Karneval in Düsseldorf Tanzen für Fitness und Gemeinschaft
Düsseldorf · Wer bei der Tanzgarde der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend mittanzen möchte, muss sich auf eine Warteliste setzen lassen.
Es war Zufall, dass sie im Jahr 1982 mit einigen Kindern einen Tanz einstudierte und ihn bei einer Karnevalsveranstaltung aufführte, erinnert sich Ulla Gerling. „Der damalige Oberbürgermeister Josef Kürten war begeistert vom Tanz meiner Mädels“, erzählt die Trainerin. Kürten war auch Präsident der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend (Kakaju) und fragte, ob die Gruppe für seinen Verein tanzen würde.
Gerling nahm erfreut an. Ihre Mutter nähte neue Kostüme, und die Tanzgarde der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend war gegründet. Von Anfang an wollten viele Mädchen mittanzen. Die hohe Nachfrage blieb bis heute. „Unsere Gruppen sind voll, viele Namen stehen auf einer Warteliste“, berichtet Ulla Gerling.
Der Erfolg ist so dauerhaft und groß, weil ohne Leistungsdruck und mit Spaß trainiert wird. „Wir klassifizieren kein Mädchen nach Talent, sondern integrieren es in die Gruppen.“ Etwa 100 Kinder und junge Erwachsene tanzen in drei Gruppen. In der Kinder- und Jugendgarde machen schon ganz jungen Mädchen mit. Wie Leonie (3), die wie ihre Mittänzerinnen im Feen-Kostüm leichte Gymnastikübungen zu Musik macht, Grundlagen im Radschlag und Spagat lernt. „Auf unseren Kakaju-Sitzungen dürfen sie dann immer als erster Programmpunkt glänzen“, sagt Gerling. In der Showtanz-Gruppe studieren die Jugendlichen fantasievolle Shows. Statt klassischen Gardetanz werden Themen wie Olympia, der Eurovision Song Contest und Hollywood tänzerisch dargestellt. Die dritte Gruppe bilden die Gardetänzerinnen, die mit Können und Funkenmariechen-Outfit schon bei vielen Karnevalsfeiern für Stimmung gesorgt haben. Für die 22-jährige Janina ist der Gardetanz das Größte. „Ich brenne dafür und ich liebe es, auf der Bühne die Zuschauer zu begeistern“, sagt sie. Das Besondere sei, dass Kondition nötig sei ebenso wie Perfektion und Taktgefühl: „Eigenschaften, die mir auch privat und als Studentin weiterhelfen.“ Viele ihrer Freundinnen bewundern sie für ihre Auftritte, manche sind auch selbst in der Tanzgarde aktiv. Janina ist seit ihrem dritten Lebensjahr dabei.
Ziele sind normalerweise die
gut 70 Auftritte in der Session
„Wer als Kind bei uns angefangen hat, bleibt meist viele Jahre“, sagt Ulla Gerling, die selbst vor fast 35 Jahren ihre Tochter Franziska zum Training mitgenommen hat. „Ich habe als Kleinkind den großen Mädchen zugesehen und hatte also kaum eine Wahl, nicht auch Tänzerin zu werden“, sagt sie lachend. Vor einem Jahr ist sie Mutter geworden, und bald wird auch die Tochter zum Training in der Sporthalle vom Bilker Bunker an der Aachener Straße mitgenommen. Ziele des Trainings sind normalerweise die gut 70 Auftritte in der Karnevalssaison. „In diesem Jahr fallen die meisten Termine wegen der Corona-Pandemie aus“, sagt Ulla Gerling. Die 61-Jährige und Tochter Franziska haben ihre Mädchen auch im Lockdown trainiert, als Treffen in der Sporthalle untersagt waren. „Via Internet haben wir die Übungen vorgemacht, die Mädchen führten ihre Tanzschritte zu Hause vor der Computerkamera aus“, erzählt Franziska. Nun geht das Training in der Sporthalle weiter, wenn auch ohne Auftrittstermine. „Wir wollen die Mädchen im Training halten, es geht uns auch um Fitness und Gemeinschaft“, sagt Gerling. Einstudiert wird zurzeit eine Choreografie über Umweltverschmutzung, „diesen Tanz bewahren wir uns für die nächste Saison auf“.
Info Die Tanzgarde tritt am Dienstag, 22. Februar, bei der Flüstersitzung im Apollo-Varieté auf und ist beim Rosenmontagszug am Sonntag, 29. Mai, dabei.