Handel Carlsplatz: Liefern lassen statt Auto fahren
Düsseldorf · Der Lieferdienst am Carlsplatz soll für leere Straßen und größere Umsätze sorgen. Eine erste Bilanz.
Am Samstag standen nun zum vierten Mal die blickfangenden Transporter am Rand des Carlsplatzes. Hier können Kunden dank einer Kooperation zwischen dem Carlsplatz und dem Projekt Incharge ihre Einkäufe entweder bis 16.00 Uhr lagern, oder ihre Adresse angeben und sie sich abends stadtweit kostenfrei liefern lassen. Zunächst experimentiert man dabei bis Weihnachten mit zwei Transportern, einem für Tiefkühlwaren. Federführend beim Projekt Incharge ist Michael Te Heesen, der davon überzeugt ist, dass dieses Konzept allen zu gute kommt: „Die Leute müssen ihre Ware nicht tragen und können mehr kaufen, was wiederum den Händlern hilft.“ Außerdem kann dieser Komfort den Wettbewerbsnachteil gegen Onlinehändler ausgleichen.
Was ihm aber vor allem am Herzen liegt ist es, die Innenstadt autofrei zu bekommen: „Wenn die Leute ihre Waren liefern lassen, können sie ihr eigenes Auto zuhause stehen lassen. Dann fährt nur ein Transporter auf der Straße anstatt zehn Privatautos.“ Einer der beiden Wägen fährt zudem elektrisch. Lediglich beim Kühltransporter muss mangels Alternativen auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden.
Unbekannt, doch Sympathien von Kunden und Händlern
Während an vielen Ständen Flyer mit dem Claim „Shoppen statt Schleppen“ rumliegen oder größere Informationsflugblätter an den Wänden hängen, haben die meisten Händler nur vereinzelt Kunden gehabt, die ihn in Anspruch nehmen wollen. An manchen Ständen kam es sogar noch gar nicht vor. „Ich denke, dass es noch lange dauern wird, bis sich das rumspricht“, erklärt Obst- und Gemüsehändler Bernd Beilstein. Vor allem jüngere Kunden seien offen für das Konzept. Ältere müssten erst damit warm werden, obwohl es ihnen ja vor allem zugute kommen könnte, wie Beilstein erklärt: „Trotzdem glaube ich am das Konzept. Es ist zeitgemäß.“ Schließlich fiele auch das Feedback der Kunden, die es dann mal ausprobiert hätten, positiv aus.
Weniger optimistisch äußert sich eine andere Gemüsehändlerin: „Die meisten Kunden kaufen gar nicht so viel. Meistens passt es in den einen Korb, den sie dabei haben“ Doch auch sie ist nicht dagegen, dass es nach der Testphase fortgeführt wird. Schließlich koste die Kooperation jeden Standbesitzer lediglich sechs Euro pro Tag. Eine ideelle Investition, die sich aber auch irgendwann zu höheren Umsätzen führen wird, wie Te Heesen versichert.
Über die letzten Wochen ist der Zuspruch auch schon langsam aber stetig gewachsen. Am zweiten Adventssamstag haben 40 Kunden ihre Ware am LKW gelagert und von denen 10 sie dann auch nach Hause schicken lassen. Am letzten Samstag lagen die Zahlen um je 50 Prozent höher.
Langer Atem soll sich auszahlen, zurzeit ideelles Nullsummenspiel
Nach vier Samstagen der fünfwöchigen Testphase kann also festgehalten werden, dass die Kunden, die den Dienst einmal ausprobiert haben, ihn auch gut finden. Auch die Händler halten ihn für ein modernes Konzept, um mit Onlinehändlern mithalten zu können. Doch trotz der vielen Flyer, die an den Ständen rumliegen, hat es sich noch nicht all zu sehr herumgesprochen. Und um zu bewerten, ob Te Heesens idealistische Ziele einer möglichst autofreien Innenstadt damit erreicht werden können, ist es ohnehin noch zu früh. Diesen langen Atem will er aber auch beweisen: „So wie es jetzt läuft, kostet es uns auch nicht viel. Solange wir hier keinen Verlust machen, soll es von uns aus immer weiter gehen.“ Eine Verlängerung der Kooperation im neuen Jahr ist also wahrscheinlich. Dann wird auch erst seriös bewertet werden können, wie gut das Konzept bei den Carlsplatzkunden angenommen wird.