Tanzen Bandoneon — das Düsseldorfer Tangoschuh-Paradies
Düsseldorf · Zwar ist das Geschäft an der Friedrichstraße auf Tango spezialisiert, doch immer wieder locken die bunten Schuhe auch andere Kunden an.
Es gibt schlichte einfarbige, welche mit Glitzer oder ohne, mit um den Fuß geschwungenen Bändern oder nur einem Riemchen — die Auswahl an Schuhen im Bandoneon an der Friedrichstraße ist groß. Nur um eines kommt man hier nicht herum - zumindest als Frau: Die Absätze sind gefährlich hoch. Doch das gehört so, denn die Schuhe in diesen Regalen sind zum Tanzen gedacht. Und da gehört eine gewisse Höhe einfach dazu.
An ihre ersten eigenen Tangoschuhe kann sich Maria Galati-Neidl noch gut erinnern. „Die waren schwarz und ganz langweilig“, lacht die gebürtige Argentinierin. Und auch ein bisschen zu hoch. „Den Absatz musste ich mir erst erarbeiten.“ Gekauft hat sie die in Buenos Aires. In Deutschland gab es damals noch nicht viel Auswahl an Tanzschuhen. Das wollte sie ändern - und hat vor fast sechs Jahren einfach selbst ein passendes Geschäft eröffnet.
„Ein Tangoschuh muss sitzen wie ein Handschuh“, sagt die Inhaberin. Fest am Fuß — aber auf keinen Fall darf er drücken. Die Regel, da müsse ein Daumen Platz sein, die man etwa bei Turnschuhen zu Rate zieht, gelte hier aber nicht. Die Absätze bei Damenschuhen liegen bei sieben bis zehn Zentimetern. Doch die Expertin räumt ein, dass ein höherer Absatz nicht immer besser ist. „Wenn man sich im Schuh nicht wohlfühlt, kann man auch nicht schön tanzen.“
Wichtig sei auch, dass der Schuh möglichst leicht ist. „Man muss den Boden fühlen können — und manchmal auch den Fuß des Partners.“ Die Schuhe hier im Laden sind alle aus Leder. Eine Gummisohle sei für den Tango Gift. „Da macht man sich nur die Knie kaputt“, sagt Galati-Neidl. Was sie über Tanzschuhe weiß, hat sie sich mit der Zeit selbst erarbeitet. Und Erfahrungen gesammelt. Man merkt ihr an, dass sie überzeugt ist von dem, was sie anbietet. Ihr Lieblingsschuh ist ein dunkelgrüner, doch beim Blick ins Regal sprudelt immer wieder ein: „Aber dieser hier ist auch sehr schön“ aus ihr heraus.
Mittlerweile hat sie einen guten Kundenstamm, sagt sie, die schon seit etwa 32 Jahren in Düsseldorf lebt. Hin und wieder kommen auch Kunden von weit her - etwa aus Süddeutschland - um in ihrem Geschäft einzukaufen. Die Profis wissen oft schon, was sie brauchen. Doch die Schuhe müssen anprobiert werden - über das Internet zu bestellen, sei hier meist nicht sinnvoll. Geht man durch das kleine Geschäft durch, findet man weiter hinten auch einen Übungsraum mit Holzboden, wo die Schuhe direkt ausprobiert werden können. Doch auch im Verkaufsraum läuft dezente Tangomusik, die schonmal zu ersten Schritten einlädt.
Männer werden in dem Laden ebenfalls fündig. Wer meint, dass die Herren auf dem Parkett eher schlichtes Schuhwerk zum Tanzen tragen und der Partnerin den Vortritt bei auffälliger Ausstattung lassen, der irrt. „Da sind viele auch mutig und wollen auffallen“, sagt Galati-Neidl. Neben den schwarzen oder dunkelblauen Modellen gibt es auch hier welche, in hellen Farben oder mit glänzenden Nähten.
Doch nicht nur Tänzer kommen hierhin, um sich zu versorgen. „Vor allem im Sommer gibt es auch Kundinnen, die Schuhe zum Sommerkleid suchen“, sagt Maria Galati-Neidl. Denn eine so große Auswahl an knalligen Farben gebe es nicht in jedem gewöhnlichen Schuhgeschäft. Auch jetzt, wo es auf das Jahresende zugeht, suchten manche nach dem passenden Schuh für die Silvesterfeier. Und immer wieder kommen auch Frauen, die für ihre Hochzeit Ausschau nach etwas Besonderem am Fuß hielten - entweder einem schlichten weißen oder cremefarbenen Modell, oder auch nach einem bunten Schuh, um einen Farbakzent zu setzen. Tango ist auch eine Stilfrage.