Nach Aufruf von Parteien Corona-Demos legen City lahm

Düsseldorf · Mehrere Tausend Demonstranten sind am Samstag auf die Straße gegangen. Die Proteste waren friedlich, sorgten aber für Verkehrschaos.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld (li.) hatte den Gegenprotest der Anwohner angemeldet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Tausende Gegner und Befürworter der Corona-Maßnahmen sind am Samstag in Düsseldorf auf die Straße gegangen. Etwa 4600 Personen schlossen sich nach Schätzung der Polizei der Demonstration gegen eine Impfpflicht an, die sich um 15 Uhr am Johannes-Rau-Platz versammelte. Zur selben Zeit kamen am Corneliusplatz die Gegenprotestler zusammen, nachdem erstmals CDU, Grüne, SPD, FDP und Linke sowie das linke Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ dazu aufgerufen hatten.

In der Stadt sorgten die Proteste für Verkehrschaos: Rund um die Altstadt und Stadtmitte waren Straßen abgesperrt und es kam bis zum Abend zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Autofahrer standen zum Teil eine Stunde im Stau, auf diversen Bus- und Bahnlinien kam es zu Verspätungen. Die Rheinbahn richtete Umleitungen ein.

Man wolle ein Zeichen setzen gegen die Querdenker, die seit Wochen das Bild auf Düsseldorfs Straßen dominieren und „dem Tross von Impfgegnern, Verschwörungstheoretikern und Rechtsradikalen, die durch unsere Stadt marschieren, die rote Karte zu zeigen“ , hieß es beim Gegenprotest. Etwa 900 Menschen schlossen sich laut Polizei an, darunter auch die Landesvorsitzende der Grünen, Mona Neubaur, und die FDP-Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Anwohner zeigten den Querdenkern die rote Karte

Bei der Kundgebung am nördlichen Ende der Königsallee sprach auch Heinrich Fucks, Superintendent der Evangelischen Kirche in Düsseldorf. Er zeigte Verständnis für die Corona-Maßnahmen-Kritiker, fand aber auch klare Worte gegenüber Rechtsextremisten. Er sei Corona leid, sagte Fucks, das habe er mit den Demonstranten gemeinsam. Die Pandemie bringe alle an ihre Grenzen und die Sehnsucht nach Lockerungen, nach Besuchen von Konzerten und vollen Restaurants, sei groß. „Das kann aber nur in Erfüllung gehen, wenn wir den Mut haben, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen“, sagte Fucks. Nur Impfen helfe bei der Bekämpfung der Pandemie, so der Superintendent. Wer unzufrieden sei, habe das gute Recht auf die Straße zu gehen. „Aber mit Verfassungsfeinden und Rechtsextremen geht man nicht, wenn man bei Verstand ist.“

Auf der Seite der Corona-Maßnahmen-Kritiker hielt man sich – im Vergleich zu vergangenen Protesten – mit politischen Symbolen am Samstag zurück. Teilnehmer von rechtsextremen Bewegungen wie der Bruderschaft Deutschland oder der Identitären Bewegung waren diesmal nicht zu sehen. Weiterhin fielen aber krude Vergleiche – etwa Impfen als Euthanasie oder Apartheid sowie der Begriff „Impf-Nazis“. Vornweg trugen viele Demonstranten OP-Kittel, um ihren Widerstand gegen eine Impfpflicht im Gesundheitswesen sichtbar zu machen. Zudem war eine Gruppe von Demonstranten mit gelben Westen mit der Aufschrift „Feuerwehr“ zu sehen.

Etwa die Hälfte der Teilnehmer hielt sich an die Maskenpflicht, die Polizei ahndete Verstöße und sprach auch Platzverweise aus. „Dabei kam es vereinzelt zu Widerstand“, teilte die Polizei mit. Insgesamt mussten acht Strafverfahren eingeleitet werden. Ansonsten seien die Versammlungen weitestgehend friedlich verlaufen, heißt es.

Entlang der Demonstrationsroute hatten sich erneut Anwohner platziert, um den Querdenkern die rote Karte zu zeigen. Am Fürstenwall etwa kamen geschätzt 50 Personen zusammen. In der vergangenen Woche hatte die Polizei aufgrund dieser Gegenproteste, die nicht angemeldet waren, Anzeige gegen einzelne Anwohner erstattet. Um das zu vermeiden, wurden die Anwohnerproteste diesmal vorher als Versammlungen bei der Polizei angemeldet. Als Anmelder trat unter anderem der Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld (Grüne) auf.

Trotz der zeitgleichen Versammlungen und ähnlichen Routen – beide zogen über die Kö – stellte die Polizei sicher, dass Demonstranten und Gegenprotestler nicht aufeinandertrafen. Bei der Schlusskundgebung des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“ am Oberbilker Markt sorgte der Auftritt des Rappers S Castro für Protest – einige Teilnehmer werfen ihm Israelfeindlichkeit vor.