Was Düsseldorfs kleine Buchhandlungen ausmacht
Um sich auf dem Markt zu behaupten, gehen Buchhändler längst über das Geschäft mit dem bedruckten Papier hinaus — mit Lesepäckchen, Cremeschnittchen und einem engen Draht zu ihren Kunden erfinden sie sich neu.
Düsseldorf. Die Buchhandlung ist der städtische Wohlfühlort Nummer eins, das behauptet zumindest eine Studie der Kampagne „Jetzt ein Buch!“. Und auch die Düsseldorfer Buchhandlungen haben originelle Konzepte, die die Besucher zum Verweilen einladen. Reiner Buchverkauf, das war einmal. Eine Auswahl:
Buchhandlung Dietsch Rafik Schami, Elke Heidenreich und Donna Leon haben bei ihm gelesen. 1998 kam die Buchhandlung sogar in das Fernsehen und wurde Teil der Verfilmung „Höllische Nachbarn“ mit Esther Schweins und Christine Kaufmann. Seit über 90 Jahren gibt es die Buchhandlung Dietsch in der Fußgängerzone von Benrath. 1985 wurde sie von Ulrich und Ursula Ohm übernommen. Bereits 1989 gründeten die Ohms ihren eigenen kleinen Verlag „Edition Dietsch“, der regionale Literatur veröffentlicht.
Ulrich Ohms Erfolgsrezept: „Sich jeden Tag neu erfinden und dem Kunden neue Anreize bieten, den Weg in sein Geschäft zu finden.“Für die Kinder hat Ohm eine Straßenbahn aus Holz, während die Eltern sich in Ruhe die handgeschriebenen Tipps seiner Mitarbeiter durchlesen. Abends öffnet Ohm sein Geschäft nicht nur für Lesungen, sondern auch für Konzerte und Vorträge. Der kleine schwarze Flitzer, der den Kunden bei ihrem Besuch auf der Internetseite begegnet, ist der „kleine Dietsch“ - ein Renault 4CV. Von April bis Oktober liefert der Chef höchstpersönlich in seinem „Cremeschnittchen“ auf Wunsch die Bestellung aus.
Buchhandlung Dietsch, Hauptstraße 47, Montag bis Freitag: 9 bis 19 Uhr und Samstag 9 bis 15 Uhr.
Bolland & Böttcher Wer Überraschungen und gute Energie liebt, der ist bei Christine Bolland und Elke Böttcher im Düsseltal an der richtigen Stelle. 2008 übernahmen die Freundinnen die Buchhandlung Abedi, für beide ein großes Wagnis, welches sich gelohnt hat. Auf 80 Quadratmetern verbreiten die Inhaberinnen und ihre drei Mitarbeiter ein „Feld der positiven Energie“, welches die Stammkunden sehr schätzen. Kärtchen mit Tipps weisen auf die Empfehlungen der Inhaberinnen hin. Vor Weihnachten kann man sich zum „Blind Date“ in der Buchhandlung verabreden. Lieblingsbücher werden verpackt, mit Schönschrift grob beschriftet. Was man da kauft, weiß man nicht. Aber genau das macht den Reiz der beliebten Aktion aus.
Genauso ist es mit den „Reisepäckchen“. Wer mag, nennt dem Team sein Reiseziel und bekommt ein hübsches Paket mit Karten, Reiseführern, Hörbüchern und allem Drum und Dran zusammengestellt. Dazu gibt es einen Sekt (oder auch einen Cappuccino).
Bolland & Böttcher, Rethelstraße 121, Montag bis Freitag: 10 bis 18.30 Uhr, Samstag: 9.30 bis 14 Uhr.
Bibabuze Auch nach all den Jahren kommt alle paar Monate dann doch immer ein Kunde, der völlig verdutzt ist, dass er nicht in einer Kinderbuchhandlung steht. Seit 1977 gibt es die etwas andere Buchhandlung Bibabuze (Bilker Basis Buch Zentrale) an der Aachener Straße. Gegründet zur „Schaffung einer Gegenöffentlichkeit zur „Korrektur der vorherrschenden Meinung“ hat sich der Laden politischer und schöngeistiger Literatur verschrieben.
Großen Wert wird auf Kooperationen gelegt, wie beispielsweise mit dem Zakk oder der VHS. Auf 105 Quadratmetern finden die Kunden nicht nur Ausstellungen von Düsseldorfer Künstlern, sondern auch eine Weinhandlung für Bio-Wein und das Café Libertad mit fair gehandeltem Kaffee. Dazu gibt es lesungen, Konzerte, Vorträge. Hans Schmitz, Geschäftsführer des Ladens, verspricht neben ausgesuchter Literatur und Ware, auch: „Wir sind schneller als Amazon. Wer bei uns bestellt, der hat definitiv am nächsten Tag das Buch“.
Bibabuze, Aachener Straße 1, Montag bis Freitag: 9.30 bis 18.30 Uhr, Samstag: 9.30 bis 16 Uhr.
Müller & Böhm Auf Düsseldorfs Partymeile schlechthin, der Bolkerstraße, gibt es durchaus auch Schöngeistiges zu entdecken. Das Geburtshaus Heinrich Heines ist seit 2006 die Heimat der Literaturhandlung „Müller & Böhm“. Chef Rudolf Müller bezeichnet das tägliche Geschehen in seinem Laden, mitten im Herzen der Stadt, auch gerne liebevoll als „Kirmes“. Genau das spiegelt für ihn die Buchhandlung, die er mit Selinde Böhm führt, aus: „Sie ist so vielfältig wie das Leben“.
Der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom hat „Müller & Böhm“ gar zu seiner Lieblingsbuchhandlung erkoren. Im angenehmen Vorleseambiente, von dem Publikum und Autoren gleichermaßen schwärmen, finden jährlich über fünfzig Lesungen statt. Rudolf Müller und Selinde Böhm verstehen ihre Geschäft vorrangig als Platz der Begegnungen und des Austauschs. „Unsere Freundlichkeit zeichnet uns aus“, ist der Chef sich sicher.
Müller & Böhm, Montag bis Freitag: 10 bis 19 Uhr, Samstag: 10 bis 16 Uhr.
Regenbogenbuchhandlung
Der Name von Brigitte Klasens Buchhandlung ist Programm. Wer ihren Laden an der Flingerstraße betritt, befindet sich in einem kleinen, bunten und ruhigen Paradies voller ausgesuchter Postkarten und Bücher. Bekannt ist die Buchhandlung, die es mittlerweile seit 36 Jahren gibt, für ihre umfassende Auswahl an Spezialliteratur zum Thema Trauer, Tod und Sterben. „Wir haben eine ganz Wand voll an Büchern zu diesem Thema. Viele kommen extra deswegen zu uns und lassen sich von uns beraten“, sagt Brigitte Klasen.
Regenbogenbuchhandlung, Lindenstraße 175, Montag bis Freitag von 9.30 bis 18.30 Uhr, Samstag von 9.30 bis 14 Uhr.