Ettis Ausstattung spiegeln werden.

Wie das dann aussehen wird, bleibt vorerst geheim.