Prozess in Düsseldorf Ergaunerte Buchhalter 130 000 Euro?
Düsseldorf · (wuk) Offenbar klammheimlich ist ein Unternehmen aus der Tourismusbranche innerhalb von zwei Jahren größer geworden, als das Management ahnte. In der Firma gab es nach Ermittlungen der Polizei etliche ominöse Mitarbeiter, die nie zur Arbeit kamen, aber trotzdem Geld erhielten.
Als das Rätsel gelöst wurde, geriet der frühere Leiter (43) der Lohnbuchhaltung unter Verdacht und muss sich am Donnerstag wegen Betruges und Untreue vor dem Amtsgericht verantworten. Laut Anklage habe er über frei erfundene Mitarbeiter, denen er beträchtliche Beträge überweisen ließ, mehr als 130 000 Euro aus der Firmenkasse für sich abgezweigt.
Drei Jahre nach seinem Eintritt in das Unternehmen soll sich der Angeklagte von Ende 2016 bis Spätsommer 2018 in mehr als hundert Fällen aus dem Firmenvermögen bedient haben. Damit das nicht auffiel, sei er, so die Anklage weiter, sehr trickreich vorgegangen. So habe er reihenweise neue Mitarbeiter erfunden, habe als allein verantwortlicher Lohnbuchhalter für diese fiktiven Personen neue Stammdaten und Profile ins Firmen-System eingetragen – und dann die Überweisung von Gehältern oder auch Sonderzahlungen an diese Adressen veranlasst. Der Staatsanwalt ist sicher: Tatsächlich gingen diese Gelder stets direkt auf das Konto des Angeklagten. Als Verwendungszweck trug er für diese Überweisungen angeblich „Urlaub“ ein, „Urlaubsgeld“, „Nachzahlung Bonus“ oder auch „Wechsel der Steuerklasse“. Sobald diese Beträge dann an ihn überwiesen waren, soll er seine Kontoverbindung direkt wieder gelöscht und durch andere Bankdaten ersetzt haben – „damit sein Verhalten nicht auffalle“, so die Anklage.
Auch ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens soll er auf diese Weise scheinbar noch mit Überweisungen versorgt, soll unter deren Namen aber immer nur seine eigene Bankverbindung bedient haben. Um die Chefs des betriebsinternen Rechnungswesens zu täuschen, habe er sogar zum Test solche fingierten Lohnabrechnungen erstellt und den Kollegen dann zur Abzeichnung und Überweisung vorgelegt.
Denn wie er laut Anklage wusste, wurden Profile und Daten der jeweiligen Mitarbeiter höchstens stichprobenartig geprüft. Das Vertrauen der Kollegen habe der 43-Jährige aus Sicht der Ermittler allerdings in 103 Fällen missbraucht und dadurch 132 705,71 Euro auf sein Konto umgeleitet. Für den Prozess gegen ihn hat das Schöffengericht bisher nur einen Verhandlungstermin vorgesehen.