Buchläden müssen Kunden spezielle Angebote machen

Michael Serrer ist Leiter des Literaturbüros NRW. Wir haben mit ihm über Konzepte und die Zukunft von kleinen Buchhandlungen gesprochen und wie sie den großen Ketten Paroli bieten können.

Foto: Sergej Lepke

Herr Serrer, den Stern-Verlag gibt es nicht mehr, die Goethe-Buchhandlung auch nicht. Kann man sagen, die Traditionsgeschäfte sterben in der Stadt langsam ?

Michael Serrer: Ja, viele, leider! Besonders die Schließung des Stern-Verlags ist ein großer Verlust für die Düsseldorfer Buchhandlungsbesucher gewesen. Dem Druck, den Ketten ökonomisch ausüben können, sind viele inhabergeführte Buchhandlungen erlegen.

Haben kleine Buchläden noch eine Chance?

Serrer: Vermutlich nur, wenn sie ihren Kunden besonders nahe sind - sei es räumlich, also spezifisch für ihren Stadtteil arbeiten, oder inhaltlich, also ein spezielles Angebot für spezielle Interessen haben und auf Nachfragen auch profund antworten und beraten können.

Wie könnte sich ein kleiner Laden behaupten?

Serrer: Über den Preis kann es ja keinen Wettbewerb geben. Er muss also auf anderen Gebieten ausgetragen werden. Wenn es Veranstaltungen gibt, und diese auch als Möglichkeit genutzt werden können, andere Leser kennenzulernen, Wein zu trinken, etc. fühlt sich der Kunde in einer Buchhandlung wohl.

Haben Sie Beispiele für gelungene Konzepte?

Serrer: Nicht nur in Düsseldorf, auch in anderen rheinischen Städten gibt es erfolgreiche Beispiele. So setzen Müller und Böhm im Heine-Haus, Klaus Bittner in Köln, Alfred Böttger in Bonn und die Zwillinge Remmel in Siegburg fast ausschließlich auf literarische Werke. Die genannten Händler sind außerordentlich kenntnisreich. Die Bilker Buchhandlung Bibabuze und der Bonner Buchladen 46 waren Mitte der 70er als dezidiert linke Buchhandlungen gegründet worden, haben das politische Standbein auch beibehalten, bieten aber ebenso engagiert auch „schöne“ Literatur“. Ute Romeike hat mit ihrer Hörbuchhandlung eine Marktlücke gefüllt, sie gilt mittlerweile deutschlandweit als eine herausragende Hörbuch-Expertin. Die Buchhandlung Ohm in Benrath erfüllt meines Erachtens vorbildlich die wichtige Funktion als Stadtteilbuchhandlung.

Gehen Sie gerne in Buchhandlungen und worauf legen Sie Wert?

Serrer: Natürlich! Und ich lasse mir von den lesenden Buchhändlern auch immer Bücher empfehlen, die ihnen besonders am Herzen liegen.