Düsseldorf BLB-Prozess: Der Schattenmann ist tot
Seit April läuft der Prozess um mutmaßliche Schiebereien bei Bauprojekten des Landes. Ein Ende ist derzeit noch nicht abzusehen.
Düsseldorf. Es geht um fünf große Bauprojekte des Landes, bei denen ein Millionenschaden entstanden sein soll. Seit April muss sich Ferdinand Tiggemann, ehemaliger Chef des landeseigenen Baubetriebs BLB, wegen Untreue, Bestechlichkeit und Verrat von Dienstgeheimnissen vor dem Landgericht verantworten. Mühsam quält sich der Prozess durch das komplizierte Zahlenwerk. Eine zentrale Figur der Korruptionsaffäre wird auf keinen Fall mehr als Zeuge aussagen: Makler Johann G., der als Schattenmann die Geschäfte eingefädelt haben soll, ist inzwischen verstorben.
Der 82-Jährige hatte zu Beginn des Verfahrens einen bizarren Auftritt und konnte sich angeblich an nichts erinnern. Er soll von Tiggemann die lukrativen Tipps bekommen haben, für welche Grundstücke sich das Land gerade interessiert. Die soll er an Investoren weiteregeben haben, die schnell zugriffen und die Flächen ankauften. Um sie dann mit erheblichem Gewinn an den BLB weiter zu geben.
All das war Johann G., der als schillernde Figur im Immobiliengeschäft galt, entfallen, als er im Zeugenstand saß. Sehr zum Ärger der Richters, der Ordnungshaft gegen den 82-Jährigen verhängte und ihn immer wieder vorladen wollte. Seine Aussage hätte das Verfahre beschleunigen können. So müssen alle fünf Bauvorhaben in dem Verfahren mit allen Einzelheiten aufgearbeitet werden.
Zunächst beschäftigte sich das Gericht mit dem denkmalgeschützten Schloss Kellenberg in Jülich und dem Landesbehördenhaus in Bonn. Inzwischen geht es um die beiden Düsseldorfer Projekte, den Neubau des Amts- und Landgerichtes Straße und die Fachhochschule auf dem ehemaligen Schlösser-Gelände.
Wie ein Steuerfahnder am Montag aussagte, wurden allein mit dem Justizzentrum in drei Wochen drei Millionen Euro verdient. Am 24. April 2004 hatte eine Investorengemeinschaft unter Federführung einer großen Baufirma das Gelände von den Vereinigten Kesselwerken erworben. Am 16. Juni wurde das Gelände an den BLB weiterverkauft. Für den Rücktritt vom Kaufvertrag wurden der Investorengemeinschaft drei Millionen Euro überwiesen.
Allerdings brauchte man nicht für alle Geschäfte unbedingt Insider-Wissen. Dass auf dem früheren Schlösser-Areal die neue Fachhochschule entstehen soll, konnte man auch ganz einfach in der Zeitung nachlesen. Denn das war eine Idee des verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin. Tiggemann hatte schon zu Beginn des Verfahrens erklärt, dass er keine Dienstgeheimnisse verraten habe. Bis jetzt sind Verhandlungstermine bis zum Februar vorgesehen.