Düsseldorf Chefs auf Expedition in der Arktis
Eine internationale Crew mit dem Düsseldorfer Oliver Picht an Bord segelt auf den Spuren berühmter Forscher.
Düsseldorf. Gletscher, Fjorde, Eisbären, Robben und Wale — wer sich auf eine Arktisexpedition einlässt, bucht das Abenteuer gleich mit. „Bei Packeis, Wind und Kälte lernt man den Respekt vor den Naturgewalten“, berichtet Oliver Picht. Der Vorstandsvorsitzende von Outokumpu Nirosta, der deutschen Zentrale des finnischen Edelstahlkonzerns in Krefeld, ist in Düsseldorf zu Hause und ein leidenschaftlicher Segler und Fotograf. Um die 5000 Seemeilen hat er schon „auf dem Buckel“, bisher aber eher in südlichen Gefilden.
Am 6. August startete er mit dem Global Offshore Sailing Team (GOST) und dem Münchener Skipper und Expeditionsleiter Jochen Werne von Longyearbyen auf Spitzbergen zu einem einwöchigen Törn gen Süden Richtung 77. Breitengrad. Werne war gerade von einem Trip Richtung 81 Grad Nord bis zur Packeisgrenze zurückgekehrt. Mit einer Segelcrew aus acht Mitgliedern — alle Hobbysegler und alle in den Chefetagen internationaler Unternehmen oder Organisationen beschäftigt — stach das Team auf einer 47-Fuß-Yacht (gut 14 Meter lang) in See, um den Spuren berühmter Seefahrer zu folgen, historische Ereignisse zu ergründen, maritime Traditionen aufrecht zu erhalten und den internationalen Austausch zu pflegen.
„Das war alles andere als ein Mallorca-Ferien-Trip“, sagt Picht. Ein halbes Jahr lang hat er sich gewissenhaft darauf vorbereitet. Sein Part war der des Navigators und Meteorologen. Er hat Seekarten studiert, seine Navigationskenntnisse aufgefrischt und sich mit Satellitentelefonen und GPS-Systemen vertraut gemacht. „Die Elektrik fällt schon mal aus und Handy-Empfang gibt es auch keinen“, erklärt er, weshalb er eigens das Navigieren per Sextant nach Stand von Sonne und Sternen geübt hat. Das Wache schieben an Bord wechselte alle vier Stunden für die Hälfte der Besatzung, während der andere Teil die Freizeit zum Schlafen und Essen nutzte. Bei einem Seegang zwischen fünf und acht Windstärken und entsprechender Schieflage des Schiffes.
Das russisch und finnisch geprägte Spitzbergen, 1596 von Barents, dem Namensgeber der Barentssee, entdeckt, war für Picht der Startpunkt der Expedition. „Die Insel war im Zweiten Weltkrieg Ort militärischer Auseinandersetzungen“, erzählt er. „Dort wurde ein ganzes Dorf dem Erdboden gleich gemacht“, so Picht. Heute halten sich dort Eisbären auf, weshalb man nur bewaffnet an Land gehen könne. „Wir haben zwar Eisbären gesehen, aber zum Glück keinen Kontakt gehabt.“ Auf der Fahrt zu den norwegischen Fjorden hat sich die Crew verschiedene Gletscher angeschaut. „Die Einheimischen berichten von einem unglaublichen Gletscherschwund“, sagt Picht.
In einem der Fjorde kam es dann zum Höhepunkt der Reise. Die Segler waren mit Grußbotschaften mehrerer Staatsoberhäupter unterwegs, unter anderem von Angela Merkel, Norwegens König Harald V. und der Regierungschefs von Kanada und Italien. Mit einem Staatsakt wurde ein Kranz der See übergeben im Gedenken an Marinesoldaten, die an arktischen Operationen im Zweiten Weltkrieg teilgenommen haben.
„Null Grad fühlen sich an wie minus zehn Grad, weshalb das Team stets vermummt unterwegs war“, erinnert er sich an das arktische Erlebnis als harte, aber unvergessliche Herausforderung. Klar, dass der Hobbyfotograf eifrig den Auslöser seiner Kamera bediente. „Der Segeltörn hat mir wieder einmal gezeigt, dass ein Team wesentlich mehr leistet, als der Einzelne“, bekennt Picht. „Das ist eine tolle Erfahrung und nicht nur ein Seminarthema“, ist er überzeugt.