Zahlreiche Mitarbeiter entlassen Kündigungsschock in Düsseldorfer Notfallpraxis - Was steckt dahinter?

Düsseldorf · In der Praxis am Evangelischen Krankenhaus an der Florastraße in Düsseldorf sind zahlreiche Mitarbeiter entlassen worden - ohne Vorankündigung. Hinter den Kündigungen soll ein Verwaltungsakt stehen. Ein Überblick.

Die alte Notfallpraxis des EVK an der Florastraße.

Foto: JA/Schaller, Bernd (bes)

Entsetzen in der Düsseldorfer Notfallpraxis Florastraße am Evangelischen Krankenhaus: Vor einigen Tagen ist allen etwa 25 Angestellten der Notfallpraxis ohne Vorankündigung der Arbeitsvertrag gekündigt worden – zum Ende dieses Jahres. Und das, obwohl die Notfallpraxis allein von Gesetzes wegen auch darüber hinaus weiter betrieben werden muss. „Gerade in Coronazeiten wird von systemrelevanten Jobs gesprochen und so wird dann mit langjährigen und hochverdienten Mitarbeitern umgegangen“, sagt der Arzt Rolf Eitel dieser Zeitung. Die Mitarbeiter sind konsterniert und geschockt.

Hinter den Kündigungen soll aber eher ein formeller, ein Verwaltungsakt stehen. Sagt der Garather Orthopäde Stephan Güsgen als Vorstandsvorsitzender des Düsseldorfer Notdienstvereins, der 28 Jahre lang Träger der Notfallpraxis war: eine Vereinigung von bis zu 1300 Ärzten, die Mitgliedschaft für die Ärzte war zwingend. Doch der wirtschaftliche Betrieb des Vereins war schwieriger geworden: Die Zwangsmitgliedschaft entfiel, es fehlten zunehmend Mitglieder und Einnahmen, nachdem auch der „nächtliche Sitzdienst“ weggefallen war. Deshalb habe vor Jahren die Gesundheitsmanagementgesellschaft (GMG) als wirtschaftlicher Arm der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) die Organisation des Betriebs übernommen, Gelder von den Ärzten organisiert und an den Verein ausgezahlt.

Jetzt löst sich der Notdienstverein komplett auf, die Juristen des Vereins drängten laut Güsgen auf rechtzeitige Kündigungen, die die Fristen der Mitarbeiter beachte. Wohl in der Annahme, dass die GMG in der KV die selben Mitarbeiter künftig weiter beschäftigen  wird. „Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen. Der Markt für medizinische Fachangestellte ist ja ohnehin leer gefegt. Wir mussten jetzt reagieren, während die GMG offenbar noch nicht so weit ist“, sagt Güsgen.

Von der Kassenärztlichen Vereinigung gibt es allerdings für die Übernahme der Angestellten auf Nachfrage keine Zusage: „Die KV Nordrhein ist seit Jahren dabei, den ambulanten Bereitschaftsdienst neu aufzustellen und strukturiert auch das Angebot in Düsseldorf neu“, heißt es in einer Antwort. An der „Qualität der Versorgung“ ändere sich auch künftig nichts.  Die Übergabe des Betriebs am EVK werde „voraussichtlich ab Jahresbeginn 2021 erfolgen“, weil dann der Verein aufgelöst werde. Mit dem Ziel, „weiterhin eine hochwertige ambulante Akutversorgung durch den ärztlichen Bereitschaftsdienstes anbieten zu können“. Was das für die Mitarbeiter heißt, bleibt unklar.