Interview Bürgermeister Graf: Benrath erwartet eine sportliche Durstrecke von zwei Jahren

Düsseldorf · Der Verkehr, die Wohnbebauung sowie der Wegfall von Eishalle und Hallenbad sind die Themen, die 2019 im Stadtbezirk 9 wichtig werden. Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf gibt einen Ausblick, was in den kommenden Monaten in den südlichen Stadtteilen wichtig wird.

Karl-Heinz Graf ist der Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks 9.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Karl-Heinz Graf ist der Bezirksbürgermeister des Bezirks 9, zu dem die Stadtteile Benrath, Hassels, Himmelgeist, Hothausen, Itter, Reisholz, Urdenbach und Wersten gehören. Insgesamt leben hier knapp 93 500 Menschen. Wir sprachen mit dem CDU-Politiker über die Themen des neuen Jahres.

Herr Graf, welche Themen werden 2019 die Debatte im Bezirk 9 bestimmen?

Karl-Heinz Graf: Ein zentrales Thema ist die Frage, was kommt im Reisholzer Hafen auf uns zu? Das Mediationsverfahren ist eingeleitet worden, bei dem verschiedene Interessen zusammengeführt werden sollen. Die Frage ist, ob es ein moderater Ausbau im Sinne eines Containerhafens wird oder bleibt es bei der lokalen Versorgung der entsprechenden Industriebetriebe hier im Düsseldorfer Süden. Wenn schon ein Ausbau stattfindet, favorisieren wir einen Containerhafen, wenn auch in moderater Form. Das wird im Laufe des Jahres, so hoffe ich, zu einem Ergebnis führen, damit uns und der Bevölkerung klar wird, was da in Zukunft passiert.

Gibt es weitere Themen, die im Düsseldorfer Süden wichtig werden?

Graf: Eng damit zusammenhängend ist die Verkehrsproblematik. Im Frühjahr erwarten wir einen Bericht der Beigeordneten Cornelia Zuschke über die Planung der Verkehrsführung im Düsseldorfer Süden allgemein. Von Seiten der Bezirksvertretung läuft seit Sommer letzten Jahres ein Antrag, uns ein schlüssiges Verfahren für die gesamte Situation darzustellen. Das heißt sowohl in Bezug auf den Reisholzer Hafen, aber auch im Zusammenhang mit den multiplen Baumaßnahmen.

Wodurch entstehen Probleme für den Verkehr im Düsseldorfer Süden?

Graf: Der Verkehr aus dem Reisholzer Hafen kreuzt ja die Bonner Straße in irgendeiner Form, auch der Schienenverkehr im Bereich Niederheid. Der würde ja bei einem entsprechenden Ausbau des Reisholzer Hafens deutlich zunehmen. Das hängt natürlich davon ab, was mit dem Hafen passiert. Aber wenn mehr Züge als jetzt diese Straße queren, dann ist das schon ein bisschen tricky, wie das alles funktionieren soll. Wenn weiterhin nur die regionalen Industriebetriebe versorgt werden müssten, dann würde sich nicht viel ändern. Das verstärkte Verkehrsaufkommen im Bereich Paulsmühle in Benrath will man durch einen Ausbau der Kleinstraße und der Kreuzung in den Griff bekommen.

Sie sprachen mehrere Baumaßnahmen in Benrath an. Was ist im Einzelnen geplant?

Graf: Im Planungsgebiet Nördliche Paulsmühlenstraße gegenüber von Aldi wird der Bebauungsplan 2019 geändert. Das ist bisher Industriegebiet und soll für die Wohnbebauung freigegeben werden. Auch auf dem Gelände der Eissporthalle wird vermutlich ein Wohngebiet entstehen und auf der Hospitalstraße werden 90 Wohnungen gebaut. Das Verfahren ist bereits abgeschlossen. Zudem soll das ehemalige Outokumpu-Gelände neu genutzt werden. Im sogenannten Planungsgebiet Südliche Hildener Straße können sich dann einerseits Industriebetriebe und der Betriebshof ausdehnen. Auf der anderen Seite sollen auch hier Wohnungen entstehen. Wenn alles so kommt wie geplant, werden im grausamsten Fall weitere 600 Wohnungen gebaut.

Ein weiteres Thema ist immer wieder die Situation auf dem Benrather Marktplatz. Zeichnet sich hier eine Lösung ab?

Graf: Wir suchen nach Möglichkeiten, den Marktplatz durch die Beschicker attraktiver zu machen. Bisher ist das noch ein bisschen desorganisiert. Das mittelfristige Ziel ist aber, einen Marktplatz mit festen Markttagen zu etablieren.

Sportler in Benrath müssen 2019 auf zwei Einrichtungen verzichten. Die Eissporthalle und das Hallenbad. Gibt es für dieses Jahr schon Pläne?

Graf: Die Eissporthalle wird in diesem Jahr zum letzten Mal am bisherigen Standort öffnen. Fest steht bisher nur, dass sie am bisherigen Standort nicht bleiben kann. Eine neue Halle wird vermutlich an der Kappeler Straße entstehen. Das Hallenbad Benrath schließt im Februar. Das wird wirklich fehlen, aber ohne die Schließung geht der Umbau nicht. Das ist dann eine Durststrecke von ein bis zwei Jahren.

Gibt es schon Neuigkeiten in Bezug auf den Kinderbauernhof Niederheid?

Graf: Die Verhandlungen sind sehr weit fortgeschritten, die könnten im Frühjahr abgeschlossen sein. Es ist die Frage, ob die Stadt es gewinnbringend vermarkten möchte oder ob man den Kinderbauerhof erhalten will. Der Investor plant nach eigenen Angaben, ihn zu erhalten.

Gerade in Benrath scheinen die Veränderungen im Bezirk 9 in diesem Jahr besonders groß zu sein. Wie werden sich die neuen Baugebiete auf den Stadtteil auswirken?

Graf: Wenn das alles so kommt, dann entsteht in den kommenden fünf bis sechs Jahren ein völlig neuer Stadtteil, der ein völlig neues Ambiente hat als bisher. Vielleicht heißt es dann noch Benrath, aber es ist dann nicht mehr Benrath. Die zunehmende Versiegelung des Bodens hat zudem negative Auswirkungen auf das Stadtklima. Meiner Meinung wäre es besser, die umliegenden Städte zu stärken und dort mehr Wohnbebauung zu fördern.